Tuesday, February 03, 2009

Bettler, Kassiererin und schwarzer Rover – erste Variation

Er bezieht jeden Tag seinen Posten auf einer hochkant gestellten Obstkiste, sein batteriebetriebener Radio spielt irgendeinen Kultursender, sein Hund liegt auf einer haarigen Baumwolldecke mit Blümchenmuster. Meist liest der Mann in einem stockfleckigen Taschenbuch. Wenn eine Münze in den Blechnapf fällt, lächelt er höflich und bedankt sich würdevoll.

Im Supermarkt direkt hinter ihm seufzt eine junge Kassiererin jedesmal auf, wenn ein Kunde aus dem Billig-DVD-Ständer Shakespeare in Love auswählt.

Im Halteverbot vor dem Eingang parkt ein schwarzer Landrover. Eine Golfzeitschrift liegt auf dem Beifahrersitz; darunter klingelt ein Handy.

Der Himmel fährt eine Flotte Wolken auf. Ein Kassenzettel flattert auf, kommt kurz vor den neugierigen Augen des Hundes zur Ruhe, wird erneut in die Luft gewirbelt und verschwindet.

In der Ferne rollen Donner.

Der Mann auf der Obstkiste schlägt den Mantelkragen hoch. Die Kassiererin ruft nach der Stornokarte. Der schwarze Rover ist verschwunden.

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