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Friday, February 26, 2010

Alle, alle lieben dich - Stewart O'Nan

Wieder ein schönes O'Nan-Buch, eines von denen, die man kaum aushält.

Die gerade erwachsene Tochter Larsens kommt eines abends nicht nach Hause. Es gab nie einen Hinweis, dass sie abhauen wollte. Also können alle nur das schlimmste erwarten. Damit beginnt das Martyrium der Hinterbliebenen zwischen Hoffen und Verzweifeln.

Das aber dauert lange. Die Menschen verändern sich. Mutter, Schwester, Freunde müssen mit ihrem eigenen Leben weitermachen. Über ihnen schwebt ein Schatten.

Wahnsinn ist die unglaubliche, fast greifbare Präsenz der Verlorenen, obwohl sie nur im ersten Kapitel auftritt.

Fast dokumentarisch schildert O'Nan das alles, ganz genau, ganz fein. Manchmal verschlägt es einem den Atem.

Sunday, February 08, 2009

Das Glück der anderen

Eine Kleinstadt in Amerika nach dem Bürgerkrieg. Jakob Hanson, Scheriff, Leichenbestatter und Prediger in einer Person kämpft gegen die Diphterie und eine Feuersbrunst. Und dagegen, seinen Glauben zu verlieren.

Die Mensch und Tier sterben buchstäblich wie die Fliegen. Das, was mal bürgerliche Ordnung hieß, löst sich an allen Ecken auf, die Vernichtung ist total.

Und mitten in der Hölle, verzweifelte Gesten wie diese:

Die Straße ist voller Wagenspuren und in der Asche liegt ein plattgedrückter Vogelkäfig, in dem sich ein Kanarienvogel noch immer seitlich an seine Stange klammert. Du hebst das verbogene Ding auf und der Vogel flattert und schlägt mit den Flügeln. Mit dem Messer drückst du die Gitterstäbe auseinander, lässt den Vogel frei und wirfst den Käfig weg.

Während dessen verwesen rings um die Leichen seiner Mitbewohner, seiner Freunde, seiner Frau, seiner Tochter. Er arbeitet gegen das Chaos an, nahezu beharrlich, bis zum Schluss.

Der Kniff mit dem Du-Erzähler gibt dem Ganzen eine ganz eigene Dichte, einen Sound, der dem Leser lange nicht mehr aus dem Kopf geht.

Der Schluss ist von einer solchen Trostlosigkeit, dass man sich unter einem großen, schützenden Flügel verkriechen will.

Bislang das Beste in der Reihe hervorragender Stewart O'Nan-Bücher, die du in rascher Folge gelesen hast, als fändest du hier eine Art Neues Testament.

Wednesday, February 04, 2009

Halloween

Eine Clique von Jugendlichen, die in der Halloween-Nacht mit dem Auto gegen einen Baum fahren. Drei von ihnen sterben, teilweise schrecklich entstellt. Einer - früher einer coolsten - wird auf den Entwicklungsstand eines Vierjährigen zurückgeworfen. Der einzig wirklich Überlebende führt nur mehr ein Schattenddasein auf den Tag hin, wo er den anderen nachfolgt. Und dann ist da noch der Polizist, der dabei war, verwickelt, selbst schuldig, seit dem Tag hoffnungslos aus der Bahn geworfen.

Sie alle treffen sich wieder, die Lebenden und die Toten, an ihrem Jahrestag. Und bringen die Geschichte zu Ende.

Das ist so ein Roman, bei dessen Lektüre einem der Gedanke kommt, dass man genau so eine Geschichte schon immer mal lesen wollte. Vielleicht weil sie viel mit der melodramatischen Vorstellung zu tun hat, bei seinem eigenen Begräbnis Beobachter zu spielen oder als Geist durch die Straßen und Orte seines verlorenen Lebens zu ziehen und den Menschen nahe zu sein, die übrig geblieben sind (und die einen rufen).

Stewart O'Nan, dessen Bücher zu lieben wir beschlossen haben, schreibt so was. Unverwechselbar, echt, an die Nieren gehend.

Friday, January 30, 2009

Stewart o'Nan - Eine Entdeckung 1

Das Buch hat ein Gast in unserem Gästezimmer vergessen. Als ich letzte Woche grippebedingt dorthin ausgelagter wurde, griff ich danach und las es durch.

So wünscht man sich Bücher: Realistisch, echte Personen, deren Bewusstsein mit spitzer Feder transkribiert, ein wenig Spannung und Action, jedoch nicht zu viel. Und jede Menge davon, was man dilletantisch "poertische Stimmung" nennen mag und die irgendwie mit Abend, leeren Häusern, ersten LIeben, Trennungen, Wäldern & Seen und Engelskonterfeis im Schnee zu tun haben.