Sunday, December 30, 2018

Friedrich Hebbel - "Poesie der Idee": Tagebuchaufzeichnungen

"Es soll ein Notenbuch meines Herzens sein", steht auf der ersten Seite. Aber diese Befindlichkeitsnoten machen nur einen kleinen Teil aus. Die Tagebücher sind Sudelbücher im besten Sinne und vereinen Aphorismen, Jahresbilanzen, Denkbilder, Anekdoten, kuriose Begebenheiten, Erzähl- und Theatertheorie, Reisenotizen - da erfriert ihm sein Hund auf der Wanderung im Winter nach Hamburg - und vieles mehr. Alltag des Intellektuellen im 19. Jahrhundert.  Sehr oft sehr anregend. 

Tuesday, December 18, 2018

Ivan Turgeniew - Ein König Lear der Steppe

Novelle nach einem Plot von Shakespeare. Gut, aber leider mit einigen schlimmen antisemitischen Tönen darin. 

Saturday, December 15, 2018

F. Scott Fitzgerald - Der letzte Kuss

Die späten Erzählungen von Fitzgerald drehen sich um den sozialen Abstieg und das verzweifelte Bemühen, irgendwie an der Oberfläche zu bleiben. Immer aber auch mit der sympathischen, lässigen Selbstironie.

Monday, December 10, 2018

E.T.A. Hoffmann - Des Vetters Eckfenster

Die schönste und traurigste Erzählung Hoffmanns: Der Dichter kann nicht mehr aufstehen, nur noch das Marktgeschehen durch das Eckfenster beobachten. Aber da versammelt sich die ganze Welt. Schule des Sehens. Noch mal der serapiontische Blick.
Immer mal wieder zu lesen.

Dörte Hansen - Altes Land

Sehr gutes Buch über Entwurzelte und wie sie eine Art Heimat finden. Oder nie mehr finden. Schön, wie die Menschlichkeit dann doch trotz der zugigen Risse im Mauerwerk des alten Familenhauses ein Bleiben findet.

Erling Kagge - Gehen. Weiter gehen.

Wieder ein Buch übers Gehen. Ein gutes.

Heinrich Heine - Die romantische Schule

Mal wieder. Leuchtende, vor Witz und Gedanken sprühende Prosa.

Rainer Stach - Ist das Kafka

Sehr schönes Kafka-Lesebuch, das eine andere Perspektive auf Kafka wirft. Nicht der schwarzmalende Expressionist rückt in den Blick, sondern ein Mensch, der sehr angenehm gewesen sein muss.

Sunday, November 25, 2018

Neal Stephenson - Diamond Age

Kleines Mädchen aus dem Ghetto ergattert digitalmagische Zauberfibel und - naja, was eigentlich? Rettet ein Stück Welt? Schlägt einen Aufstand nieder? Sichert das Establishment. Man weiß es nicht. Die Idee und auch die Ausgangssituation sind sehr stark, aber nach der Hälfte driftet alles auseinander und Stephenson bringt es nicht mehr auf die Reihe, was sehr schade ist.

Sunday, November 18, 2018

Ingeborg Bachmann - Paul Celan: Herzzeit

Liebesbeziehung zwischen den Dichtern nach 1945. Anrührend, intensiv. 

Karen Duve - Fräulein Nettes kurzer Sommer

Schönes, lebendiges Buch über Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848)  in ihren frühen Zwanzigern. Zeitkolorit, Sittengemälde, klar und plastisch im Ton. 

Emily Walton: Der Sommer, in dem F. Scott Fitzgerald beinahe einen Kellner zersägte

Nettes Buch über F. Scott Fitzergerald, vor allem aber über jenen französischen Fischerort an der Riviera, wo sie dann alle kurz mal aus Paris hin sind, die Hemingways, Fitzgeralds, Parkers, Picassos.

Sunday, October 28, 2018

Hardy Kettlitz - Die Hugh Awards 1985 -2000

Schöne Leseliste zur phantastischen Literatur.

Hans Pleschinski - Wiesenstein

Roman über das Ende Gerhart Hauptmanns. Die Art seines Denkens, Dichtens, Daseins. Weckt Neugier auf das Werk, von dem man nicht mehr viel spricht. Starke Schilderung der grauenvollen Zustände in Schlesien zum und nach Ende des Kriegs.

Sunday, October 21, 2018

Gerhart Hauptmann - Bahnwärter Thiel

Gute Geschichte über einen Unglücksfall gekoppelt mit einem Doppelmord etc. Klarheit, feierliche Natur, Beschreibungen - wirkt auch heute noch. Pleschinski hat Hauptmann ja ausgegraben. Ein ganzer Werk-Kontinent, den man heute vermutlich höher schätzen würde, hätte sich Hauptmann nicht so arg bei den Nazis vertan.

Salman Rushdie - Golden House


Golden House ist Rushdies Überschreibung von Der Pate. Mafia-Familie aus Bombay kommt nach New York, drei Söhne, eine Russin bezirzt den Alten, alles erzählt von einem "I am a camera"-Videoproduzenten, der in dem Buch unglaubhaft viele Rollen einnimmt. So ist er Vater des vierten Sohnes des Clans, Vertrauter aller Brüder und des Alten selbst sowie Deckhengst der dritten Frau, einer russischen Baba Jaga.

Wie oft bei den Rushdie-Büchern ist man anfangs begeistert, aber nach etwa der Hälfte schwindet das Interesse. Warum ist das so? Ich jedenfalls falle regelmäßig ab. Ich mag das Virtuose der Sprache und das Spiel (so magisch-realistisch ist das ja eigentlich gar nicht) und den wimmelnden Reichtum an Kulturbezügen, habe aber den Eindruck, dass sich in den Büchern nichts wirklich bewegt. Die Bilder scheinen eigentümlich ausgestellt.

Was die politischen Bezüge - Joker Trump, Catwoman Clinton - betrifft, die hätte es gar nicht gebraucht, wirken gekünstelt und aufgesetzt, Nero Golden und sein neoliberales Weltbild reichen aus, um das Buch in die aktuelle politische Diskussion einzureihen.

Übrigens wieder hervorragend gelesen von Simon Jäger.

Friday, October 12, 2018

Claire-Louise Bennett - Teich

Kleiner Roman über die Einsamkeit, das Leben mit sich selbst. Kochen, Gartenarbeit, Hausparty, Nachbarn, Kühe, Weiden, Erinnerungen, Wäsche, E-Mails, irgendwo hinter den jähen Sprüngen durch den kleinen Haushalt einer Frau steht eine Tragödie, wandert ein Monster.

Tuesday, October 09, 2018

Alex Capus - Königskinder

Schöner kleiner Roman. Ein Paar wird im Auto eingeschneit. Eine Melkhütte auf dem Feld wird Ausgangspunkt für eine Geschichte um Ludwig den XVI, die der Mann zusammenspinnt, um beiden die Zeit zu vertreiben. Sehr gekonnt, sehr unterhaltsam, kleines Juwel.

Michael Ondaatje - Kriegslicht

Roman, der vor allem durch seinen Ton überzeugt. Nur wenn es in Richtung Plot geht, wird es etwas unklar. Die Fäden verschwinden nicht richtig im Geflecht, was man auch nicht unbedingt bräuchte, wäre die Ambition nicht angedeutet.

Wednesday, October 03, 2018

Tariq Ali - Im Schatten des Granatapfelbaums

Etwas plakative Geschichte einer moslimischen Familie in Andalusien, zu Zeiten des Endes der Reconquista. Etwas schwarz-weiß gemalt. Am Ende erhebt sogar noch Cortez, der Killer, sein blutiges Haupt.

Matt Ruff - Lovecraft Country

Schöner Roman und Lovecraft-Homage vermischt mit Rassismusthema. Sehr gut gelesen von Simon Jäger.

Saturday, September 29, 2018

Gianna Molinari - Hier ist noch alles möglich

Erzählung, Märchen. Eine dieser versponnenen Texte, die es so nur in der deutschsprachigen Literatur zu geben scheint. Weiß nicht, wie ich das finden soll. Das sind so typische Konstellationen mit drei, vier Figuren, die in einem „interessanten“, neo-romantischen Setting mit Möglichkeiten herumspielen. Aber umhauen tun sie einen damit nicht. 

Saturday, September 22, 2018

Homer - Odyssee

Überraschend spannend und voller literarischer Köstlichkeiten.

Thomas A, Szlezák - Homer oder Die Geburt der abendländischen Dichtung

Sehr gutes, sehr klares Buch über die Odyssee und die Illies, inklusive brauchbarer Synopsen. Der Vergleich mit Gilgamesch wenig erhellend.

Tuesday, September 18, 2018

Francesca Melandri - Alle, außer mir

Sehr guter Roman, der sehr souverän die Gegenwart und mit ihr die Wurzeln der Flüchtlingsproblematik und des Rechtsrucks in Europa spiegelt.

Virginie Despentes - Das Leben des Vernon Subutex 2

Starker Gesellschaftsroman. Vernon wird zur Heilsfigur. Nur wenn es ums Plotten geht, wackelt das ganze ein wenig.

Klaus Modick - Keyserlings Geheimnis

Schöner Künstlerroman, der Lust auf Keyserling und allgemein auf die Epoche macht.

Thursday, August 30, 2018

Jonas Lüscher - Kraft


Campus-Roman, rechte intellektuelle, neo-liberale Mentalität, teilweise sehr lustig und bös ironisch. Das Ende etwas matt.

Joyce Carol Oates - Pik-Bube


Bildergebnis für Joyce Carole Oates - Pik BubePager Turner. Aber geht er über Stephen King hinaus? Vielleicht, indem Oates es einfach kürzer hinbekommt. Sprecher, ok, nicht herausragend. 

Sunday, August 19, 2018

Graham Swift - Ein Festtag

Sehr guter kleiner Roman über einen lebensentscheidenden Moment und die Genese des Schriftsteller-Bewusstseins.

Arno Geiger - Unter der Drachenwand

Roman eines Kriegsheimkehrers, Kommentar von Iris Radisch: „Unter der Drachenwand ist eine geniale Authentizitätsfiktion, aus der der Autor sich anschießend so spurlos wie möglich zurückgezogen hat.“ Sehr treffend. Aber trotz der Stimmenimmitation bricht immer wieder der kraftvolle Erzähler durch, so auf z.B. auf
Seite 51: „ in den alleruntersten Schichten des Schlafes, wo es immer feucht und kalt ist, stieß ich erneut auf den Krieg, auf seine tausendfünfhundert schrecklichen Tage, auf Blutgeruch und wie sich gleichzeitig friedlich das Korn im Wind bewegt, während die Partisanen sich vor der Grube aufreihen und ihnen der Schweiß über das Gesicht rinnt.“

Stoff und Sprache teilweise an Hemingway erinnernd. Aber hier die geglückte Imitation authentischer Stimmen. Wie hat er das wohl gemacht, wie ist er an die Quellen gelangt? Laut Interview im Deutschlandfunk, handelt es sich um einen Zufallsfund: "eine alte Korrespondenz - Kinderbriefe, Elternbriefe, Behördenbriefe - in der es um Kinderlandverschickung nach Schwarzindien am Mondsee ging."

Im gleichen Interview zu den lyrischen Schrägstrichen, das sei ein bisschen wie bei einem Gedicht, es sei mehr als Punkt und weniger als ein Absatz. Er habe ein zusätzliches formales Gestaltungselement gewollt, an das man sich ja nach zwei, drei Seiten (...) gewöhnt habe. Irgendwie auch in dem Wunsch zunächst einmal, dass er so diese ganz konventionelle Romanform wenigstens in einem Detail breche, um zu signalisieren, für ihn sei das mehr als einfach nur ein Roman.

Jedenfalls eines der besten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Vor allem der Ton macht hier wieder 70 Prozent des Erlebnisses aus  


Friday, August 10, 2018

Bernard Cornwell - Narren und Sterbliche

Roman als Container für Elisabethanische Requisiten-Show missbraucht, Hatte meinen Spaß, allerdings der Vorleser nicht der Hit, z.B. wenn er kleine Jungs oder Mädels imitiert.

Stefan Bachmann - Die Seltsamen

Gut gemachter, detailreicher Steampunk-Fantasy-Roman. Aber nicht mehr meine Lektüre. Übersättigt an Fiction.

Inge Jens - Am Schreibtisch

Buch über Thomas Manns Schreibtisch. Wie er er ihn um die halbe Welt mitnahm und immer wieder als Anker benutzte. So lange es ein Werk gab.

Tuesday, July 24, 2018

Ariel Magnus - Die Schachspieler von Buenos Aires

Eines von den Büchern, die man sehr mag und die einem unheimlich sympatisch sind, dabei aber gar nicht sehr fesseln und einen sogar manchmal ziemlich langweilen. Sehr schön hier das postmoderne Spiel mit den Formen. Aber auch sichtbar das Dilemma, Schach zu erzählen, damit es Laien verstehen. Für den Kenner klingt das immer nach Verschieben schwerer Möbel in einem zu kleinen Zimmer.

Jeremias Gotthelf - Die schwarze Spinne

Genauso unheimlich, wie in der Erinnerung. Die schwarze Spinne ist tatsächlich purer Horror. Die Moral darin gar nicht so fragwürdig, schließlich ist der Auslöser der ganzen Katastrophen, die auf den hundert Seiten hereinbrechen das Überheben einiger weniger auf Kosten anderer. Der Nährboden für Teufelswerk ist die Unterdrückung anderer zwecks eigener Bereicherung.

Sunday, July 22, 2018

Robert Seethaler - Das Feld

Spitzenreiter der Spiegel-Bestenliste. Eigentlich kein richtiger Roman, wie so viele Bücher heutzutage trägt es dieses Etikett um des Absatzes Willen. Aber egal. Im Prinzip ist auch jeder Roman eine Art Container für alle möglichen Formen. Warum nicht auch für eine Sammlung von Geschichten. Den Rahmen der Geschichte bildet der Friedhof, das „Feld“, hier liegen die Toten und berichten einem namenlosen Erzähler, der nur am Anfang des Romans kurz in Erscheinung tritt und sich fragt, ob diese Stimmen seiner Fantasie entstanden, oder tatsächlich die jenigen der Toten sind, die ihm noch unbedingt etwas erzählen müssen. Ich weiß nicht welche Vorstellung da von spannender ist, beide haben ihre Reize.

Tuesday, July 17, 2018

Eric Vuillard - Die Tagesordnung

Sehr gute Erzählung über zwei Ausschnitt der Nazi-Geschichte. Einmal die Versammlung der Wirtschaftbonzen, wie sie leichterhand den NS-Staat sponsoren. Das andere Mal ein sehr erhellender Blick hinter die Kulissen des Anschlusses Österreichs. Vuillards Kommentare sehr nah an unserer Zeit - Sieg von Frechheit, Dreistigkeit, Überrumpelung, Lügen über alle Vernunft.

John Updike - Werben um die eigene Frau

Frühe Updike-Storys, noch in den 50er Jahren spielend. Stoff sind Ehe, Familie, Beziehungen. Form ist häufig eine Art Versuchsanordnung, bei der entfernte Motive miteinander verbunden werden. Das ein Feld pflügende Nachbarskind plus Ausgrabungen und Archäologie plus Verlust einer Geliebten zum Beispiel. In dem so entstehenden Spannungsfeld blitzt dann Updikes meisterhafte, manchmal ausgestellte Sprache. Manchmal ermüdend und keinesfalls einfach so weglesbar.

Sunday, July 15, 2018

Tad Williams - Der Engelsturm

Abschluss des Epos. Natürlich wird es hin und wieder langatmig, aber das gehört zu diesen großen Vorhaben. Schön, wie hier alles wieder zusammengeführt wird. Nur der Höhepunkt, die Wiederkehr des Sturmkönigs, ist seltsam kurz. Über vier Bände hat sich da etwas zusammengebraut, das dann in wenigen Seiten, ja fast Zeilen, verpufft. Aber das ist in Ordnung. Man hält die knapp 4000 Seiten durch, weil darin Figuren handeln, bei denen man gerne verweilt. Großartig gelesen Andreas Fröhlich.

Saturday, July 14, 2018

Christoph Ransmayr - Die Verbeugung des Riesen


Erzählungen, Texte, Aufsätze über das Erzählen und Schreiben. Besonders bemerkenswert: die Erfindung der Welt. Fragen. Antworten. Dabei handelt es sich um eine Hommage an Kafka. Ransmayr spürt hier dem Prozess Des Erzählens nach. Wie sich aus einer Beobachtung Fragen ergeben, eine Masse von Fragen, Cluster von Fragen, und wie jede Antwort auf Bestimmteres zusteuert - und das ist dann die Erzählung.

Jürgen Grambow - Uwe Johnson

Ich wollte mal wieder eine dieser Bildreihen rororo-Monographien lesen. Über Uwe Johnson wollte ich mich schon lange etwas informieren. Ich weiß nicht, warum ich mich gerade für Johnson so interessiere, habe ich doch schon einige seiner Romane angefangen, aber dann nicht zu Ende gebracht. Und die Jahrestage finde ich faszinierend.

Wie schade, dass die rororo-Monographie so furchtbar geschrieben ist und gar keine Lust auf mehr macht.

Wednesday, July 11, 2018

Richard Ford - Zwischen ihnen


Viel gelobtes Porträt seiner Eltern. sofort fällt die eigentümliche Distanz zwischen ihnen und dem Erzähler auf. Das liegt nicht alleine daran, dass der Vater Handlungsreisender ist und nur an den Wochenenden nach Hause kommt. Es liegt an dem seltsamen Charakter dieses Vaters, der ein Fremder in der Welt, in der Zeit ist. Fast mutet er einen wie ein Zombie oder Alien an. Freundlich und nicht unsympathisch, aber auch monströs.

Tuesday, July 10, 2018

Vladimir Nabokov - Nikolaj Gogol



Nabokov hat eine sehr launige "Biografie" über Nikolaj Gogol verfasst. Ich habe den Band vor über zehn Jahren gekauft und unerklärlicher Weise noch nicht gelesen. Jetzt ist es so weit. Es hat nur etwas über zehn Seiten gedauert, dann war ich wieder drinnen, im Nabokov-Rausch.

Saturday, July 07, 2018

Mo Yan - Wie das Blatt sich wendet


Memoiren können auch kurz sein. Mo Yan braucht in „Wie das Blatt sich wendet“ gerade mal hundert Seiten. Was er erzählt ist beachtlich: Ein armer, etwas renitenter Bauernsohn schafft den Aufstieg zu einem Weltschriftsteller und Nobelpreisträger.

Friday, July 06, 2018

Helene Hanff - 84, Charing Cross Road

Schönes Büchernarrenbuch. Briefe von Menschen, die so zart und gut sind, dass sie wohl nur aus England kommen können. Alles aus einer Zeit, in der Bücher noch kostbar waren.

Josef Winkler - Die Realität so sagen, als ob sie trotzdem nicht wär oder Die Wutausbrüche der Engel

Solche Bücher wie Josef Winklers Die Realität so sagen... sind also der wirkliche Stoff. Die immer spürbare existentielle Not dahinter.

Tuesday, July 03, 2018

David Mitchell - Die tausend Herbste des Jakob de Zoet

Sehr schönes Buch über Japan in der Kolonialzeit. Spannend die Gebräuche und was für seltsame Kulturen in der absoluten Abgeschiedenheit gedeihen, unheimlich.

Thursday, June 21, 2018

Rachel Cusk - Outline

Anscheinend sehr gelobter Roman, in dem Leute ihre Lebensgeschichte herausplaudern. Manchmal interessant, manchmal langweilig. Lauter Abrisse für Romane, die man glücklicherweise nicht lesen muss.

Sunday, June 17, 2018

Theodor Storm - Beim Vetter Christian

Nette kleine Erzählung, hier Storm mal ganz unaufgeregt, was der Anlage gut tut. Die Frauen kommen nicht so wahnsinnig gut weg und der Humor liegt unter einer fetten Staubschicht, aber trotzdem, man hält sich gern auf, beim Vetter Christian.

Saturday, June 16, 2018

Vitalis Konstantinov - FMD. Leben und Werk von Dostojewski

Graphic Novel über Dostojewski, Leben und Werk episch bebildernd.
Großartige Zeichnungen mit prägnanten Stil, stark an 20er Jahre erinnernd. Wimmelnde Vielfalt, dabei aber immer sehr klar.
Sofort Lust auf Dostojewski-Bücher.

Friday, June 15, 2018

Jochen Missfeldt - Die graue Stadt am Meer

Der Dichter Theodor Storm und sein Jahrhundert. Schönes Buch, auch von der Machart her.
Storm ein Autor, der mich peripher interessiert. Der Lyriker eher und vor allem die nordische Landschaft. Davon ist auch viel in Missfeldts Buch. Außerdem spannend die komplexe, problembehaftete Familiengeschichte. Der Sohn, der sich zu Tode säuft, die anderen Söhne, die schwer vermittelbaren Töchter. Storm der Dirigent all dessen, streng und liebevoll. Dabei nicht immer sympathisch.
Auch das Werk rückt in den Blick mit Empfehlungen, auf die ich vorher nicht gekommen wäre. Eigenartig nur, dass er zum Schimmelreiter fast nichts sagt.


Connie Willis - Die Jahre des schwarzen Todes

Nerviger, redundanter Roman voller Unwahrscheinlichkeiten und komischen Anachronismen. Abgebrochen.

Saturday, June 09, 2018

Theodor Storm - Draußen im Heidedorf

Guter Storm, schön und schaurig die Landschaften. Plot etwas dünn.

Tuesday, June 05, 2018

Felicitas von Lovenberg - Gebrauchsanweisung fürs Lesen

Buchlesemotivator mit neuen und alten Klischees aus der Kulturklamottenkiste. Habe mir darunter mehr versprochen, zum Beispiel zum Thema Deep Reading, was gar nicht erklärt wird. Da fehlt mir die Anleitung. Ärgerlich das E-Book-Bashing, mit den Argumenten wird man bei kommenden Lesegenerationen keinen Blumentopf gewinnen.

Tad Williams - Die Nornenkönigin

Es wird lang und länger. Aber dank der Gestalten bleibt man dabei. Auch interessant die Ausarbeitung der Kulturen. Nicht so detailbesessen, wie manche andere, aber befriedigen das Interesse durchaus. Und der Sprecher ist hervorragend.

Thursday, May 31, 2018

Stewart O'Nan - Westlich des Sunset

Romanbiografie, F. Scott Fitzgeralds letzte Jahre. Ehefrau Zelda geisteskrank, er ist verschuldet und hangelt sich von Drehbuchjob zu Drehbuchjob. Sheila, eine junge Geliebte kümmert sich um ihn (dabei ist er auch noch nicht alt, etwas über 40).
Immer wieder zerstört das Trinken die zerbrechliche Struktur, die er braucht, um die Dinge auf die Reihe zu kriegen.
Die Handlung unspektakulär: Arbeit am Drehbuch, an den Erzählungen, am letzten Roman, Freizeit mit der Geliebten, Urlaub mit Zelda und/oder Scottie, Ausbrüche in den Suff, später Herzattacken und Pflege. Einmal gibt es einen fatalen Rechercheausflug an ein College.