Friday, October 30, 2009

Dan Simmons - Terror und Kinder der Nacht

Dan Simmons also. Ein sehr interessanter Autor. Fing mit Terror an, war begeistert und kaufte gleich einen ganzen Haufen Taschenbücher von ihm. Einer dieser Autoren, die U und E auf einer ganz anderen als der stilistischen Ebene verheiraten. Bei ihm geschieht in der Geschichte selbst.

Vorweg: Terror ist ein Epenteppich von monumentaler Wucht - lang, breit, wohlig und wärmend. Es geht um die gescheiterte Suche Sir John Franklins nach der sagenhaften Nordwestpassage im arktischen Ozean. Diese bleibt buchstäblich im Packeis stecken. Die beiden Expeditionsschiffe Terror und die Erebus frieren auf unabsehbare Zeit fest.

Jetzt beginnt der Kampf gegen das Element, also gegen Eis, arktische Gewitter, Hunger, Skorbut, Kannibalismus. Aber nicht nur mit diesen irdischen Fährnissen hat es die Besatzung zu tun. Auch ein bäriges Eismonster inuitmythischer Herkunft dezimiert die Mannschaft beträchtlich.

Was für das Buch spricht:
  • tolle Details, gründlich und ausführlich recherchiert, wie es zugegangen sein muss - angefangen bei der Kartographie über die Proviantversorgung bis hin zur Schiffsplankenstärke und ihre unterschiedlichen Materialien. Man bekommt also ein prima Sachbuch als Gratiszugabe
  • perspektivisches Erzählen, psychologisch stimmig, abwechslungsreich
  • epische Breite, die man gerne durchwandert
  • Spannung, Action, ohne zu unnötig zu splattern
  • ein doppelter Boden mit mythischen Koordinatensystem

Las dann auch gleich, weil es auf Halloween zuging, Kinder der Nacht. Hat mich weniger überzeugt. Ein besserer Dan Brown.

Jedenfalls: Dan Brown hat sich mit Terror in meiner persönlichen Favoritenliste weit nach oben katapultiert. Leigt etwa auf einer Stufe mit Cornwell.

Friday, October 09, 2009

Buddenbrooks - Film von Broloer

Am Ende bekräftigt Sesemi Weichbrod die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit all den verstorbenen Buddenbrooks durch ein kräftiges "Es est so".

So oder so ähnlich der Schluss.

Nur - kein Mensch kennt die Frau (im Film ist es sogar die Ida), sie ist gar nicht eingeführt. Und ohne die Person ist der Satz nichts wert.

Genauso so geht es die ganze Zeit. Dauernd kommen Sachen vor, die völlig unvorbereitet plötzlich eine Rolle spielen. Der Zahnarzt, das neue Haus, das Klavierspiel. Alles wird vor den Zuschauer hingestellt und gleich wieder weggeschoben. Nichts bleibt haften, diese Welt scheucht einen hin und her und lädt nie zum verweilen ein.

Die Schauspieler sind alle ohne Ausnahme völlig verloren in Kostüm und Kulisse. Die Auswahl der Szenen mag sich zwar an den Schlüsselszenen des Romans orientieren, aber sie werden so lieblos runtergespielt, dass man eigentlich nur noch mit dem Kopf schüttelt.

Nach der Mann-Verfilmung, die wirklich großartig ist - ist der Film eine riesige Enttäuschung.

In der Zeit fragt sich der Rezensent, was Scorcese daraus gemacht hätte. Ich glaube, er hätte den Buddenbrooks in einem rauschhaften Bilderbogen ein filmisches Fest bereitet. Denn Scorcese kann Charaktere in Szene setzen. Davon ist hier gar nichts zu spüren. Und das bei einer Geschichte, die von ihren Figuren lebt.

Man nehme nur Everybody's Darling Toni. Im Buch ist sie noch keine 20, als sie in die Grünlich-Morten-Affäre verstrickt wird. Im Film ist sie eine Frau Anfang 30. Ihr ganze emotionale Misere bleibt völlig unverständlich. Mitgefühl kann hier nicht entstehen.

Alles ist plump, misstönend, unter Niveau. Als habe eine halbseidene Rumtata-Kapelle Fracks und Instrumente der Wiener Philharmoniker gemopst und führe damit einen völlig verhunzten Beethoven auf.

Wenn jemand die Buddenbrook nicht kennt - nach dem Film wird er niemals zum Buch greifen wollen.

Wednesday, October 07, 2009

Simple Storys - Ingo Schulze

Lange im Regal stehen gehabt und beim dritten oder vierten Anlauf endlich gelesen. Trotz Fremdheit gegenüber Personen, Ereignissen und Komposition manchmal richtig abgetaucht.

Jedoch, Fontane klagt einmal über die russischen Realisten, dass ihm da etwas fehlt. Mit Romantik und Verklärung ist dieses Fehlen nur schlecht bezeichnet. Jedenfalls, es weht einen nichts an. Alles nackt, staubig, trostlos. Es fehlt der Blues.

Die Witwen von Eastwick - John Updike

Die hohe Kunst des Meisters blitzt auf jeder Seite auf.

Dennoch, als Schlusswort eigentümlich unbefriedigend.

Werkstattgespräche mit Schriftstellern - Horst Bienek

Vergnüglicher und interessanter Rückblick auf einstige Literaturstars.
Kaufte zwei Bücher danach: Hermann Kesten, Meine Freunde, die Poeten und eines Robert Neumann.

Unendlicher Spaß

Ich gestehe: abgebrochen auf Seite 280.

Nach gründlichem Abwegen zu dem Ergebnis gekommen: Der Aufwand dafür, die vermuteten Reize des Buches zu erschließen zu groß.

Das steht es jetzt in dem Regal, ziegelsteindickes Mal eines Leseversagens.

Oder?