Thursday, December 31, 2015

Thomas Glatz - Die übrige Zeit bis zum Bestimmungsort

Ein Miniroman. Beschreibungsprosa, als habe Josef Winkler einen über den Durst getrunken. Parodie auch auf "Detailismus" der Schreibschule. Sehr hübsch.

Wednesday, December 30, 2015

Rebecca Gablé - Der dunkle Thron

Prima historischer Roman über die Tudor-Zeit. Das ganze Heinrich VIII- Schlamassel im schönen 1000-Seiten-Überflug.

Marjane Satrapi - Persepolis

Graphic Novel über eine Kindheit im Iran. Die Episoden der Autobiographie sind exzellent ausgewählt, die Zeichnungen grandios.

Monday, December 28, 2015

Moritz Stetter - Das Urteil nach Franz Kafka

Etwas enttäuscht. Irgendwie hat Stetter die Idee, den ganzen Komplex, der die Erzählung ausmacht, allein in den Gesichtern zur Anschauung zu bringen und Konkretes ( Stadt, Landschaft, Szenen) abstrakt zu behandeln. So kommt es zu dem Eindruck, dass man viel mehr "sieht", wenn man die Erzählung nur liest. Denn die Lust auf die beiden (oder drei, nimmt man den Freund in Russland dazu) Gesichter verliert sich nach ein paar Seiten. Sie nerven eher.

Wednesday, December 16, 2015

Robert Harris - Dictator

Ende der Cicero-Saga. Sehr sachlich wird Cicero zu Grabe getragen. Schöner und spannender können Geschichtsstunden kaum sein.

Alexander Pechmann - Die Bibliothek der verlorenen Bücher

Sehr schönes Buch über Bücher. Es gibt von der Art ja nicht wenig. Aber einen großen Unterschied macht es, wenn man eine starke, sympathische Erzählerstimme hat, die einen durch diese Bibliotheken begleitet. Alexander Pechmann hat so eine.

Robert Galbraith - Der Seidenspinner

Kriminalroman, sehr solide, Rowling fährt ihre Qualitäten auf: starke Charaktere, wohl dosierte Romantisierung und damit Atmosphäre, die nicht zu fett aufliegt, ein spannender Plot und wie immer auch eine Prise Gesellschaftskritik. Sehr gerne gelesen. Ein Held, der das Zeug für eine lange Serie hat.

Hanns-Josef Ortheil - Der Stift und das Papier

Dieses Buch ganz langsam gelesen, auf dass es ja nicht zu schnell zu Ende geht. Ein Junge erzählt, wie ihm die Eltern das Schreiben lehren. Aber was für ein Schreiben das ist! Eine zärtliche Schule der Achtsamkeit, die dem Jungen eine einmalige Perspektive für das Leben ermöglicht. Mit dem Schreiben reift ein autonomer, freier Künstler.

Aber! Was für Lehrer er in seinen Eltern hat. So ein liebevolles Porträt eines Vaters habe ich noch überhaupt nicht gelesen. Ein tolles Buch!

Wednesday, December 09, 2015

Umarmungsliteratur: Friedrich Ani - Der namenlose Tag

Friedrich Ani schreibt Kriminalromane, die vom Leid vorgeblich normaler Menschen unserer Gesellschaft handeln. Mitgefühl ist das Hauptmotiv der Bücher. Hier zum Beispiel gibt es eine mehrstündige (!) Umarmung zwischen dem Ermittler und der Mutter einer jungen Selbstmörderin. Überhaupt gibt es sehr viele Umarmungen. Der Detektiv umarmt so ziemlich alle Personen, die in dem Buch vorkommen. Es handelt sich um eine Geste des sprachlosen Mitgefühls, die Ani eigentlich in allen Büchern gerne einsetzt. Er ist sicher der erste Umarmungsliterat des Landes, was aber den Büchern keinen Abbruch tut.