Monday, April 28, 2014

Justin Cronin - Die Zwölf

Zweiter Teil dieses dicht geknüpften Endzeitteppichs. Anfangs Schwierigkeiten, hinein zu finden. Viele Personen, mindestens drei verschiedene Zeitebenen, außerdem viel Basiswissen aus Der Übergang nötig. Dann, im dritten Teil, ist man plötzlich drinnen. Und wie immer bei derartigen epischen Projekten am Ende die bekannte Es-Desillusionierung: Monster, wenn sie denn endlich ihren Auftritt haben, sind infantil. Auch als Fiktion sind sie nur kümmerliche Marionetten im Vergleich zu den Wesen, die sie in ihrer Abwesenheit im Leser entstehen lassen.

Tuesday, April 22, 2014

Geraldine Brooks - Das Pesttuch

Sehr starker historischer Roman: Im England des 18. Jahrhunderts bricht in einem Dorf die Pest aus. Das Dorf verhängt eigenständig eine Quarantäne. Eine gebildete Bedienstete erzählt aus diesem Schmelztigel des Leidens. Am Ende gelingt es ihr nicht nur die todbringende Seuche zu überwinden, sondern auch, sich aus den Machtstrukturen der religiös-patriarchalischen Gesellschaft zu befreien.

Louise Erdrich - Das Haus des Windes

Eine von diesen Huckelberry-Finn-Stories, Junge lernt die Härten des Erwachsenendaseins kennen etc. Hier spielt das in einem Indianerreservat Ende der 80er. Die Mutter des Erzählers wird vergewaltigt. Der Täter, ein Psychopat, streift noch in der Gegend herum, ist als Weißer aber schwer zu belangen. Starke Stimmung, viele erfrischende Reize etwa aus den indianischen Riten und Mysterien. Ähnlich Lansdale.

Daniel Kehlmann - K

Drei Brüder wie im Märchen,  aber keiner macht sein Glück.  Der erste ist ein Pfarrer,  der vom Glauben abfällt,  der zweite ein Börsenmakler,  der sich verspekuliert,  der dritte ein Kunstfälscher, der ermordet wird. Alles von dieser humorigen Klarheit, die hierzulande nur Kehlmann beherrscht.

Petra Morsbach - Gottesdiener

Lebensbeschreibung eines Priesters in der Provinz. Realistisch,  wie eine Reportage,  aber mehr. Glaubensfragen und -zweifel von einem an der vermeintlichen Quelle, Sehnsüchte,  Leiden, Fehler etc. Alles fast durchgehend interessant. Ein viel genauerer und reicherer Blick auf den Berufsstand des Pfarrers, als der allgemeine.

Saturday, April 05, 2014

Petra Morsbach - Warum Fräulein Laura freundlich war

Seltsam, so eine bekannte Epikern ausgerechnet durch einen Essay kennenzulernen. Hörte das BR-Feature und war sofort angetan, vor allem die poetologischen Überlegungen fand ich spannend. Und hier ist das einmal sorgfältig im Detail ausgearbeitet: Ein sorgfältiger, kritischer Blick einer hohen Handwerkerin auf das Handwerk anderer. Teilweise atemberaubend interessant.

Alina Bronsky - Die schärfsten Rezepte der tartarischen Küche

Eine sexy Großmuttertyrannin quält ihre Familie. Witzig, tragisch, schön. Warum muss ich bei Alina Bronsky immer an John Irving denken? Schätze, das liegt an den Figuren, sie sind ähnlich liebenswert.