Friday, February 26, 2010

Pnin - Nabokov

Pnin mal wieder. Bei Nabokov macht jeder einzelne Satz Spaß. Für mich der größte Stilist des 20. Jahrhunderts.

Sah eine sehr schöne Ausgabe seines zuvor nicht veröffentlichten Romanfragments. Nur einzelne Versatzstücke auf Karteikarten. Unwiderstehlich reizvoll.

Alle, alle lieben dich - Stewart O'Nan

Wieder ein schönes O'Nan-Buch, eines von denen, die man kaum aushält.

Die gerade erwachsene Tochter Larsens kommt eines abends nicht nach Hause. Es gab nie einen Hinweis, dass sie abhauen wollte. Also können alle nur das schlimmste erwarten. Damit beginnt das Martyrium der Hinterbliebenen zwischen Hoffen und Verzweifeln.

Das aber dauert lange. Die Menschen verändern sich. Mutter, Schwester, Freunde müssen mit ihrem eigenen Leben weitermachen. Über ihnen schwebt ein Schatten.

Wahnsinn ist die unglaubliche, fast greifbare Präsenz der Verlorenen, obwohl sie nur im ersten Kapitel auftritt.

Fast dokumentarisch schildert O'Nan das alles, ganz genau, ganz fein. Manchmal verschlägt es einem den Atem.

Sunday, February 14, 2010

Bernhard-Unseld-Briefwechsel

Sehr schönes Hörbuch, brillant gelesen von Peter Simonischeck und Gerd Voss. Ein Kurs in knallharter Verhandlungstaktik in Sachen Literatur. Habe natürlich gleich wieder ein Bernhard-Buch zur Hand genommen, gibt ja noch genug ungelesene. Verstörung.

Und Bernhard-Filme auf YouTube angeschaut. Er ist der YouTube-Autor, von keinem anderen gibt es so viel im Netz. Obwohl sich andere bestimmt viel lieber und öfter haben filmen lassen.

Er steht alleine. Nach wie vor.

Friday, February 05, 2010

Die Wohlgesinnten - Jonathan Littell

Ein Monster von einem Buch. Allein der Umfang. Dann die Themen: Holocaust, Stalingrad, SS, Psychopathologie.

Liest man es gerne? Vieles widerstrebt einem. Aber die ästhetische Herausforderung ist enorm. Funktioniert diese Perspektive, die Täterperspektive im Dritten Reich, der SS-Mann als Ich-Erzähler auf Du-und-Du mit dem Leser?

Was geht hier vor? Nichts anderes, als die Stoffwerdung des Holocausts für die Literatur. Bei allem davor war die epische Distanz ein Ding der Unmöglichkeit.

Aber dann ist auch wieder von allem zu viel. Aue ist einfach überall dabei gewesen und kommt immer mit heiler Haut davon. Überhaupt: Alle ein fiktionalen Elemente stören. Das fängt an bei der unseligen Psychopathenstory, geht weiter mit den endlosen, die Lesernerven strapazierenden Pornofantasien und endet mit diesem trotteligen Polizistenpaar. Was diesem eher schwachen Aue alles aufgeladen ist, ist einfach zu viel des Guten und vor allem des Üblen. Die Opfer bleiben nur Schemen hinter all dem, was wahrscheinlich beabsichtigt ist.

Das Air-Kapitel ist bodenlos, man klappt das Buch nur deshlab nicht zu, weil es so weit hinten kommt und man jetzt den Rest auch noch lesen will.

Froh, es fertig zu haben. Einen Lesemonat damit verbracht. Verschwendet?

Philip Roth - Exit Ghost

Der letzte Zuckerman also. Sehr schön, das Wiedersehen mit Lonoff und Amy. Auch die Gedanken zur radikalen Zurückgezogenheit.

Aber alles doch merkwürdig substanzarm. Ein Kammerstück mit Anlagen für mehr: Was passiert mit Amy, was war mit Amy zuvor geschehen? Wie geht es mit dem Schriftsteller-Ehepaar weiter, das den Wohnungstausch mit Zuckerman will? All das scheint wie eine schöne Exposition, die aber dann nicht ausgeführt wird. Stattdessen die quälenden künstlichen Dialogeinspengsel.

Schade. Exit Ghost eben.

Tuesday, February 02, 2010

Oskar

Sterbebegleitung auf's sanfteste. Pflegeheim-Kater Oskar spürt, wenn sich ein Patient auf die letzte Reise macht, so das "New England Journal of Medicine."Todesengel auf Samtpfoten
Gesellt sich der Klinikkater zu einem Patienten, steht dessen Tod unmittelbar bevor - meist stirbt der Betroffene binnen vier Stunden. Das Tier "riecht" den Tod, also die von Kranken abgesonderten Pheromone oder Gerüche.

Angehörige schätzten den Kater vor allem als sanften Begleiter in den letzten Stunden und weniger als schlechtes Omen. Inzwischen ist "Oscar" weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Ihn lässt die wachsende Aufmerksamkeit jedoch unberührt. Der Kater sitzt nach wie vor am liebsten am Fenster - allein.