Monday, December 19, 2005

Gespenster auf dem Stepper

Gestern sehr verkatert gewesen nach einer Party-Nacht, die erste seit langem. Habe eine Stunde auf dem Stpper zugebracht und dabei Nichts als Gespenster von Judith Hermann gehört. Tolle Geschichte: das Überwinden der Fremdheit, die scheinbare Hoffnungslosigkeit dieser Beziehung und die Wendung des Schicksals in Gestalt eines bierbäuchigen Billiardspielers in einer Kneipe am Ende der Welt. Besser geht es kaum.

Unter Wasser atmen

Die erste Geschichte ist eine richtige Gänsehaut-Geschichte. Ja, das ist unheimlich und traurig und der Schluss ist ein Gedicht. Sehr gut, weiter so.

Kurzformen

Las in einem Aufsatz über die Vorzüge der Kurzformen. Es stimmt ja alles: Selten ist ein Roman so gut, wie eine gute Kurzgeschichte. Dann das 19. Jahrhundert mit alle seinen Novellen. Und Gedichte, wieviel unterhaltsamer sie sein können, einfach aufgrund ihrer Kompaktheit. Lese Orringer, Updike und andere.

Stifter, Stadler, leider nicht Fühmann

Sein Stifter. Halbassoziatives Konglomerat, nur manchmal interessant. Obwohl ich so Bücher ja gerne mag, Biografien entlang eines Vorbildautoren. Fühmanns Vor Feuerschlünden bzw. Der sturz den Engels ist eines der schönsten Bücher dieser Art. Unvergesslich der Frühlingstag in Tübingen, als ich es in einer Ramschkiste vor einem kleinen Buchladen wieder fand. (Unvergesslich auch so manch anderes, das mit dem Buch zu tun hatte.)

Monday, December 12, 2005

Ohne Eigenschaften

Bin auf Seite 200. Es gefällt mir. Auch wenn es manchmal zum einschlafen ist. Liest man so ein Buch einfach von vorne bis hinten durch? Seiten zählen hat gar keinen Sinn. Nichts ist mit dem bloßen Fertigwerden gewonnen.

Joseph Drei

Ist das eigentlich eine echte Welt, die uns da vor Augen geführt wird? Das ist die Realismus-Frage. Teilweise hat der Roman ja dokumentarische Strukturen. Die Dialoge sind dagegen völlig künstlich. So sprach und spricht kein Mensch. Aber auch das ist kein Fehler, da die Dialogart im Roman mit dem "Schönen Gespräch" ja definiert wurde. Die Künstlichkeit entsteht dadurch, dass Mann versucht, uns auch den Subtext der Worte präsent zu machen. Er tut das nicht durch Erläuterungen, sondern indem er sie in das Gespräch einarbeitet. Das macht das ganze ein wenig geschwätzig und lässt die Personen eitel wirken. Manchmal blitzt aber gerade in dieser Dialogart der Himor auf, weil die Personen ihre gedanken mehr odeer weniger unverholen preisgeben. Ist Joseph Drei unterhält einen auf hohem Niveau.

Thursday, December 01, 2005

Ich bin Rot. Pahmuk

Hat so gut angefangen, richtig satt. Und wurde immer langweiliger. Die Schwäche des Buches: Es werden viel zu viele Bilder beschrieben. Und nicht nur das: Es sind immer wieder die gleichen. Man würde sie gerne endlich sehen, aber der Pahmuk tut wenig, um sie sichtbar zu machen. Er zählt nur immer wieder die gleichen Gestalten auf, die darauf zu sehen sind: Pferde, Padischahs, Bäume, Krieger, Büsche...So geht das seitenweise, dass es fast ein Witz ist.

Lese jetzt nur noch kusorisch und will die letzten 100 (von 550!) heute im Zug abfackeln. Schade, aber ich weiß gar nicht, ob ich dem Autoren noch eine Chance geben kann, zumal er mich am Anfang so getäuscht hat.

Lesen und hören

Gestern bei Joseph II in eine schneewehe gefahren und vom Rad gestürzt. Es ist nichts passiert, als dass Gert Westphal verstummte. Mein treuer, alter Kassetten-Walkman hatte den Geist aufgegeben.

Was tun, mit dem Schallarchiv auf Kasetten? Habe mir mal eine Digitalisiersoftware herunter geladen. Der Prozess scheint mir doch etwas mühselig und bis ich die Bänder alle digitalisiert habe, ist Josepg längst in seinem Brunnen verschmachtet.

Habe mir wieder einen guten, alten Kasetten-Walkman angeschafft. Per ebay für 8 Euro.

Das Kind kann noch vor Weihnachten aus dem Brunnen. Schöne Welt.

Monday, November 28, 2005

Die Geschichten Jaakobs

Zur Weihnachtszeit wieder heraus geholt und beim Joggen angehört. Die ganze Josephs-Sache ist ein Jungbrunnen und schön zum "In-sich-hinein-Lächeln". Elementar. Ein Elementarroman, aber komischer Weise kein Klassiker wie etwa die Buddenbrooks. Die sind wahrscheinlich tatsächlich der einzige Klassiker von Thomas Mann.

Las den Joseph zuletzt ebenfalls um diese Zeit vor vier jahren. Erinnere mich eines langen Süpazierganges durch den Schnee. Dann folgte über die Feste verteilt die Hörfassung. Insgesamt die vierte "Lesung".

Thursday, November 24, 2005

"Gedanklich ganz gut"

Kommentar einer Leserin zu "Der menschliche Makel". Ansonsten langweilig, redundant, schlecht motiviert, sei der Roman. Kann man so sehen. Muss man aber nicht.

Thursday, November 17, 2005

Romeo und Julia

Gelsen von der Thalbach. Sehr gut gelesen.

Jaja, das alte Stück wieder. In sehr dreckiger, aber lebhafter Übersetzung. (Nur mit der Sprachonanie kann ich nicht viel anfangen.

Porträt des Meister in mittleren Jahren

Ein schönes Buch, schon rein äußerlich. Sehr schön das Porträt des unnahbaren, einsamen, peinlich auf seine Arbeitskraft bedachten Schriftstellers, von dem ich jetzt unbedingt mehr lesen will.

Schnee auf dem ...

Mal wieder. Diesmal als Hörbuch mit Otto Sanders.

Eine Basisgeschichte.

Hagestolz

Wollte ich erst als Fortsetzung in der Zeitung lesen. Bin dann doch vorgeprescht, weil ja alles im Augenblick von Stifter spricht. Wollte schon fast zum Nachsommer greifen.

Kann man jedenfalls noch lesen, durchaus.

Klang der Zeit

Als Hörbuch. Habe das Gefühl arger Gekürztheit. Schön, das musikalische Thema mit dem Grundmotiv vom Frosch und dem Vogel. Werde es aber nicht als TB nachlesen.

Landnahme

Solider Roman über einen Aufsteiger. Gut, manchmal redundant erzählt. Einige werden sich an DDR-Details erfreuen können - mich locken sie nicht mehr hinter dem Ofen hervor. Schade, dass das Niveau der Perspektive ziemlich gleichförmig ist, oft haben die Personen nichts Nennenswertes zur Hauptperson, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe, beizutragen. 40 Prozent Vergnügen, 60 Prozent Pflicht. Künstlerisch nicht besonders überraschend.

(Das war jetzt aber knallhart gewertet.)

Regenroman

Sehr gut geschrieben, sehr zackig das ganze, hat viel Spaß gemacht. Kann sich leicht mit Autoren aus USA messen. Und: Ein lustiger Wenderoman mit allerhand Überraschendem.

Monday, October 24, 2005

Eismond

Jan Costin Wagner, eine Entdeckung aufgrund eines Spiegelartikels. War von der ersten Seite an im Sog dieser gleichsam elegischen Prosa. Teilweise nähert sich der Duktus tatsächlich der Musik an, einer sehr düsteren, sehr schönen mit Abgründen des Nihilismus links und rechts der Melodie.
Obwohl stilistisch weit davon entfernt, erinnert die Anlage des ganzen an Dostojewski. Nur dass hier der größere Stilist zu sitzen scheint. Und dabei ist das Thema so ernst und groß, dass das eigentlich ohne Sentimentalität gar nicht abgehen kann. Tut es aber.
Zwei andere Bücher gibt es noch von ihm. Die werd ich mir holen.

Friday, October 21, 2005

Safranskis Schiller

Schiller. Noch ein Mal?
Es gibt Bücher, die einem relativ schnell das Gefühl vermitteln, dass sie einem etwas Wichtiges, Bahnbrechendes zu sagen haben (das ist natürlich eine Platitude, aber trotzdem wahr.) Diese Bücher liest man voller Andacht, man zügelt das Tempo, damit sich nichts unreflektiert verflüchtigt zwischen den Zeilen – was dann natürlich trotzdem geschieht, da mag man die Sätze unterstreichen oder abschreiben oder auswendig lernen, genau genommen lebt die Erkenntnis nur immer einen kurzen, aufwühlenden Augenblick und schon wird es wieder dunkel. Ähnlich geht es Hans Castorp nach seinem Schneeerkenntnistraum, der gleichsam seine gesamte Existenz aufhellte – und am nächsten Tag so gut wie vergessen war.
Mancher mag da fragen, warum dann die ganze Veranstaltung? Weil diese Augenblicke – wie eine Droge – nach mehr verlangen.
Schiller zählt zu meinen Initiatoren. Die Räuber und Don Carlos kamen parallel zu Karl May und Stephen King. Dann trat er mehr und mehr hinter andere, Thomas Mann, Goethe, Shakespeare. Eigentlich hielt ich ihn für abgetan (man ist ja manchmal froh, etwas abtun zu können, der literarische Reichtum ist ja schwer er-träglich).
Das Buch fand ich in der Ramschkiste beim Hugendubel – war wohl das Ansichtsexemplar. Ich begann mit der Lektüre, unterbrach sie aber am Anfang, nahm sie nach zwei, drei anderen Büchern wieder auf, und las das Buch in einer guten Woche ganz durch.
Es hat etwas geschafft, wofür ich dem Autor und seinem Buch (irgendwie beiden, zu manchen Büchern hat man ja so ein persönliches Verhältnis) dankbar bin. Es hat mir Schiller nicht nur wieder ans Herz gelegt, es hat mich viel mehr bekannt gemacht mit einem der faszinierendsten Menschen, die ich je getroffen habe.
Was war das für ein Mensch! Diese unerschütterliche Zuversicht trotz der Widerstände, trotz der Krankheit, diese Vielseitigkeit des schöpferischen Willens, dieses glückhafte Talent des Gelingens. Einen solchen Freund zu haben – was für eine gewaltige Inspiration das wäre!
Safranski gelingt es hervorragend, den Leser anzustecken mit seiner Denk-Lust, seiner Bewunderung, seiner Liebe.
Schiller? Immer.

Wednesday, October 12, 2005

Amanda herzlos

Ich war auf einer Lesung in Augsburg, Becker mit Amanda herzlos. Der Saal war zu groß, das Augsburger-Bildungsbürgertum spärlich vertreten. Ich weiß nicht mehr, ob ich mich langweilte, ich glaube nicht. Bei der anschließenden Fragerunde gab es keinen weiteren Diskussionsbedarf. Danach ließ ich mir Jakob der Lügner signieren.
Ich musste Amanda herzlos nicht unbedingt lesen.

Dann starb Becker. Vorher gab er noch ein Interview im Spiegel. Das Bild von ihm erschütterte den sporadischen Becker-Leser.

Er galt als einer der "amerikanischsten" Autoren. Das bedeutete: locker, lebendig, lesbar.

Vor einiger Zeit auf einem Bücherbasar erstand ich dann Amanda herzlos in einer frauenfreundlichen Sonderedition des Suhrkamp-Verlags. Kostete 50 Cent. Kaufte es, stellte es ins Regal.

Einige Zeit später berief sich der Literatur-Chef der Süddeutschen überraschend auf den Roman, als er in einer Beilage noch mal den U-/E-Diskurs reflektierte. Er meinte, glaube ich, dass man Becker damals für zu unterhaltend fand, dass Niveau seitdem aber auf einem ganz anderen Level angelangt sei. Anlass war die Besprechung einer Biografie über Becker, die mich mehr interessierte, als ein Roman von ihm. Wahrscheinlich auch wegen des Bildes im Spiegel.

Jetzt also der Griff ins Regal, ich weiß nicht warum. Ich las den Roman in wenigen Tagen und amüsierte mich, fand ihn an manchen Stellen vielleicht etwas zu breit auserzählt. Ranicki würde sagen, 200 Seiten hätten es auch getan. Am besten gefiel mir die mittlere Episode mit dem in die Jahre kommenden Schriftsteller. Da gerät das Ganze zu einer sehr genauen, tragikomischen Studie.

Ein wenig auch Sittengeschichte der DDR, muffig, prüde.

Und natürlich das Schlussbild, wo Amanda kurz vor der Ausreise ihr Kind wiegt und ihm den Westen schön redet und dabei ein Leben aufscheinen lässt, in dem der Ich-Erzähler überhaupt keine Rolle spielt. Wäre eine starke Filmszene.

Alles in allem: gut.

Wenn auch vielleicht der letzte Becker-Roman, den ich lesen werde.

Friday, October 07, 2005

Hadrian

Das hat mich sehr gequält, obwohl ich es sehr gut finde und es herrliche Stellen darin gibt. Aber es kam zum falschen Zeitpunkt. Erstaunlich, was die Autorin alles dafür gelesen hat. Das könnte ich nicht. Ich könnte definitiv für so ein Buch nicht unzählige Lesejahre vergeuden. Ich bewundere Leute, die das können und glaube, dass sie etwas sehr wertvolles geschaffen hat. Nur, wie gesagt, der falsche Zeitpunkt.

Tod einer Queen

Magdalen Nabb. Das mochte ich. Da sieht man wieder, dass es im Krimi auf den Kommissar ankommt. Und dieser - ich habe den namen vergessen, der war das einzig blöde an ihm - ist einer der besten, die mir untergekommen sind. Nicht schlau, sondern langsam im Kopf, dick, in Uniform, schweigsam, traurig, naiv und zupackend. Das mochte ich.

Ilias

Endlich angehört. Beim Joggen. Sehr schön. Nur leider hört das ganze mit dem Begräbnis von Hektor auf. Ich meine, was ist mit Trojanischem Pferd, Achilles Verse und so? Jedenfalls sehr gut gesprochen. Richtig zum zuhören.

Athena

Banville, von ihm habe ich den Unberührbaren sehr geschätzt, obgleich ich mich bei der Lektüre vielleicht hin und wieder gelangweilt haben mag. Aber die Sprache hat es herausgerissen. Die ist auch hier sehr gut. Wobei ich nicht wirklich sagen kann, dass ich eine Ahnung hätte, um was es in der Geschichte geht. Ein entlassener Mörder und Kunstkenner erstellt Gutachten über irgendwelche Bilder in einem Haus, das bis auf eine ätherische Nymphomanin leer steht, mit der der Held dann recht heftig herummacht. Die Bilder erweisen sich als gefälscht. Was niemanden überrascht. Und den Leser gar nicht ineressiert. Bleibt nur noch die Sprache, die man bewundern kann. Ich hätte die Geschichte trotzdem gerne verstanden. Es geht einem mit den britischen Büchern übrigens oft so, dass nichts zu geschehen scheint. Man hat das Gefühl, das da etwas an einem vorbei geht und hält sich für ein wenig dumm. Die Personen tauchen an irgendwelchen Orten auf, eine Szene wird angedeutet und abgebrochen und schon ist man im nächsten Spuk.

Aber ich mochte es. Mag Banville.

Brasilien

Eines von diesen Büchern, die ich mir in einem Updike-Rausch gekauft habe und das ungelesen liegen blieb, nachdem der Rausch verflogen war. Wohl habe ich die ersten Seiten damals gelesen, ein Eselsohr auf Seite 15 erweckt den Anschein, doch vermochte das Buch nicht, seinen Funken auf mich abzugeben. Die Fabel – schwarzer Junge, weißes Mädchen, arm, reich, Voodo und Identitäts-Switch – kannte ich aus den Besprechungen, aber wegen dem Plot liest man keine Updike-Bücher. Updike-Bücher liest man wegen dem Funkeln und Glitzern, das einem aus jedem Satz in die Augen springt; wegen der geradezu beschwörerischen Plastizität der beschriebenen Landschaften, Männer, Frauen, Kinder, Katzen, Dinge, Seeleregungen; wegen der Prägnanz der Maximen über Vergänglichkeit des Daseins, die man wie barocke Goldmünzen einsammeln kann, nicht um sie auszugeben, sondern still für sich zu betrachten und in der Handfläche zu wägen...Aber wie von allem Guten kann man sich auch von zu viel Updike den Magen verderben und es geht einem wie dem Chandos mit seinem Überdruss an den vielen Sprachpilzen. Deshalb war das Buch damals, vor zehn Jahren, liegen geblieben. Ungelesen ist es mit mir gewandert, hatte auf verschiedenen Regalstellplätzen in einem halben Dutzend Wohnungen Platz genommen, hatte Staub angesammelt, seine Seiten waren gelb geworden, wie Menschen grau, das Design des Cover-Bilds hatte seinen modischen Schnitt verloren und sah nach vergangener Dekade aus. Man hat ja viele solcher Bücher. Das schlechte Gewissen, das ihre Jungfreulichkeit einem einflößt, beschwichtigt man durch Vorstellungen wie: „Das ist ein Schatz, den es noch heben gilt“; oder „Der Wein wird noch reifen“. Und häufig kommt dann tatsächlich irgendwann die Zeit, in der man es packt und man liest es mit besonderer Sorgfalt, vielleicht etwas gönnerhaft, und man ist Stolz darauf, dass man es geschafft hat, dass man die 16 Mark 90 – ja, damals gab es noch D-Marken – nicht umsonst ausgegeben hat, sondern gut angelegt, daraus drei, vier Abende erfreulicher Lektüre gewonnen hat.

Die Kritik war damals bei Erscheinen nicht erfreut. Man beanstandete die Pornografie, die ekelhaften Metaphern, den albernen Plott, das Reportagenhafte, die Holzschnittartigkeit der Figuren, die Klischeehaftigkeit der Liebesgeschichte, das Sabbernde, das Schlüpfrige, Missglückte und Missratene. Das literarische Quartett, lauter rückhaltlose Updike-Fans, verriss das Buch gnadenlos.

Ich mochte es. Aus verschiedenen Gründen:
- weil es ein Updike ist
- weil es Updikes Sprache ist
- weil es mich unterhalten hat
- weil ich einiges über Brasilien erfahren habe. So was nimmt man doch immer ganz gerne mit
- weil der Schluss sehr schön ist. Auf seine Art
- weil es mir die moralische Befriedigung verschafft hat, es doch noch gelesen zu haben
- weil ich die Idee mag, einfach ein Buch über irgendwas zu schreiben, was scheinbar oder gar nicht scheinbar keinen Bezug zu einem selbst hat
- weil ich das Format der Rororo-Taschenbüchern liebe
- weil es mal ein Buch war, in dem es nicht um ücher und Lieratur ging, sondern um Charaktere
- weil es auch ein wenig abenteuerlich zu ging
- wegen diverser sätze und Bilder, die nachschwingen, wie Musik

weil.

Ich habe übrigens noch den Zentauren im Regal. Sehr 80er Jahre gestylt, das Cover noch relativ weich, die Seiten ganz gelb, die Schrift unangenehmn klein.

Monday, September 05, 2005

Kassandra

Christa Wolf. Gelesen von Cornelia Harfourch. Gut gelesen. Das ganze besser als erwartet. Ob ich es allerdings gelesen bzw. gehört hätte, wenn es kein Geschenk gewesen wäre? Fraglich.

Bech in Bedrängnis

Über Bech bin ich überhaupt auf John Updike gestoßen, diesen Autoren, der sicher zu den besten der Welt zählt. Desto erfreulicher, dass es ein neues Bech-Buch gibt. Die Geschichten darin sind genauso humorvoll und gut geschrieben, haben den gleichen Reiz der anderen Bech-Erzählungen, in denen der amerikanische Erfolgsautor auf das alte Europa trifft. Dazu gibt es noch eine amerikanische Variante von Tod eines Kritikers, die offensichtlich von dem britischen B-Movie Theater des Grauens inspiriert wurde und in der Bech sich als raffinierter Serienkiller betätigt...Allerdings ist diese auch die Schwäche des Bandes, denn sie führt die literarische Figur Henry Bech ad absurdum und macht ihn unglaubhaft. Bech mag seine Macken haben, aber ein Killer ist er nicht. Nach Bech in Bedrängnis muss der Leser mit seiner Killer-Identität leben. Dieser kann er den Nobelpreis am Ende nicht zugestehen. Daher fällt der Abschied von Henry Bech etwas leichter. Ansonsten ist das ganze natürlich auch wieder sprachlich brillant, die Übersetzung hervorragend.

Tuesday, August 30, 2005

Gesellschaft vom Dachboden

Hübsch nostalgisch. Der Club der toten Dichter, mit Staubschicht. Aber es lässt irgendwie kalt. Zu viele - wenn auch gute - Vorträge.

HP 6

War ok. Schade, dass es dann doch Dumbledore erwischt hat. Tja, Harry, die Schule ist aus, die Dunkelheit bricht herein.

Dumbledore wird schon in den Feuiltons zitiert. Man hat irgendwie das Gefühl, dass er noch mal wieder kommt. Wie war das doch mit der Seelenbunkerung in Artefakten? Harry hat doch noch das Medaillon.

Und Snape, ja Snape. Ist der Bösewicht doch ein Bösewicht. Oder nicht?

Tuesday, August 09, 2005

wieder und wieder (Doktor Faustus)

Bin mal wieder bei THM gelandet. Doktor Faustus zum ich glaube sechsten oder siebten Mal. Es ist wieder sehr gut. Als ich es das letzte Mal las, dachte ich, jetzt aber lange, lange nicht mehr. Ich dachte, mindestens zehn Jahre wird es dauern, bis ich diese Übersättigung durch habe. Und jetzt habe ich es wieder hervorgeholt und bin schon beim Teufelsgespräch, also bei der Hälfte. Und liebe es.

Was heißt hier lesen. Ich höre das ganze ja auf alten Kassetten, vollstständig vorgetragen von dem guten alten Westphal. Ich gehe damit melancholisch durch die Münchener Herbstlandschaft spazieren; eine Mittagspause reicht für eine Kassettenhälfte.

Ja, Vor-Herbst, Schein-Herbst ist es. Das merke ich auch daran, dass ich abends Tee trinke und mit Shredder Schachpartien ohne Uhr spiele. So ist das gerade.

Wednesday, August 03, 2005

Letzte Aussichten

Heute Abend Uraufführung. Ist es das erste richtige Stück und waren die vielen Hirschraguuh-Stücke nur Clownerien? Unfähig, mich damit zu befassen. Nichts ist mir so verhasst, als die räsonierende Beschäftigung über eine Arbeit-im-Werden. Wie leicht könnte sich herausstellen, dass alles für die Katz ist.

Friday, July 22, 2005

Serapionsbrüder

Lust auf Unheimliches und Grenzwelten und so. Da kommt man an Hoffmann nicht vorbei. Schlug die Serapionsbrüder auf und hatte gleich die Idee, so etwas selbst zu machen. Die lockere Bindung des ganzen in dem "Club", in dem sich Leute unterhalten und Geschichten erzählen - kann ich mir sehr schön auf unsere Zeit übertragen vorstellen. Mal sehen.

Potter 5

Habe noch schnell die Becks-Lesung wiederholt, ehe ich mich an 6 mache, das schon bereit liegt. Potter 5 ist ein großartiger politischer Roman mit vielen sehr guten Stellen und vielen lustigen Dialogen. Der Umfang und die Größe des Zauberervolkes nähern sich langsam biblischen Ausmaßen an.

Der Magier

Maugham. Sonderbare Beziehungen - vor zwanzig Jahren habe ich eine ähnliche Geschichte selbst erlebt, nur eben leider nicht als Magier, sondern als Arthur Burden. Natürlich war alles ungleich harmloser und bubenhafter und es ging mit ein wenig Blechschaden und einer kleinen Verfolgungsjagd ab. Dennoch ärgerte micht die Überlegenheit des Haddo und meine Machtlosigkeit. Naja und zu der Zeit lag aus irgendeinem Grund bei mir Maughams Des Menschen Hörigkeit herum, ohne dass ich es gelesen hätte. Jedoch sah es die Margareth meiner Geschichte und war von dem Titel sichtlich ergriffen. "Wer weiß schon, was Hörigkeit wirklich bedeutet", flüsterte sie dabei.
Ich habe keine Ahnung, was aus diesen Menschen geworden ist. Und es kümmert mich nicht groß. Wie Der Magier gehören sie einer anderen Epoche an.

Monday, July 11, 2005

Der Magier

Wegen Bruce Dickinson und Alstair Crowley und diesen ganzen Sachen. Liest sich sehr gut. Ein richtig schön kompakter Roman über die schöne und unheimliche Zeit des fin de siecle.

Letzte Aussicht

In weniger als einem Monat ist auf den Weichter Kulturtagen die Welturaufführung von "Letzte Aussichten", dem ersten selbst geschriebenen Theaterstück der ED WOOD Company.

Für alle, die eine richtig schön tragikomischen Geschichte auf der Bühne sehen wollen.

http://www.kulturtage-weicht.de/so05/pages/tag6.html

Monday, July 04, 2005

Mein Jahr in der Niemandsbucht

Nicht das richtige, wenn man gerade lesesatt ist. Man hält es für ein Lebensbuch, wenn man es vor sich hat. Wenn man es liest, ist es oft langweilig.

Confederacy of Dunces

Seite 109. Finde es gut, komme aber nicht weiter. Lesesatt.

Monday, June 20, 2005

Sabbaths Theater

Hatt ich schon mal angefangen, dann aber nicht mehr zu Ende gelesen. Und dann, Jahre später wollte ich es dann aus irgendeinem Grund unbedingt lesen - und hatte es nicht mehr. Musste es neu kaufen. Hat sich gelohnt. War in England dabei. Dicht dran vorbei an so einer Sabbath-Existenz. Kann aber immer noch kommen.

Das Heilig und das Profane

Was religiöses zwischendurch. Ein paar gute Ideen. Von echter Zeit und Zeit, in der alles egal ist und dass wir Gefahr laufen, ohne Religion immer profaner leben. Also leer und langweilig werden.

Tuesday, April 19, 2005

Die Kassiererinnen

Genanzino schreibt eigentlich immer den selben Roman. Man liest ihn aber immer wieder gerne. Es ist das Leben selbst, das an seinen Flaneuren vorrüberzieht. Man will das gleich nachmachen, will heißen, hinaus gehen und das Leben anschauen.

Copperfield

Mal wieder ein Klassiker. Immer mal wieder ein Kapitel im Ohrensessel, eine Tasse Tee auf dem Tischchen daneben, eine schlafende Katze auf dem Schoß. Sehr schön, detailiert und lustig ist das ganze. Und gleich liebt man einige Gestalten und hasst andere unerbittlich und hofft, dass sie ihrer Strafe nicht entgehen.

Alles ist erleuchtet

Jonathan Safran Foer. Hält man das Ukrainisch-Englisch des sympathischen Fremdenführers über die volle Distanz aus? Nein, muss man aber ja auch nicht, denn die Beschreibung des Reisebegleiters wechselt ja mit dem Bericht über das Schtetl. Nach Anfangsschwierigkeiten ist man bald drinnen und hat Spaß. (Außerdem endlich mal wieder ein Fischer-Taschenbuch; die haben zur Zeit ein sehr angenehmes Format.)

Wednesday, April 13, 2005

Die Wälder am Fluss

Ein Highlight, ganz ohne Zweifel das beste Buch, das ich dieses Jahr bis jetzt gelesen habe. Geht einen wirklich unter die Haut. So ziemlich das Beste, was dieses Genre überhaupt vermag und von daher sogar mit Schuld und Sühne vergleichbar. Oder auch nicht: Schuld und Sühne ist eine Büßergeschichte, die als Kriminalroman daher kommt; Die Wälder am Fluss ist ein Kriminalroman, der als Jugendgeschichte getarnt ist. Aber das sind Spitzfindigkeiten. Jedenfalls war ich bei keinem anderen Buch dieses jahr bisher so dicht dabei, wie bei diesem. Und von dem Autoren ist nichts anderes auf Deutsch verfügbar. Kai Meyer, Entschuldigung, ist Kinderkram dagegen. Eine echte Entdeckung!

Pnin

Der liebenswerte Russe wieder. Detailreichtum und Erfreuliches bis in die letzten Windungen der wohlklingenden Perioden. Sehr schön gelesen übrigens von Ulrich Matthes (sic?). Ist meine dritte Lesung. Mein Favorit ist Die Gabe, ein weiteres Lieblingsbuch.

Friday, April 08, 2005

Idioten. Fünf Märchen.

So ein Buch, das man an einem Urlaubsnachmittag lesen kann. Besonders Tal des Todes und Notwehr haben gefallen. Ein Problem bei solchen Geschichten, die in einer bestimmten Szene spielen, ist die Sprache, der Slang, die Gefahr des Manierismus. Da ist Arjouni recht gut. Bei Krausser zum Beispiel klingt manches unechter. Gerne würde ich von ihm mal wieder einen größeren Roman lesen, wie etwa Magic Hoffmann. (Jetzt habe ich gleich mal bei Amazon geguckt, ob es was gibt. Tatsächlich, Hausaufgaben. Wird angeschafft, sobald es als Taschenbuch vorliegt.)

Thursday, April 07, 2005

Der Augenblick der Liebe

Ganz groß läuft Walser in seinen Spätjahren auf. Der Augenblick der Liebe, besser geht es kaum in der deutschen Sprache. Das ist was anderes, eine ganz andere Ebene. Grass mit seinem Manierismus dagegen kaum noch verträglich. Den ganzen Roman übrigens von ihm selbst vorgelesen bekommen. Toll das Ganze, toll.

Die Fließende Königin/Das Steinerne Licht

Meyer-Müdigkeit schleicht sich ein, sorry. Die Welt, die er da aufbaut ist nach wie vor faszinierend, aber ich sehen mich nach etwa rau-wirklicheren. Übersättigt eben. Jetzt liegt allerdings noch der letzte Teil der Trilogie da. Den werde ich aber erst nach einem üppigen Franzen oder Lethem oder Esterhazy vorher brauchen.

Friday, April 01, 2005

Die Fließende Königin

Kai Meyer ist drauf und dran eine meiner Entdeckungen des Jahres zu werden. Wahrscheinlich auch deshalb, weil er so gut dokumentiert ist. Jetzt also Die Fließende Königin als drittes Buch von ihm im noch jungen Jahr. Eine ganz andere Welt, eine, in der ich noch nie zuvor war, soviel darf ich gleich mal sagen. Ob das was mit Jugendliteratur zu tun hat, keine Ahnung. Bei Harry Potter hat man trotz aller Magie immer das Gefühl, sich auf vertrautem Terrain zu bewegen. Zauberer, Riesenspinnen, Hauselfen, Drachen, Riesen und was weiß ich noch entstammen doch alle dem großen weltliterarischen Fantasyalbum und sind nichts Neues (womit nichts, aber auch gar nichts über die Innovationswucht der Potter-Reihe gesagt werden soll). Bei Meyer dagegen: Ganz eigene Geschöpfe, selbst geschaffen, einer Privatphantasie entsprungen. Daher ist die Lektüre ein Gang in wirklich unbekanntes Terrain, in dem sich die vertrauten Gegenstände unversehens in etwas völlig Fremdes verwandeln. Zum Beispiel gibt es da Meerjungfrauen. Die unterscheiden sich aber von den herkömmlichen Meerjungfrauen, indem Meyer Ihnen durch Breitmünder mit Haifischzähnen die Erotik nimmt. Einem blinden Mädchen werden Spiegelaugen eingesetzt. Die Erde befindet sich in der Hand eines wiedererstandenen ägyptischen Pharaos. Vielleicht gibt es zu all diesen Details auch irgendwelche Quellenbezüge., was mir aber Wurscht ist. Aufregend und im wahrsten Sinne des Wortes befremdlich ist das Ganze jedenfalls. Auf seltsame Weise intim.

Tuesday, March 29, 2005

Der zweite Engel

Nach langer Zeit mal wieder ein Kerr-Buch. Er ist ein Meister. Und wieder ist da eine ganze Welt entstanden, voller akribisch recherchierter Details und unendlichem Erfindungsreichtum. Wahrscheinlich ist Kerr nur deshalb nicht so berühmt wie Crichton und Co, weil er zu viel von allem Guten liefert. Und so souverän ist er, dass er sich zwischendurch richtige Essays über das Schreiben und Geschichtenerzählen leistet. Kenne keinen besseren Thriller-Autoren, auch wenn das nicht unbedingt meine Welt ist und mich immer ein wenig an die Mark Brandis-Romane in der Buchloer Stadtbücherei erinnert. (Ja, die haben mich in ihrer Aufgreihtheit immer richtig angemacht. Gelsen habe ich aber höchstens eines oder zwei. Und die wahrscheinlich nicht zu Ende. Das passiert einem bei Kerr nicht.)

Thursday, March 24, 2005

Doktor Faustus

Den Doktor Faustus empfahl mir ein Deutschlehrer in der 10. Klasse, den ich um Lesetipps bat. Ich hatte ihm meine Vorlieben mit „unheimliche“ Romane mit „Schauerelementen“ mehr oder weniger deutlich charakterisiert. Ich nehme mal an, dass er selber das Buch nie gelesen hatte, aber wusste, dass darin der Teufel vorkam. Ich besorgte mir das Buch in dieser weichen, enggedruckten Taschenbuchausgabe mit dem vergilbten Papier und einem grüblerischen, bärtigen Intellektuellen auf dem Cover. Bei meinem ersten Versuch kam ich ungefähr bis auf Seite 80. Kein Teufel, kein gar nichts. Irgendwie interessant, dieser Leverkühn, aber im Großen und Ganzen nichts für einen 16-Jährigen, dessen Lesesozialisation bislang hauptsächlich durch die Romane von Karl May, Stephen King und allenfalls Ernest Hemmingway vonstatten gegangen war. Aber das Buch blieb bei mir. Nicht zuletzt die Aufmachung gefiel mir und passte zum Image eines einzelgängerischen Intellektuellen. Außerdem war ich mir sicher, dass es ungeahnte Reize und Geheimnisse barg, die ich schon noch ergründen würde. Jedoch, andere Bücher von Thomas Mann kamen früher: Tonio Kröger, Der Zauberberg, Buddenbrooks und viele Erzählungen. Den Faustus las ich zum ersten Mal unglücklich verliebt als Zivildienstleistender während eines langen heißen Sommers am Stanberger See . Ich las ihn folglich als schwerblütige Liebesgeschichte und bezog alles – Kälte, Kunst und Liebesverbot – auf mich und meine Situation. Außerdem fing ich natürlich an, meine Kollegen nächtelang mit Wagner und Beethoven zu nerven...Ich las das Buch ganz langsam, versuchte zu verstehen und wo ich nichts verstand, bildete ich mir wenigstens ein, zu ahnen. Wahrscheinlich lag es an der Konstellation: Sommer, Verliebtheit und aufkeimende Lust am Denken, die den Faustus so zu meinem Buch werden ließen... Ich las es noch mehrmals, schrieb Seminararbeiten darüber, wurde sogar über das Buch geprüft. All das hat es mir nicht verleidet. Und als ich dann später selbst Geld verdiente, leistete ich mir die 20 Kasetten-Lesung von Gerd Westphal. Seither höre ich sie ein Mal im Jahr, meist beim Spazierengehen im Frühling. Ich ertappe mich dabei, wie ich ganze Passagen auswendig mitsprechen kann...Übrigens ging mir meine so geschätzte Taschenbuchausgabe schon vor Jahren bei einem Umzug verloren. Ich habe den Faustus natürlich mittlerweile in einer gebundenen Fassung. Trotzdem hoffe ich, jenem weichen, weißen Büchlein mit dem vergilbten Papier und dem Grübler auf dem Cover irgendwann auf einem Flohmarkt oder in einer Kruschtelkiste eines Antiquariats wiederzubegegnen...

Wednesday, March 23, 2005

Der Geschichtenverkäufer

Mal wieder was aus dem hohen Norden. Fängt ganz gut an. Eine interessante Figur, dieser Geschichtenhändler. Bis jetzt wird eigentlich nur episodenhaft aus der Kindheit erzählt, obwohl doch der Anfang so etwas wie einen spannenden Plot erwarten lässt. Da schleicht sich ein wenig der Eindruck kompositorischer Nachlässigkeit ein.
Schade, schade nur, dass sofort klar ist, um wen es sich bei der Bekanntschaft am Schluss handelt (man ahnt es eigentlich ab dem Augenblick, in dem Maria dem Erzähler ihr unmoralisches Angebot unterbreitet). Viele Ideen scheinen ja drinnen zu stecken in dem Buch, aber taugen die wirklich für Romane?
Jedenfalls ist es runter gegangen wie Öl und das ist ja das wichtigste, oder?

Monday, March 21, 2005

Rattenzauber

Las fast den ganzen Roman an einem Tag. Herrlich bei Meyer der ausgewogene Prosatakt. Die Bücher gehen runter wie Öl. Das Atmosphärische auch wieder sehr schon wie schon in den Geistersehern. In der Mitte des Buches wird es recht Mysteriös mit drohendem Ich-Verlust und solchen Sachen. Vielleicht macht er ein Spur zu viel herum damit. Es gibt ein paar nette erotische Streifschüsse und irgendwann bekommt man den Verdacht, dass der Held nicht besonders helle ist. Ein wenig Schade ist, dass die Böse am Ende arg an den Haaren herbeigezogen wird. Das ist überhaupt immer das Problem mit solchen Plot-basierten Geschichten. Man muss nur nachzählen, wer am Ende übrig bleibt, dann hat man den Täter. Also Plot, naja; Figuren ok, Atmosphäre top.

Thursday, March 17, 2005

Milchgeld - ganz was anderes

Ein Roman, der im Allgäu spielt. Heimatluft nicht zu knapp. Käse, Kühe, Kluftinger. Macht aber Spaß. Und zeigt, dass es alles auch im kleinen Rahmen geht.

Wednesday, March 16, 2005

Die Geisterseher

Habe ich schon gesagt, dass das sehr schön gemacht ist? Immer mit ganz feiner ironischer Feder. Übrigens hat Kai Meyer eine lesenswerte Homepage: www.kaimeyer.de

Wird wohl heute fertig. Dann weiter im Text. Es geht immer weiter im Text.

Tuesday, March 15, 2005

Fertig mit dem schwarzen Haus

Also fertig. Am Schluss geht er hinüber, Jack Sawyer. Ein Held, den man nicht so leicht aufgeben sollte und der noch einiges richten könnte hier oder dort - wohl eher dort. War er nicht überhaupt der Pionier der jenseitigen Regionen? Das schwarze Haus hat jedenfalls mein Interesse für die Turm-Serie geweckt.

Der Showdown ist natürlich lächerlich und Gott sei Dank sehr kurz. Überhaupt hört alles recht schnell auf. Auf den letzten 50 Seiten des 830-Seiten-Schmöckers werden ruckzuck die beiden Erzbösewichte gekillt, der Junge befreit, Tausende von Kindern aus der Sklaverei der Kombination befreit (mir ist entgangen, wozu die überhaupt da war) und das schwarze Haus niedergebrannt. Am Ende erwischt es noch den Oberhelden, der geht nun für immer in seine ewigen Jagdgründe ein und bekommt eine Königin.

Wie soll man das alles werten? Ich habe das Buch jedenfalls verschlungen, in Null-Komma-Nichts war es durch. Und ich weiß auch, dass ich mich daran erinnern werde. Die Personen sind wie immer bei King sehr stark. Jack natürlich, aber vor allem Henry, Judy und die Nebenfiguren Beezer, Dale, Marshal. Die Riege der Bösewichter, also Bierstein, Munshun, der Zeitungsfritze bleiben etwas auf der Strecke. Die Handlung, nun ja. Im Gegensatz zum Talisman kein Roadmovie, sondern alles im engen Kleinstadtzirkel mit einigen prominenten Orten der Handlung: Altersheim, Imbiss-Bude, Wohnhäuser. Dann das schwarze Haus, als Schleuße zur anderen Welt. Und ein paar kleine Landausflüge in die Territorien oder andere Grenzgebiete. Dort wird dann meistens jemand umgebracht oder vergleichbares. Alles ein wenig wirr und unentschieden. Es gibt keine besonderen Rätsel zu lösen, der Mörder ist bekannt und wäre eigentlich nicht schwer zu schnappen. Aber rätselhafter Weise scheinen die Behörden sehr lethargisch. Dann wird die Auflösung in eine andere Welt verschleppt. Hätte man aber auch hier erledigen können. Ein Paar Motive bleiben blind. Zum Beispiel die Idee, dass sich in diesem Serienmörder alle möglichen Serienmörder verkörpern und so weiter.

Schön sind einige Zwischentöne: Die Sinneswelt des Hörers Henry Leihden, hier bereitet sich der erblindende Stephen King auf sein Schicksal vor. Dann die Verbindung Reise-in-die Parallelwelt - Lesen, die auch immer mitschwingt.

Aber es zeigt sich wieder: Es sind die Personen, nicht die Handlung. Die kann man allenfalls spannend finden, während man die Personen lieben und hassen darf.

Bei Stephen King sind es immer die Personen. Man hat es als Leser nicht gerne, wenn sie in Blut und Gedärm wühlen müssen. Am liebsten hat man sie, wenn sie sich zum Beispiel als Freunde aus Bleakhouse vorlesen oder beim Bier über Schopenhauer unterhalten oder Musik hören oder einfach nur gehen und schauen und für uns fremde, schöne Welten entdecken.

Monday, March 14, 2005

Das schwarze Haus

Das schwarze Haus neigt sich dem Ende entgegen. Die Wiederbegegnung mit Stephen King. Und schon schleicht sich leichter Verdruss ein. Das ganze Blut und Wühlen im Gekröse am Ende nivelliert viel Gutes vom Anfang. Nein, es nivelliert es nicht, kann es ja gar nicht. Aber es ist Schade - wie immer.

Wednesday, March 09, 2005

Das schwarze Haus

Da ist es wieder, das Verschwinden in den Territorien/in der Region. Wie beim Lesen. Stephen King hat mit den Territorien eine der schönsten Lese-Allegorien geschaffen.

Und Wolf. Wolf.

(Jack Sawyer sollte unbedingt von Johnny Depp gespielt werden, falls es dazu kommt.)

Der Talisman

Warum den Talisman von Straub/King nicht zum Lieblingsbuch erküren? Ist aufgenommen in den Leseolymp. Und ich habe meine gebundene Ausgabe eines düsteren Tages im Wahn, für meine unzähligen King Bücher Geld für eine eigene Wohnung ansparen zu können, zum Trödler getragen. Und wie wenig sie (es war eine verkruschtelte Trödlerin irgendwo in Augsburg) mir für die Bücher gezahlt hat... The man who sold the world - eine Geschichte von Schuld und Irrtum...

(Bestellt, bei Amazon. Die Ausgabe matched mit dem schwarzen Haus, immerhin.)

Tuesday, March 08, 2005

Die Geisterseher

Nicht von Schiller, aber schön skruil an ihn angelehnt: Die Geisterseher von Kai Meyer. Schön das parodistische und der starke Prosatakt. Wild romantisch im besten Sinne.

Connie Palme - Die Erbschaft

So einfach kann es sein. Eine todkranke Schriftstellerin holt sich einen Leser ins Haus, um mit ihm die letzten Dinge zu ordnen. Der junge Mann wird zu ihrem Eckermann; dann verliebt er sich in sie. Das Verlieben steht unter einer herrlichen Reminiszenz auf Das Schweigen der Lämmer:

Hannibal Lecter: Und was begehren wir?
...
Hannibal Lecter: Wir beginnen zu begeheren die Dinge die wir jeden Tag sehen.

Dazwischen Gespräche, Betrachtungen, Sentenzen von Leuten, die man sich als Freunde wünschte und die man für die Lesezeit dieses kurzen, viel zu kurzen Buches vielleicht auch hat.

Friday, March 04, 2005

Heimkehr - Stephen King

Als ich 16 war waren seine Bücher genauso wichtig für mich, wie Freunde, Iron Maiden, Camel oder Mädchen. Sie gehörten zur Jugend. Shining, immerhin über 500 Seiten las ich an einem Tag. Viele Gestalten werden mir für immer unvergesslich bleiben: der Besitzer von Christine, dessen Namen mir nicht mehr einfällt, Paul Sheldon, die ganze Bande aus ES, der Typ aus Dead Zone, Jack Sawyer, Carrie, Ben aus Salem's Lot, Randolph Flagg. Die Bücher waren mir so wichtig, dass ich sie sogar als teure und für einen Schüler, der Camel rauchte und Musik liebte, unerschwingliche Hardcover kaufte.

Dann kam der Leistungskurs Deutsch. Anschließend das Studium. Literaturwissenschaft, die Ausbildung zu einem Lieratur-Freak. Stephen King gestand ich mir nicht mehr zu. Stephen King offenbarte eine Grenze. Wenn etwas wie Stephen King war, dann war es jenseits des Respekts und wurde nicht gelesen.

Viel Angst vor Verunreinigung war da dabei. Sich rein halten für die wahre Literatur, weil man die längst als Religion angenommen hat. Ein Stephen King hat in diesem Bild keinen Platz. (Komischer Weise ein Bukowski schon; wahrscheinlich wegen der sozialen Dimension und des seriöseren DTV-Verlags.)

Natürlich erinnerte ich mich hin und wieder an die seligen Stunden als Jugendlicher. Die wurden mit der "höheren" Literatur seltener. Ein Mal versuchte ich eines, Schlaflos, legte es aber nach 50 Seiten weg. Needfull Things las ich als erstes und einziges Buch von King auf Englisch - ohne große Lust und in der Selbsttäuschung, meine Sprachkenntnisse auffrischen zu wollen.

Jetzt, mit der neuen Offenheit eines Grenzlandbewohners habe ich mit Das schwaze Haus die Fortsetzung meines Lieblings-Kings, Der Talismann, zugelegt und es schein alles wieder da: die Versunkenheit, die Lust, der Flow.

Es ist eine Heimkehr.

Tuesday, March 01, 2005

Schlüsse I

Herr der Ringe: Nachdem er zusammen mit seinem Chef Mittelerde gerettet, Sauron vernichtet, sich in die schönste Elbin verguckt hat; nachdem der neue König vor Ehrerbietung vor ihm auf die Knie gegangen ist, er seine Heimat von Terroristen befreit hat und seinen besten Freund auf Nimmerwiedersehen verabschieden musste - kommt Sam nach Hause zu Frau und Kind und sagt: "So, da bin ich wieder." Eines der schönsten Beispiele für die Gänsehaut treibende Kraft der Lakonie.

Friday, February 25, 2005

Das fruchtbare Grenzland zwischen U und E

Literatur als Landkarte betrachtet. Das Land bewässert von den Flüssen der Sprache. Das Grenzland zwischen U und E ist die fruchtbarste Region darin. Hier siedeln sich die besten Namen und Familien an und leben friedlich hüben und drüben des Flusses. Jonathan Franzen ist so ein Ansiedler. John Updike wohnt schon lange hier. Überhaupt ist die amerikanische Kolonie sehr stark. Aber auch andere Nationen finden sich hier stark vertreten. Die Niederländer mit Connie Palmen, Leon de Winter, Cees Noteboom; einige Franzosen, viele Engländer und Iren(David Lodge, John Banville, viele andere). Und auch einige Deutsche siedeln sich hier zaghaft an: Jakob Arjourni, Juli Zeh, Bernhard Schlink und andere.

Thursday, February 24, 2005

Herr der Ringe - Klett-Ausgabe

Das Buch stand schon lange in meinem Regal. Beziehungsweise die drei Bücher. Ich hatte die grünen, an die 70er erinnernden Bände für drei Euro auf dem Flohmarkt erstanden. Gelesen habe ich dann aber die monumentale rote Ausgabe, obwohl die Übersetzung so übel sein soll. Diese Ausgabe machte mir erst richtig Lust auf den Roman: der Einband, die Lesebändchen, die Farben. Ein Buch mit Format eben. Die Übersetzung fand ich dann aber ziemlich gut - bis auf ein Paar sprachliche Anachronismen, wenn es so etwas bei einem Fantasy-Roman überhaupt gibt ("Chef" Frodo ist so ne untergejubelte Blüte - hat aber auch wieder was und lässt Sam und Frodo etwas kollegialer erscheinen. Ist also nicht wirklich schlimm.)

Nur eine Sache an der roten Klett-Ausgabe ist wirklich daneben: die Illustrationen. Einfallslos und unentschieden aus Verlegenheit zwischen Abstarkt und Konkret. Hier wäre mehr Mut angebracht gewesen. Warum nichts Opulentes, wie sie die angelsächsischen Ausgaben wagten?

Dennoch - die rote Klett-Ausgabe ist prima und trägt bei zum monumentalen, biblischen Charakter von Herr der Ringe. Sie wird einen Ehrenplatz in meiner Bibliothek erhalten.

Wednesday, February 23, 2005

Herr der Ringe

Endlich, sie haben den Ring irgendwie mit Gollums Hilfe in den Magmamassen des Schicksalsberges verschwinden lassen.

Habe das Ganze vor Weihnachten angefangen und bin eigentlich kein langsamer Leser. Das Buch hat so eine erhabene Langeweile, mit der sich aber ganz gut zurecht kommen lässt. Hin und wieder gibt es großartige, atemberaubende, anrührende Szenen. Aber über weite Strecken ist es Fußmarsch mit viel Gepäck. Eine anstengende, aber gute Wanderung eben.

Noch 100 Seiten. 200 mit Anhang.

Dan Brown

Sah im Zug unzählige Leute Bücher mit Titeln wie Sakrileg, Diabolo und Illuminati verschlingen und wurde neugierig. Also kaufte ich mir die Taschenbuchausgabe von Illuminati. Erstaunlich, wie so etwas Übles so erfolgreich sein kann. Die Personen sind völlig unglaubwürdige und geradezu groteske Holzschnitte, über die man eigentlich nur lachen kann. Die Sprache besteht nur aus Klischees, an keiner Stelle hat sich der Englisch-Lehrer Dan Brown ein originelles Bild einfallen lassen. Lektoriert wurde das Werk wohl auch kaum. Und irgendwo innerhalb der ersten Seite legt jemand sein eigenes Auge auf einenIdentifizierungs-Scanner.

Nein, Dan Brown-Bücher, danke.

(Bin aber immer hin auf Seite 200 und will es jetzt aiuch durchziehen. Vielleicht kommt ja noch irgendwas. Es sind so viele Leser im Zug.)