Thursday, November 30, 2006

Kameramörder


Dass mich das Ende dann doch tatsächlich überrascht hat. Klar, man sucht nach dem Mörder, die Hinweise, dass er uns sehr nah sein muss, sind nicht zu übersehen, aber so nah? Vielleicht bin auch einfach nur auf dem Schlauch gestanden.

Das ganze auch als Stilexperiment interessant. Passt in die aktuelle "Authentizitätsdebatte". Wenn es denn gerade eine solche gibt. Aber die Frage ist für die Literatur kein TRendthema, sondern essentiell.

Galvinic versucht das mit der Simulation einer echten Protokollsprache eines Nichtschreibers mit allen schiefen Metaphern und falschen Vergleichen und Abstraktionen. Das hält man normalerweise nicht lange aus - und Gott sei Dank hat das Buch nur 150 Seiten - aber es gelingt. Ist alles sehr anschaulich.

Dennoch vermisst man das: Die Musik, das Poetische. Klingt veraltet, ist aber so.

Friday, November 10, 2006

Will in der Welt

Und ich las in diesem Herbst viel über die Shakespeare'sche Zeit. Erfuhr manches über katholische Köpfe auf Brückenpfeilern, Bärenhatz, Marlows Studien und die Energie seiner Helden.

Will, damals.

Herbst -


Dreckiges Laub in den Straßen.
Mehr Mitleid für Obdachlose, abgewendete Blicke
Tiefe der Himmel und der Abwasserkanäle.
Ritter,, Tod & Teufel
und solche Bilder auf Yahoo

Lesen schärft Sehen - Tobias Wolff, Alte Meister



Alte Meister von Tobias Wolff im Zug gelesen. In Stimmung versetzt. Mood.

Man sieht besser bei solcher Lektüre: Die großen runden Augen der Frau in der S-Bahn gegen über, bedenklich (wenn nicht kummervoll) den Blick auf einen dreckigen Winkel unter der Sitzbank gerichtet, auf der ich mit dem Buch saß; der Bärtige mit dem Heavy Metal-T-Shirt (nicht Slayer), der auf der Rolltreppe nicht aufhören konnte in seinem englischen Taschenbuch zu lesen; die Bäume im Nebel in der Senke des Ammersees, vereinzelt oder in konspirativen Gruppen; die große Höckernase, das starke Kinn und der straffweiße Scheitel der jungen Frau, die ihre Tasche festhält, als sei es ihr Herz, voller Bücher steckend wahrscheinlich und Notizen und Krümel des Pausebrotes, das sie noch als Schülerin aß.

Lesen ist herrlich, wenn man schlendernd in einem Buch spazieren gehen kann.

Thursday, November 09, 2006

Tod in Venedig

In einer neuen Lesung mit Wamling. Gut, weil es mich langsam und besinnlich - "sinnend" - machte. Es ist eine meisterhafte Geschichte, wie man so sagt, da sitzt jede Silbe, jedes Satzzeichen und man bekomt lesend den Eindruck extremer Handwerklichkeit. Das ist kein Nachteil, sondern genau das, was einen die Geschichte heute nich bewundern lässt. Der Aufbau, die Beobachtungen, die gewollte Künstlichkeit des Stils, alles gleichermaßen maßvoll und kalkuliert. Manche sagen ja, das sei Edelkitsch. Vorwerfend. Warum eigentlich. Woher der Verwerfungszwang. Jemand, der das despektiertlich als Edelkitsch bezeichnet hat es nicht begriffen. (Aber die Begründung zählt nicht.)

Lento

Zur Zeit:
Will in der Welt
Alte Meister
Zeit
Hunde von Pompeii

Versuche wieder, lento zu lesen und die Dinge zu behalten. Jedenfalls die Struktur und den Aufbau. Alles andere ist ja sinnlos.

Hammsfahr

Das Setting sehr vielversprechend. Dann aber die Auflösung ermüdend.