Ein Blog über das Stöbern im Grenzland zwischen U und E. Ausflüge ins Landesinnere inklusive.
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Saturday, January 25, 2020
Helmut Krasser - Alles ist gut
Typischer Krasser. Viel und schön über Musik, Sprache teilweise hanebüchen. Am Ende kaum die Kurve kriegend.
Sunday, December 22, 2019
John Burnside - Haus der Stummen
Ein unheimlicher Einzelgänger auf der Suche nach dem Sitz der Seele im Menschen. Benutzt dafür Zwillinge, die er vor der Welt verborgen hält. Schätze Burnside sehr, aber das Buch war mir doch zu herzlos.
Monday, November 18, 2019
Norbert Gstrein - Die englischen Jahre
Roman über einen jüdischen Schriftsteller, gute Geschichte, die aber durch nervige Einschaltung von sinnlosen Reflexionsebenen fast ungenießbar.
Thursday, October 10, 2019
Steffen Kopetzky - Propaganda
Saftiger Roman mit Krieg, Indianern, Nazis, Hemingway, Matlock-Gerichtsfinale, Vietnam, Kennedy, Nixon, Apocalypse Now usw. Sehr unterhaltsam, nur am Ende läuft es sich ein wenig leer.
Tuesday, September 24, 2019
Doris Dörrie - Leben, schreiben, atmen
Anders als es der Titel nahlegt, handelt es sich um keinen Schreibratgeber, sondern um eine getarnte, sehr gut geschriebene Autobiografie.
Doris Dörries Anleitung lässt sich ganz kurz zusammenfassen: Schreibe jeden Tag, schreibe in Zehnminutenintervallen, schreibe mit der Hand, schreibe ohne nachzudenken, lass dem Schreiben seinen Lauf. Verlass dich auf deine Erinnerung, benutze einfache Trigger wie: die Erinnerung an die Eltern, das Elternhaus, Freunde, Musik, Tiere, Kleidung, gestern, sitzen und beobachten, flannieren, reisen etc. Dann mischt, nach und nach, von ganz alleine etwas in das Schreiben, das mit Selbst- und Weltvergewisserung, Achtsamkeit, Tiefe zu tun hat.
Und all das demonstriert sie dann selbst in wunderbaren autobiografischen Skizzen, die um wiederkehrende Motive kreisen, dazu aber immer neue Facetten entdecken.
Man geht da nach einer Weile staunend und betört mit.
Doris Dörries Anleitung lässt sich ganz kurz zusammenfassen: Schreibe jeden Tag, schreibe in Zehnminutenintervallen, schreibe mit der Hand, schreibe ohne nachzudenken, lass dem Schreiben seinen Lauf. Verlass dich auf deine Erinnerung, benutze einfache Trigger wie: die Erinnerung an die Eltern, das Elternhaus, Freunde, Musik, Tiere, Kleidung, gestern, sitzen und beobachten, flannieren, reisen etc. Dann mischt, nach und nach, von ganz alleine etwas in das Schreiben, das mit Selbst- und Weltvergewisserung, Achtsamkeit, Tiefe zu tun hat.
Und all das demonstriert sie dann selbst in wunderbaren autobiografischen Skizzen, die um wiederkehrende Motive kreisen, dazu aber immer neue Facetten entdecken.
Man geht da nach einer Weile staunend und betört mit.
Thursday, September 19, 2019
Takis Würger - Der Club
Roman, den man sehr schnell in einem Zug durchliest: Ein trauriger Hans lässt einen Vergewaltiger-Club im schnöseligen Cambridge auffliegen. Kein Werk für die Ewigkeit, eher für den offenen Bücherschrank.
Wednesday, September 18, 2019
Norbert Scheuer - Überm Rauschen
Roman über eine Familie in der Provinz irgendwo in der Eifel, Wirtshausbesitzer, Alkoholiker, Glücklose. Hermann, der Bruder, Außenseiter und Fliegenfischer, kommt nicht mehr aus seinem Zimmer, das ist das zentrale Motiv. Zu viele Verletzungen, zu groß die Kluft zwischen dem Leben und den eigenen Träumen. Die Suche nach dem großen Fisch blieb erfolglos.
Es ist der Ton, der diesen Roman so gut macht – bis in die Lexikon-Vignetten über Fische und Köder. In der Danksagung nach der Erzählung steht dann die Charakterisierung, die für alle Personen gilt, jedenfalls für die männlichen Helden:
Besonderer Dank gilt meinem Vater, für den dasjenige, was wir gemeinhin für Wirklichkeit halten, immer der kleinere Teil unserer Existenz gewesen ist.
Es ist diese Anlage, die die Helden scheitern lässt, allen voran den Vater im Buch und vor allem den Bruder Hermann. Aber – und das macht die schöne Melancholie dieses Buches aus: es ist der kleine Teil, mit dem sie scheitern. Der größere ist für uns nicht sichtbar, nur erahnbar. Er liegt unterm Rauschen. Und wir ahnen, dass er sehr schön sein könnte.
Das große Glück des Buches ist aber einmal mehr sein Ton, ein Ton wie eine leise, schöne, traurige Musik. Immer, wenn einem Autor dieser Ton gelingt, stellt sich bei mir jedenfalls der Eindruck ein, das ist das Wesen echter Literatur.
Mit welchen Mitteln aber wird dieser Ton erzeugt? Es ist einerseits die Stimme des Ich-Erzählers, der sich ganz zurücknimmt, gleichsam verbirgt, und nur das Äußere beschreibt, aber dadurch auf geradezu magische Weise ein geheimnisvolles Bild, schemenhaft, entstehen lässt. Open City ist auch ein Buch, das ganze in dieser berückenden Tonart geschrieben ist.
Das ist der wahre Stoff, der ganz reine.
Ein zentrales Kapitel handelt von der Ankunft des Vaters in dem kleinen Ort, den er als Angel Tourist besucht und dann hängen bleibt, weil er sich in die Mutter mit dem schweren, kastanienfarbenen Haar und den Katzenaugen verliebt. Er ist ein Mann mit Anlagen, intelligent, gebildet, möchte Bücher schreiben, eine Chronik über den Ort. Aber alles versinkt, löst sich auf, Alkohol, die Untreue der Frau, die uneingelösten Versprechen, die er sich selbst gemacht hat. Am Ende bleibt nur das Angeln.
Mit dem Bruder geht es ähnlich, ein Mathematiker ein Talent, Gymnasiast, der das alles aber schon in der Schule sein lässt.
Die Männer veröden in dem Roman, ganz von selbst wie es scheint, während die Frauen weiter kochen, bedienen und stricken. Oder schimpfen. Eine eigentümliche Kraftlosigkeit drückt die Männer nieder, man weiß nicht, woher sie kommt, ob es am Land liegt oder an ihnen selbst.
Sah einen Vortrag von Norbert Scheuer auf YouTube, er hat einen Sprachfehler, lispelt stark, eine der Eigenschaften, die den Hermann aus Roman so gewinnend macht.
Wikipedia sagt: bis 2017 arbeitete Scheuer als Systemprogrammierer bei der Telekom. Er ist Jahrgang 1951 – also bis zur Rente. Das ist eine so ganz andere Biografie, ein so ganz anderer Zugang zur Literatur, als ein wie auch immer akademischer. Zwingend wohl auch, weil er sich bei seinem Stoff auf seine literarische Provinz – die Eifel – beschränkt, und damit universal wird.
Es ist der Ton, der diesen Roman so gut macht – bis in die Lexikon-Vignetten über Fische und Köder. In der Danksagung nach der Erzählung steht dann die Charakterisierung, die für alle Personen gilt, jedenfalls für die männlichen Helden:
Besonderer Dank gilt meinem Vater, für den dasjenige, was wir gemeinhin für Wirklichkeit halten, immer der kleinere Teil unserer Existenz gewesen ist.
Es ist diese Anlage, die die Helden scheitern lässt, allen voran den Vater im Buch und vor allem den Bruder Hermann. Aber – und das macht die schöne Melancholie dieses Buches aus: es ist der kleine Teil, mit dem sie scheitern. Der größere ist für uns nicht sichtbar, nur erahnbar. Er liegt unterm Rauschen. Und wir ahnen, dass er sehr schön sein könnte.
Das große Glück des Buches ist aber einmal mehr sein Ton, ein Ton wie eine leise, schöne, traurige Musik. Immer, wenn einem Autor dieser Ton gelingt, stellt sich bei mir jedenfalls der Eindruck ein, das ist das Wesen echter Literatur.
Mit welchen Mitteln aber wird dieser Ton erzeugt? Es ist einerseits die Stimme des Ich-Erzählers, der sich ganz zurücknimmt, gleichsam verbirgt, und nur das Äußere beschreibt, aber dadurch auf geradezu magische Weise ein geheimnisvolles Bild, schemenhaft, entstehen lässt. Open City ist auch ein Buch, das ganze in dieser berückenden Tonart geschrieben ist.
Das ist der wahre Stoff, der ganz reine.
Ein zentrales Kapitel handelt von der Ankunft des Vaters in dem kleinen Ort, den er als Angel Tourist besucht und dann hängen bleibt, weil er sich in die Mutter mit dem schweren, kastanienfarbenen Haar und den Katzenaugen verliebt. Er ist ein Mann mit Anlagen, intelligent, gebildet, möchte Bücher schreiben, eine Chronik über den Ort. Aber alles versinkt, löst sich auf, Alkohol, die Untreue der Frau, die uneingelösten Versprechen, die er sich selbst gemacht hat. Am Ende bleibt nur das Angeln.
Mit dem Bruder geht es ähnlich, ein Mathematiker ein Talent, Gymnasiast, der das alles aber schon in der Schule sein lässt.
Die Männer veröden in dem Roman, ganz von selbst wie es scheint, während die Frauen weiter kochen, bedienen und stricken. Oder schimpfen. Eine eigentümliche Kraftlosigkeit drückt die Männer nieder, man weiß nicht, woher sie kommt, ob es am Land liegt oder an ihnen selbst.
Sah einen Vortrag von Norbert Scheuer auf YouTube, er hat einen Sprachfehler, lispelt stark, eine der Eigenschaften, die den Hermann aus Roman so gewinnend macht.
Wikipedia sagt: bis 2017 arbeitete Scheuer als Systemprogrammierer bei der Telekom. Er ist Jahrgang 1951 – also bis zur Rente. Das ist eine so ganz andere Biografie, ein so ganz anderer Zugang zur Literatur, als ein wie auch immer akademischer. Zwingend wohl auch, weil er sich bei seinem Stoff auf seine literarische Provinz – die Eifel – beschränkt, und damit universal wird.
Wednesday, August 21, 2019
Andreas Maier - Die Universität
Fortsetzung des autobiografischen Experiments, hier auch mit halb-lyrischen Formen experimentierend, so etwa bei der Autofahrt zum Campus. Irgendwann wird es eine dreibändige Gesamtausgabe der 13 Romane geben.
Peter Handke - Die Wiederholung
Handke lesen ist immer eine Art Meditation. Auch hier. Kein anderer Schriftsteller hat einen so persönlichen Blick auf die Welt, eine so eigene Sprache. Bewusstseinserweiternd.
Hilmar Klute - Was dann nachher so schön fliegt
Guter 80er Roman, bei dem ganz Nabokov-mäßig ein Lyriker aus der Provinz nach Berlin kommt und aus dieser schönen Perspektive von weit oben auf die Stadt schaut.
Andreas Maier - Der Ort
Spannendes Experiment des autobiographischen Schreibens. Arbeitet manchmal mit extremer Zeitdehnung.
Saturday, July 13, 2019
Helmut Krasser - Die letzten schönen Tage
Roman über Dreiecksverhältnis zwischen einem verrückten Werbetexter, einer Chorsängerin und einem Fotografen. Sie liebt den Werbetexter, hat aber eine Affäre mit dem Fotografen. Als der Werbetexter verrückt wird, pflegt sie ihn erst, als der Werbetexter aber immer verrückter wird, geht sie mit dem Fotografen. Banale Geschichte, die man aber trotzdem gerne liest, weil Krausser seinen Helden immer so was Protziges, Überbordendes gibt und dabei die Sprache ausreizt und oft auch überreizt, sich darüber aber nicht schert. Immer so ein Nietzscheanischer Kulturelitarismus zu spüren, was die Sache immerhin selten langweilig macht.
Friday, July 05, 2019
Steffen Popp - 118 Gedichte
Schöne Anlage, teilweise recht sperrige Textkästen aus Begriffsassoziationen.
Labels:
Gedichte,
Gegenwartsliteratur,
Gegenwartslyrik,
Lyrik
Friday, June 28, 2019
Milan Kundera - Das Fest der Bedeutungslosigkeit
Mal wieder ein Kundera - sehr klar, allerdings nicht ganz so fesselnd, wie die früheren Sachen.
Monday, April 08, 2019
Clemens Meyer: Die stillen Trabanten
Die erste Skizze in dem Band hat mir so gut gefallen, dass ich es gleich kaufen musste. Die anderen Sachen sind etwas abgefallen, aber immer noch interessant genug, dass ich es ganz durchgelesen habe. Etwas zu lang vielleicht die einzelnen Geschichten. Und manchmal fragt man sich, ob man nicht vielleicht eine Pointe verpasst hat und hat es wahrscheinlich. Trotzdem: der Stoff ist gut (arbeitende Menschen) und die Atmosphäre passt.
Tuesday, April 02, 2019
Peter Stamm - Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt
Roman mit Doppelgängermotiv, bei dem der eine wie in einem Alptraum die Biografie des anderen aufzufressen scheint. Mysteriöse und spekulativ, dabei durchaus interessant, wohin das alles führt. Eine Sammlung, ineinander übergehender Ringe.
Sunday, March 10, 2019
T.C. Boyle - Ein Samurai in Savanah
Roman als kleines Kulturclash-Spektakel. Halbjapaner wird in Südstaatensümpfen angespült und versetzt Establishment und Bauerntrampel in Wut und Aufregung. Sprachlich gekonnt, aber doch eher fleißige Plotwerkverarbeitung.
Monday, December 10, 2018
Dörte Hansen - Altes Land
Sehr gutes Buch über Entwurzelte und wie sie eine Art Heimat finden. Oder nie mehr finden. Schön, wie die Menschlichkeit dann doch trotz der zugigen Risse im Mauerwerk des alten Familenhauses ein Bleiben findet.
Sunday, November 18, 2018
Sunday, October 28, 2018
Hans Pleschinski - Wiesenstein
Roman über das Ende Gerhart Hauptmanns. Die Art seines Denkens, Dichtens, Daseins. Weckt Neugier auf das Werk, von dem man nicht mehr viel spricht. Starke Schilderung der grauenvollen Zustände in Schlesien zum und nach Ende des Kriegs.
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