Wednesday, May 20, 2009

Winterkönig - Bernard Cornwell

Ein Abenteuerroman von echtem Schrot und Korn, wie man sagt. Cornwell hat sich in seiner Anfangszeit an Forsters Hornblower orientiert. Die Bücher habe ich auch gelesen, entliehen der Buchloer Stadtbücherei. Roald Dahl soll er übrigens auch als Mentor gedient haben. Abenteuerromane für jedermann, Geschichten, die einen nie enttäuschen.

Las die knapp 700 Seiten fast in einem Rutsch. Besonders sympathisch ist der Erzähler, Derfel, er wirkt etwas naiv und schlicht, treuherzig ist wahrscheinlich das treffende Wort, dem Genre entsprechend, aber durch ihn und seine praktische, unverklärte Sicht auf die Geschehnisse sind alle Figuren und die gesamte Handlung plastisch, glaubhaft, realistisch Und Realismus ist das höchste Gütekriterium für historische Romane. Hier ist Arthur eine durchaus schillernde Figur, Lanzelot ein Arschloch, Merlin ein Zyniker. Bei den Schlachtenschilderungen geht es nicht um Ruhmestaten, sondern um das Handwerk des Tötens, also wie man Schildwälle bildet, warum Pferde nichts gegen sie ausrichten können, Angst und Euphorie der Schlacht usw.

Ein Abenteuerbuch. Ein echtes, ein gutes.

Wednesday, May 13, 2009

Die Lage des Landes/die Abschaffung der Arten

Hi A.,

von dem Buch habe ich gehört und mal bei einem Preisausschreiben mitgemacht, um es zu gewinnen, was leider nicht passiert ist. Habe aber das davor gelesen, "Dirac." Hat mir ganz gut gefallen, naja, 75 Prozent jedenfalls (die 25 Prozent, in denen es um so den alten Mathematiker ging weniger). Also, von dem, was ich über das Buch gehört habe, wäre es jetzt nicht erste Wahl - zu lang, zu abgedreht, zu parabelhaft, da hab ich immer das Gefühl, dass ich nach 10 Seiten weiß, wie es gemacht ist und müsste nicht weiter lesen - wie bei der "Arbeit der Nacht". Man nennt das Manierismus, glaub ich. Aber wahrscheinlich tu ich dem Buch unrecht, ich hab es ja gar nicht gelesen. Und ich werde es ganz bestimmt kaufen, wenn es bei Amazon bei der 5-Euro-Schwelle angelangt ist, allein schon wegen dem Cover (das grün ist, oder?). Viel, viel später werde ich es dann vielleicht auch lesen.


Also mein Tipp: "Die Lage des Landes" von Richard Ford. Vier Tage im Leben eines in die Jahre kommenden Immobilienmaklers in New Jersey. Rund 700 Seiten. Klingt das nicht wahnsinnig aufregend? Ich würde das Genre als "funkelnden Banalismus" bezeichnen. Es ist eines dieser Bücher, dass uns den Alltag durch einen Sprachglitter neu erfahren lässt. Mal erhellend, mal langweilig, im ganzen bereichernd. Ist übrigens ein Sequel, davor gab es den "Sportreporter" und "Unabhängigkeitstag". Um "Die Lage des Landes" zu lesen muss man die aber nicht kennen.


Ja, meine Frau ist gut angekommen. Die Busfahrt muss überraschend komfortabel gewesen sein, das doppelstöckig.


Bin gespannt auf deinen nächsten Tipp.


Grüße nach Berlin!

JL

-----Original Message-----
From: A.
Sent: Mittwoch, 13. Mai 2009 18:05
To: JL
Subject: Buchtipp des Monats



Hallo JL,

um meinem Plan, regelmäßig mit dir Buchtipps auszutauschen doch noch nachzukommen: Mir ist doch noch ein gutes Buch eingefallen, dass ich in letzter Zeit gelesen habe und weiterempfehlen kann:

Dietmar Dath: Die Abschaffung der Arten

"Das Zeitalter, das wir kennen, ist längst eingeschlafen. Wo einmal Europa war, gibt es nur noch drei labyrinthische Städte, die eher gewachsen sind, als daß sie erbaut wurden. Die Welt gehört den Tieren. Fische streiten über Sodomie, Theologinnen mit Habichtsköpfen suchen in Archiven nach Zeugnissen der Menschheit, und Cyrus Golden, der Löwe, lenkt den Staat der drei Städte. Als ein übermächtiger Gegner die neue Gesellschaft bedroht, schickt er den Wolf Dimitri als Diplomaten aus, im einstigen Nordamerika einen Verbündeten zu suchen. Die Nachtfahrt über den Ozean und in die tiefen Stollen der Naturgeschichte lehrt den Wolf Riskantes über Krieg, Kunst und Politik und führt ihn bis an den Rand seiner Welt, wo er erkennt, »warum den Menschen passiert ist, was ihnen passiert ist«. Der Roman Die Abschaffung der Arten steht in der Tradition großer spekulativer Literatur über Niedergang und Wiedergeburt der Zivilisation von Thomas Morus, Voltaire und Mary Shelley über H. G. Wells und Jules Verne bis hin zu Stephen King und William Gibson. Wenn Charles Darwin Krieg der Welten geschrieben hätte, vielleicht wäre ein Buch wie dieses dabei herausgekommen: ein abenteuerliches Liebeslied, eine epische Meditation über die Evolutionstheorie und der waghalsige Versuch, Fossilien von Geschöpfen freizulegen, die noch gar nicht gelebt haben." (siehe: http://www.amazon.de/Die-Abschaffung-Arten-Dietmar-Dath/dp/3518420216)


Das Buch erstreckt sich über mehrere 100 Jahre, hat Höhen und Tiefen, ist aber im ganzen sehr spannend und anders.

So, nun bin ich auf deinen Tipp des Monats gespannt :-)

Ich hoffe, deine Frau ist problemfrei mit dem Schulbus nach Berlin gekommen?


Grüße,

A