Tuesday, December 31, 2013

Monika Maron - Ach Glück

Eheroman, sie verlässt ihn, weil sie sich vernachlässigt fühlt, irgendein Russe hat ihr zuvor tief in die Augen geschaut und damit wohl jene Sehnsucht geweckt, die Frauen in schmuddelige Hotelzimmer treibt, unter Züge zieht oder plötzlich nach Mexiko losfliegen lässt, um da jemanden zu besuchen, den man gar nicht kennt. Die Geschichte ist relativ uninteressant, aber der Ton sitzt, die Sprache ist gut, es gibt etwas zu entdecken.

Haruki Murakami - 1Q84

Im dritten Teil von 1Q84 taumeln Aomame und Tengo gleichsam in Zeitlupentempo aufeinander zu. Hatte die seltsamen Bezüge von Band 1 & 2 schon vergessen: Little People, Leader, Mother & Daughter usw. Alles eigentlich ein ziemlicher Schmarrn, wenn man ehrlich ist und ich muss zugeben, dass ich mehr als einmal eingenickt bin. Warum haben die beiden sich nicht gleich am Ende von Band 2 kriegen können? Ein Epilog hätte es da auch getan. Gut immerhin Murakamis klarer, karger Stil. Manchmal kann der geradezu pedantisch werden, etwa wenn er wie in einem Polizeibericht immer die genaue Uhrzeit erwähnt, zu der einer in seinem Zimmer sitzt und nichts tut. Alles sympathisch, und auch irgendwie langsam, fast schon meditativ. Wenn man sich darauf einlässt, steckt das an, man geht anders durch den Tag, aufmerksamer.

Sunday, December 29, 2013

Stephen King - Doctor Sleep

Dan Torrance ist erwachsen, das Shining ist stark in ihm, er hilft Todkranken beim Sterben, wird dank der AA trocken, lernt Ebra kennen, in der das Shining noch stärker ist und auf die es die Rentner-Zombies vom "Wahren Knoten" abgesehen haben. Skuriler umständlicher Endkampf, wie er für King typisch ist. Ansonsten wieder interessante Figuren, seine große Stärke. Und wie immer lässt der Meister sich Zeit, ehe es los geht, aber das ist in Ordnung, schließlich liest man ihn nicht wegen der Monster. Außerdem: Im Vergleich zu den Ziegelsteinen Attentat und Dome ist Doctor Sleep geradezu schlank. Lesung von David Nathan auch sehr gut - und ohne die dilettantischen Schnittpausen wie beim Todesmarsch.

Bernard Cornell - Der weiße Reiter

Markiges Mittelalterpanorama im gewohnten Cornwell-Stil: ohne sentimentalen Schnörkel, Genauigkeit im Waffengang, Schildwälle, Geländeschauen, Kundschafterei, Gottesgerichte, Zweikämpfe, raue Liebschaften, etwas Magie, etc. pp. Ein Ende nicht absehbar, man sieht sich im nächsten Band.

Wolfgang Herrndorf - Arbeit und Struktur

Krebstagebuch, Lektion in Sachen "Sterben lernen" von einem souveränen Geist - lässt einen mehr als einmal laut auflachen, trotzallem.

Monday, December 09, 2013

Marion Poschmann - Die Sonnenposition

Zugegeben: Etwas enttäuscht.  Sprachlich sicher sehr fein, geradezu ziseliert. Aber die Beschreibung hängt dann oft einfach nur so herum, wie Gestrüpp, das zu durchlaufen doch sehr ermüdet. Die Handlung ist so "na und?", die Charaktere nerven, vor allem dieser eitle Odilio, den wir wohl bewundern sollen, es wird etwas getoniokrögert, aber auch nur halbherzig. Alles in allem ziemlich langweilig.

Sunday, December 08, 2013

Thomas C Fost - How to read literature like a professor

Interessante und sehr nützliche Hinweise, wie man die Tiefenschichten von literarischen Werken ausloten kann. Akademisches sehr eingängig rübergebracht.  Für Studenten sehr zu empfehlen.

Thursday, December 05, 2013

Mariaschwarz - Heinrich Steinfest

Jährlich mindestens einen Steinfest, sonst fehlt etwas, im Lesejahr. Mariaschwarz ist einer dieser typischen
barocken Story-Späße, in die Heinrich Steinfest seine hinreißenden Figuren stellt und Musil-geschulten Aphorismen und Mini-Essays flechtet.

Die Handlung zu rekapitulieren bringt nicht viel, sie spielt hauptsächlich in einem österreichischen Bergkaff mit unergründlich tiefem See, mafia-durchsetzter Leichtindustrie und einer Handvoll verkrachter Existenzen. Erst geht es um ein entführtes Mädchen, dann um die Vollständigkeit eines Kunststoffspielfigurensatzes. Zunächst trägt ein ehemaliger Finanzmann und leicht wahnhafter Alleintrinker das Geschehen, der in Hiltroff auf die Lösung seines Lebensrätsels wartet. Ab der Hälfte des Romans übernimmt ein anderer Held - Lukastik, inzestuöse Ermittlermaschine - die Führung durch das Plot-Dickicht und verfängt sich hoffnungslos.

Steinfest ist immer eine Lektüre Wert: Die Sprachbilder sind witzig und erhellend, erinnern fast an die Prosa von Heinrich Heine. Die Figuren sind interessanter, als die im richtigen Leben, die Reflexionen meistens überraschend, mit dem Absurden kokettierend. Alle Jahre gerne wieder.