Thursday, October 30, 2014

Don Winslow - Kings of Cool

Musste bei der Lektüre oft an Wolf Haas denken: Haas hat im Interview gesagt,  es ginge ihm eigentlich nur um die Sprache bei seinen Brennern. Plot und so eher uninteressant. So auch hier. Jeder Satz ist gewissermaßen soundgestaltet. Für fast jedes der Mini-Kapitel erfindet Winslow ein eigenes Gestaltungsprinzip, um diesen coolen Sound herzustellen.

Taije Silasi - Diese Dinge geschehen nicht einfach so

Buddenbrooks, globalisiert, afrikanisch. Das Problematische fehlender, ungewisser Wurzeln.  Etwas viel Geweine und Besonderheitsdünkel. Alles in allem aber sehr lohnend, da welthaltig, wie kaum ein Buch. Stil auch sehr gut.

Wilhelm von Sternburg - Joseph Roth

Gute Biographie. Etwas mehr über Roths Schreibprozess wäre noch ganz nett gewesen. Angesichts der verschiedenen Geisteshaltungen, die JR durchlaufen hat, wie unsinnig ihn auf eine davon zu fixieren, wie es in der Schule, Uni, Kritik gemacht wird. JR, der Monarchist, der Katholik, früher der Sozi etc. Erklärt weniger als null.

Thursday, October 16, 2014

Patrick Modiano - Das Café der verlorenen Jugend

Doch etwas enttäuscht gewesen. Ließ sich gut an, Melancholie, Künstler in Cafés, eine geheimnisvolle Frau etc. Aber aus dem wird leider nicht viel. Sehr genervt von dem ganzen Stadtplanmäßigem. Dieser Platz, jene Straße, diese Haltestation, ja mein Gott, muss man die denn alle kennen? Gefühl, ausgeschlossen zu sein deswegen, als wäre das nicht an mich adressiert.

Ein paar nette Zitate allerdings auf dem Wegrand, z.B.:

"Natürlich verstand ich das. In diesem Leben, das uns manchmal vorkommt, wie eine große Brachfläche ohne Wegweiser, inmitten all dieser Fluchtlinien und verlorenen Horizonte, würde man gerne Bezugspunkte finden, eine Art von Kataster anlegen, um nicht länger das Gefühl zu haben, dass man sich ziellos treiben lässt. Also knüpft man Beziehungen, versucht, ungewisse Zufallsbekanntschaften zu festigen."

Leider selbst keinen Fixpunkt in diesem Romänchen gefunden.

Tuesday, October 14, 2014

Richard Powers - Orfeu

Moderner Komponist als vermeintlicher Bioterrorist. Schönster Musikerroman seit Dr F.

Monday, October 13, 2014

Rüdiger Görner - Georg Trakl

Nostalgielektüre, Vorwand, Trakl-Gedichte alle mal wieder zu lesen. Görner leitet kundig durch. Zu den Gedichten lässt sich nicht viel neues sagen. Görner liefert aber viel Atmosphärisches aus Begleitquellen. Interessant, dass er zu den Elis-Gedichten nicht auf Hoffmann hinweist, zumal sich der Hinweis ja auch bei Fühmann findet, den er erwähnt.

Judith Hermann - Aller Liebe Anfang

Wollte ich eigentlich nicht lesen. Aber nachdem es so viele Untergürtellinienschläge seitens der Kritik gab dann doch aus blanker Solidarität zu Judith Hermanns Aller Liebe Anfang gegriffen und in einem Zug durchgelesen. Vielen scheint entgangen, dass es hier um nichts weniger als so etwas wie die große Irritation über die Engführung des Lebens ab Mitte 30 geht. Und das ganze sauberst auserzählt, ohne dass aus in irgendeinem Spalt so etwas wie Konzept oder Küchenpsychologie zieht. Fast schon fontanemäßig realistisch, immer mit einem ganz leichten Schimmer Halblicht auf den Dingen. Das ist gute Literatur!

Thursday, October 02, 2014

Thomas Bernhard - Der Atem

Interessant, wie das immer wieder funktioniert, auch wenn man schon viele Jahre Thomas Bernhard gelesen hat.

Agota Kristof - Das große Heft

Heftige Geschichte über die Verwilderung von Zwillingen während eines namenlosen Krieges. Grenzüberschreitungen dauernd. Gut und Böse keine Kategorie mehr. Gnadenlose Stärke dieses seltsamen Doppelcharakters. Einer der stärksten Schlusssätze, den ich je gelesen habe. Minutenlange Gänsehaut.

Hilary Mantel - Falken

Zum zweiten Mal. Man denkt anders, während man dieses Buch liest. Eine große Geschichte, alles atemlos dicht umgesetzt, ganz ohne Historienzierrat. Die Ausstaffierung funktioniert auf rein geistiger Ebene. Unglaublich. Was wird wohl der der dritte Teil bringen? Cromwells Ende, wie mag das durch diesen Bewusststeinsstrom ziehen?