Sunday, August 19, 2018

Arno Geiger - Unter der Drachenwand

Roman eines Kriegsheimkehrers, Kommentar von Iris Radisch: „Unter der Drachenwand ist eine geniale Authentizitätsfiktion, aus der der Autor sich anschießend so spurlos wie möglich zurückgezogen hat.“ Sehr treffend. Aber trotz der Stimmenimmitation bricht immer wieder der kraftvolle Erzähler durch, so auf z.B. auf
Seite 51: „ in den alleruntersten Schichten des Schlafes, wo es immer feucht und kalt ist, stieß ich erneut auf den Krieg, auf seine tausendfünfhundert schrecklichen Tage, auf Blutgeruch und wie sich gleichzeitig friedlich das Korn im Wind bewegt, während die Partisanen sich vor der Grube aufreihen und ihnen der Schweiß über das Gesicht rinnt.“

Stoff und Sprache teilweise an Hemingway erinnernd. Aber hier die geglückte Imitation authentischer Stimmen. Wie hat er das wohl gemacht, wie ist er an die Quellen gelangt? Laut Interview im Deutschlandfunk, handelt es sich um einen Zufallsfund: "eine alte Korrespondenz - Kinderbriefe, Elternbriefe, Behördenbriefe - in der es um Kinderlandverschickung nach Schwarzindien am Mondsee ging."

Im gleichen Interview zu den lyrischen Schrägstrichen, das sei ein bisschen wie bei einem Gedicht, es sei mehr als Punkt und weniger als ein Absatz. Er habe ein zusätzliches formales Gestaltungselement gewollt, an das man sich ja nach zwei, drei Seiten (...) gewöhnt habe. Irgendwie auch in dem Wunsch zunächst einmal, dass er so diese ganz konventionelle Romanform wenigstens in einem Detail breche, um zu signalisieren, für ihn sei das mehr als einfach nur ein Roman.

Jedenfalls eines der besten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Vor allem der Ton macht hier wieder 70 Prozent des Erlebnisses aus  


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