Tuesday, March 15, 2005

Fertig mit dem schwarzen Haus

Also fertig. Am Schluss geht er hinüber, Jack Sawyer. Ein Held, den man nicht so leicht aufgeben sollte und der noch einiges richten könnte hier oder dort - wohl eher dort. War er nicht überhaupt der Pionier der jenseitigen Regionen? Das schwarze Haus hat jedenfalls mein Interesse für die Turm-Serie geweckt.

Der Showdown ist natürlich lächerlich und Gott sei Dank sehr kurz. Überhaupt hört alles recht schnell auf. Auf den letzten 50 Seiten des 830-Seiten-Schmöckers werden ruckzuck die beiden Erzbösewichte gekillt, der Junge befreit, Tausende von Kindern aus der Sklaverei der Kombination befreit (mir ist entgangen, wozu die überhaupt da war) und das schwarze Haus niedergebrannt. Am Ende erwischt es noch den Oberhelden, der geht nun für immer in seine ewigen Jagdgründe ein und bekommt eine Königin.

Wie soll man das alles werten? Ich habe das Buch jedenfalls verschlungen, in Null-Komma-Nichts war es durch. Und ich weiß auch, dass ich mich daran erinnern werde. Die Personen sind wie immer bei King sehr stark. Jack natürlich, aber vor allem Henry, Judy und die Nebenfiguren Beezer, Dale, Marshal. Die Riege der Bösewichter, also Bierstein, Munshun, der Zeitungsfritze bleiben etwas auf der Strecke. Die Handlung, nun ja. Im Gegensatz zum Talisman kein Roadmovie, sondern alles im engen Kleinstadtzirkel mit einigen prominenten Orten der Handlung: Altersheim, Imbiss-Bude, Wohnhäuser. Dann das schwarze Haus, als Schleuße zur anderen Welt. Und ein paar kleine Landausflüge in die Territorien oder andere Grenzgebiete. Dort wird dann meistens jemand umgebracht oder vergleichbares. Alles ein wenig wirr und unentschieden. Es gibt keine besonderen Rätsel zu lösen, der Mörder ist bekannt und wäre eigentlich nicht schwer zu schnappen. Aber rätselhafter Weise scheinen die Behörden sehr lethargisch. Dann wird die Auflösung in eine andere Welt verschleppt. Hätte man aber auch hier erledigen können. Ein Paar Motive bleiben blind. Zum Beispiel die Idee, dass sich in diesem Serienmörder alle möglichen Serienmörder verkörpern und so weiter.

Schön sind einige Zwischentöne: Die Sinneswelt des Hörers Henry Leihden, hier bereitet sich der erblindende Stephen King auf sein Schicksal vor. Dann die Verbindung Reise-in-die Parallelwelt - Lesen, die auch immer mitschwingt.

Aber es zeigt sich wieder: Es sind die Personen, nicht die Handlung. Die kann man allenfalls spannend finden, während man die Personen lieben und hassen darf.

Bei Stephen King sind es immer die Personen. Man hat es als Leser nicht gerne, wenn sie in Blut und Gedärm wühlen müssen. Am liebsten hat man sie, wenn sie sich zum Beispiel als Freunde aus Bleakhouse vorlesen oder beim Bier über Schopenhauer unterhalten oder Musik hören oder einfach nur gehen und schauen und für uns fremde, schöne Welten entdecken.

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