Sunday, September 13, 2009

Einige Erzählungen von Tolstoi und Updike

Vom unendlichen Spaß brauche ich Pausen, Abwechslung und viele davon. Da passen am besten die langen Kurzgeschichten dazwischen, die man früher Erzählungen genannt hat. Zum Beispiel Tolstoi.

Hadschi Murat - würde bei deutschen Autoren heute durchaus als Roman durchgehen. Die Erzählung offenbart, wie unglaublich gut dieser Mann erzählen konnte. Lauter kleine Kapitel, die sich kurz in den Tag einer Figur blenden, angefangen beim Tartarten-Überläufer über den gemeinen Gefreiten auf der Krim bis hin zum Zaren. Details und Alltägliches schmiegen sich so leicht und passgenau in den Ablauf, dass eine Art ökonomischer Realismus entsteht, den nicht einmal der Film erreichen kann. Großartig.

Der Teufel - auch klasse, wenn auch nicht so breitpalettig, wie Hadschi Murat. Allerdings ist uns diese Art von Moralismus heute nicht mehr so nah. Auch schnurrt die Geschichte nicht ganz so schön ab, wie der Murat (z.B. ist die Ehefrau des Helden auf der Strecke geblieben).

Und dann auch wieder Updike. Er gehört zu jenen, zu denen J.L. mehrmals im Jahr ein großer Hunger erfasst (die anderen sind Th. Mann, Shakespeare, Hemingway, Stephen King).

Taubenfeder - da hat mich die relegiöse Wende am Ende nicht ganz überzeugt. Das konnte er manchmal nicht lassen. Hemingway - der so etwas nie geschrieben hätte, jedenfalls nicht so - hätte den letzten Satz gestrichen.

Die christlichen Mitstudenten - hat auch einen religiösen Touch, zeigt aber sehr schön in nuce jene sonderbaren Formen von Kurzbeziehungen, die einem das Leben manchmal aufnötigt und vor denen man dann ein wenig hilflos wird und die einen unangenehme Seiten in einem selbst entdecken lassen.

Ace ist Trumpf - die erste Updike-Erzählung. Hat mich kalt gelassen. Mn muss ja nicht alles kaufen, es gibt so viel von ihm. Wenn auch nicht unendlich viel. Das leider nicht.

Freunde aus Philadelphia - sehr hübsch pointiert.

Ich glaube, Updike war der größte Autor zu meinen Lebzeiten. Die Amerikaner stellen Roth ja manchmal ein bisschen weiter nach vorne. Ich mag ihn auch, aber Roth hat einfach nicht diesen unglaublich aufmerksamen Blick auf die Welt.

Hörte bei Joggen soeben übrigens die sehr schon Gedenkfeier in New York. Was muss das für ein toller Mensch gewesen sein.

Er hätte sicher noch gerne weiter gelebt.

Zurück zum unendlichen Spaß.

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