Sunday, July 17, 2016

Juli Zeh - Unterleuten

Romane über die tiefste Provinz scheinen gerade Mode zu sein. Vielleicht glauben die Autoren, in diesen Biotopen Arten und Konstellationen hägen zu können, die in irgendeiner Form symptomatisch oder gleichnishaft für Zustände in unserer Gesellschaft sind. Was aber in diesem Fall dabei herauskommt, mutet doch leider etwas künstlich an. Es gibt einen großen Provinzler unter den Literaten, William Faulkner. Vergleicht man Juli Zeh mit diesem Titanen, dann fehlt einem doch so einiges. Die Anlage des Ganzen ist sich zwar sehr ähnlich, aber bei Faulkner spürt man immer hinter allem Oper, Musik, Schicksal, etc. Bei Juli Zeh kommt kein rechtes Mitleid auf mit den Figuren. Sie lassen einen relativ kalt. Auch ist bei Faulkner die Sprache sehr viel radikaler, leistet viel mehr, als bei Juli Zeh, bei der alles zahm bleibt (das war früher, bei Spieltrieb zum Beispiel, besser, weil ungeschliffener). Ein wenig erinnert das Buch von seiner sozialkritischen Anlage her an J.K. Rowlings Ein plötzlicher Todesfall, auch kein wahnsinnig geglücktes Buch. Aber selbst darin ist mehr Identifikation, Mitleid, Sound enthalten, als bei Zeh. Sound gibt es bei Zeh zwar auch, aber es ist eher so ein dürrer Wir-sind-Helden-Ton. Dennoch habe ich das Buch gar nicht gelesen. Es istunterhaltsam, wenn auch keine Wucht.

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