Wednesday, December 09, 2015

Umarmungsliteratur: Friedrich Ani - Der namenlose Tag

Friedrich Ani schreibt Kriminalromane, die vom Leid vorgeblich normaler Menschen unserer Gesellschaft handeln. Mitgefühl ist das Hauptmotiv der Bücher. Hier zum Beispiel gibt es eine mehrstündige (!) Umarmung zwischen dem Ermittler und der Mutter einer jungen Selbstmörderin. Überhaupt gibt es sehr viele Umarmungen. Der Detektiv umarmt so ziemlich alle Personen, die in dem Buch vorkommen. Es handelt sich um eine Geste des sprachlosen Mitgefühls, die Ani eigentlich in allen Büchern gerne einsetzt. Er ist sicher der erste Umarmungsliterat des Landes, was aber den Büchern keinen Abbruch tut.
Im Gegenteil, das Motiv wird äußerst souverän eingesetzt, Schmalz- und Kitschvorwürfe würden den Autoren nicht kümmern, ihm geht es um die Sache und die ist ehrenwert. Daher sind seine Helden meistens moderne Heilige ohne metaphysischen doppelten Boden, was das eigentlich Heldenhafte an ihnen ist.

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