Sunday, September 14, 2014

Tomas Espedal - Gehen

Schönstes Buch über das Gehen und die Freiheit überhaupt bislang.  Wie das Gehen und das Schreiben zusammenhängen,  wie sich das eine aus dem anderen ergibt.
Nach der Lektüre - oder schon während der Lektüre - will man seine Schuhe schnüren und losgehen und gar nicht mehr auftauchen im Büro, im Eigenheim, im Sportverein, in allem, was einem davon abhält, ein wildes und poetisches Leben zu führen, wie Espedal und alle seinen literarischen Vor-Geher Hölderlin, Rousseau, Nietzsche, Whitman, Bernhard, Rimbaud, Satie und wie sie alles heißen. Natürlich verherrlicht Espedal seinen Gegenstand - das Gehen, das Wandern -, verschweigt aber nicht die Schattenseiten: die plötzliche Einsamkeit, die Verzweiflung, die Gefahren, die kaputten Füße, die Haltlosigkeit des Daseins als Landstreicher. Und es gibt stellen darin, bei denen man lauthals auflachen muss, etwa, wenn die Wanderer irgendwo in Griechenland von einem Pferd verfolgt werden und dieses nicht mehr losbekommen oder als sie sich in der Türkei im Freien campierend die Angst wegtrinken müssen und schließlich erkennen, dass sie sich dabei in genau die Art Gesindel verwandelt haben, vor dem sie sich selbst gerade so fürchten.
Wirklich ein großartiges Buch, vor allem für alle Geher und Wanderer unter den Buchfreunden. Und wenn das einen noch nicht davon überzeugt, dann lohnt vielleicht ein Blick auf diesen Schriftsteller, in sein Gesicht, das sich selbst in eine Landschaft zu verwandeln scheint, und in seine Lebensumstände.



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