Saturday, August 23, 2014

Werner Kappacher - Selina oder das andere Leben

Lehrer aus Salzburg, in der Mitte seines Lebens, erhält die Gelegenheit, ein Sabbatjahr in einem toskanischen Landhaus zu verbringen. Einzige Bedingung ist, dass er es herrichtet. Die Erzählung beginnt dann als eine Art Robinsonade, erzählt wird, wie er sich einrichtet, das Überlebenswichtige heranschafft, das Haus zugänglich und bewohnbar macht, die Fledermäuse, Ameisen und Schlangen fernhält etc. Mit den Einwohnern steht er in freundschaftlichen Kontakt, ein Mal schläft er sogar mit einer von ihnen. Außerdem gibt es da noch die philosophische Freundschaft mit dem Hausbesitzer, einem alten Deutschen und Gelehrten, der aber schon sterbenskrank ist. Der Stil ist klassisch-schlicht, ohne modisch-lakonisch zu werden, manchmal streift er das Elegische. Seltsam nur, dass der Erzähler nicht dazu gelangt, das eigentliche Versprechen des Romans einzulösen, nämlich die Liebe zu Selina, der Nichte und Erbin des Hausbesitzers. Als sie das Geschehen betritt, klingt der Roman ganz schnell aus, ohne dass sich das titelgebende Thema in irgendeiner Form entfaltet hat. Vermutlich ist es Absicht, denn tatsächlich vermisst man sie nicht bzw. spürt ihre Anwesenheit von Anfang an und diese uneingelöste Verheißung, von der man gar nicht richtig erzählen kann, gibt allem noch eine schöne Hintergrundmelodie. Hat sich insgesamt sehr gelohnt.


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