Thursday, November 21, 2013

Selma Lagerlöf - Gösta Berling



Der Empfehlung aus Rolf Vollmanns Wundertruhe Die wunderbaren Falschmünzer einmal mehr gefolgt. Es ist schon erstaunlich, was sich dem Leser da für Kostbarkeiten immer wieder offenbaren (und schön ist es auch, dass sie alle jetzt über das Internet gleich zur Hand sind). Rolf Vollmanns Romanverführer und die Erfindung des E-Books, was für ein Segen für den besessenen Leser, der hungrig nach immer neuen Lesewelten strebt.

Gösta Berling von der Literaturnobelpreisträgerin Selma Lagelöf ist ein Roman in 36 Einzelepisoden, die mehr oder weniger miteinander verknüpft sind. Gösta ist ein Pfarrer, der aufgrund seiner Trunksucht geschasst wird und als Bettler durch die Gegend zieht. Eine Gutsbesitzerin - die Majorin - nimmt ihn in ihren Kavaliersflügel auf - ein Teil ihres Gutes, auf dem bereits eine Reihe weiterer schräger Gestalten Obdach gefunden hat und die Gegend mit Streichen und Feten beleben. Verführt durch einen Teufelspakt verbannen die Kavaliere zu Beginn des Romans die Majorin und übernehmen selbst die Herrschaft über die Gegend. Es beginnt das Jahr der Kavaliere, in dessen Verlauf Land und Leute zwar viel feiern, moralisch und wirtschaftlich ziemlich auf den Hund kommen.

Der Roman ist aus einer Vielzahl von Episoden zusammengesetzt. Die meisten von ihnen können auch ganz für sich stehen. Zusammengehalten werden die Geschichten durch den Schauplatz und das wiederkehrende Personal. Neben Gösta Berling sind da vor allem seine Liebschaften Marianne Sinclaire und die Gräfin Elisabeth sowie der Teufelsbündler Sintram und viele andere.

Kraftvoll erzählt


Was den Roman so überaus lesenswert macht, sind neben der großartigen Naturschilderung und den Reichtum an Details aus Leben und Sitten der Menschen im Värmland und der hohe Unterhaltungswert der Geschichten. Fast immer geht es um Verführungen und Verfehlungen und die rettende Kraft der Liebe. Jede einzelne Geschichte erzählt eine innere Umkehr, einen persönlichen Wendepunkt. Alles ist mit unglaublichen psychologischen Feinsinn geschildert.

Zwar ist der feierliche Grundton und die religiöse Grundstimmung anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Aber das legt sich spätestens nach der Vertreibung der Majorin, wenn der Episoden-Rhythmus in die Gänge kommt. Dann teilt sich dem Leser auch der durchaus begeisternde Impetus des Werkes mit: "Ach Gösta, ein Mann muss alles, was das Leben bietet, mit mutigem Herzen und lächelnden Lippen ertragen."

Gösta Berling ist eine echte Entdeckung, gehört sicher zu den stärksten Büchern dieses Lesejahres.

Mut und Freude! Es ist, als seien diese beiden die ersten Pflichten des Lebens.

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