Thursday, January 12, 2012

2. Charles Dickens: der Unnachahmliche. Von Hans-Dieter Gelfert

Zur Einstimmung ins Dickens-Jahr.

Brauchbarer Überblick, viele Jahreszahlen, viele Honoraraufrechnungen. Spoiler und Interpretationen zu jedem Hauptwerk, viele Illustrationen sowie eine kleine Theorie zu Dickens' Ästhetik: Es gibt drei zentrale Motive, Erbschaften, die See und das Gefängnis. Die Erbschaften stehen für die Fremdsteuerung der Charaktere, das Meer für die haltlosen, noch ungefestigten Personen; in Gefängnissen, echten und metaphorischen, stecken emotional verhärtete Typen. Dazwischen gibt es tugendhafte und blasse Mittler, die die Veränderungen herbeiführen.

Einiges enttäuscht:
  • Im Vorwort verspricht man Aufklärung darüber, warum Dickens ein Kafka-Vorgänger sei. Davon ist aber kaum die Rede.
  • Viel über Honorare ohne dass man erfährt, was das Geld damals ungefähr wert war.
  • Preisungen von Dickens Sprachkunst - keine Beweise dafür. Hätte der Leser auch auf Englisch gerne genommen.
  • Von einem deutschen Biografen hätte man sich mehr zur Dickens-Rezeption hierzulande gewünscht.

Eine kleine Rowohlt-Biografie hätte den selben Zweck erfüllt. 29,90 Euro für ein gerade 300-Seiten-Buch ohne nennenswerten Serviceanteil ist jedenfalls zu viel.

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