Monday, July 17, 2006

Der Zentauer

Updikes Vater-Sohn-Geschichte. Das Porträt des Vaters ist wirklich sehr anrührend und auch die Idee einer mythologischen Parallelwelt ist immer wieder sehr reizvoll: Wir sind nicht nur wir und hier, sondern hier ist auch anderswo und da sind wir ein alter Zentauer oder Prometheus und die Sportlehrerin ist Aphrodite und ihr Mann der Mechaniker ihr betrogener Hepheist und der Schuldirektor ist natürlich Zeus.
Das ganze spielt an wenigen Tagen im Winter, Vater und Sohn kommen einfach nicht nach Hause, einmal, weil das Auto nicht will, dann verhindert der Wettergott persönlich, dass sie in das abgelegene Farmhaus zurückkehren können, wo die Mutter wartet und an ihren Männern verzweifelt. Der Vater ist der Zentauer, der sich für den Sohn opfert, weil sein Leben eh von einer unheilbaren Verwundung zerstört ist. Die Verwundung äußert sich in der eigentümlichen, weil vom Vater nur immer aber dafür fortwährend und fast manisch behaupteten eigenen Unfähigkeit im Beruf, als Vater, als Ehemann oder als allgemein gemeinnütziges Wesen. Dem Sohn ist das sehr peinlich, zumal er den Vater liebt. Das führt dazu, dass der Beschützerinstinkt bei beiden eigentümlich verkehrt ist.

Viele Updike-Themen: Kunst, Hautausschlag, Kleinstadt, ein Farmhaus ab vom Schuss, wo die Mutter regiert, Tierliebe, Fremdgehen als kontinuierliche Alltagschance.

Obwohl ich Updike vergöttere und für den größten zeitgenössischen Schriftsteller halte ...ich habe mich doch über manche minutiös-lyrische Beschreibung ein wenig gelangweilt. Manchmal tut er einfach zu viel und übertreibt es, aber das gehört auch zu ihm, macht ihn eher noch größer, es ist eine Art Religion, eine Feier des Alls, ein Begrüßen der Welt, in welcher Erscheinungsform sie sich auch darbietet...

Gut ist es, immer noch ein paar Updikes zuhause zu haben.

Ist wie mit der Flasche Wein, der sprichwörtlichen.

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