Thursday, December 05, 2013

Mariaschwarz - Heinrich Steinfest

Jährlich mindestens einen Steinfest, sonst fehlt etwas, im Lesejahr. Mariaschwarz ist einer dieser typischen
barocken Story-Späße, in die Heinrich Steinfest seine hinreißenden Figuren stellt und Musil-geschulten Aphorismen und Mini-Essays flechtet.

Die Handlung zu rekapitulieren bringt nicht viel, sie spielt hauptsächlich in einem österreichischen Bergkaff mit unergründlich tiefem See, mafia-durchsetzter Leichtindustrie und einer Handvoll verkrachter Existenzen. Erst geht es um ein entführtes Mädchen, dann um die Vollständigkeit eines Kunststoffspielfigurensatzes. Zunächst trägt ein ehemaliger Finanzmann und leicht wahnhafter Alleintrinker das Geschehen, der in Hiltroff auf die Lösung seines Lebensrätsels wartet. Ab der Hälfte des Romans übernimmt ein anderer Held - Lukastik, inzestuöse Ermittlermaschine - die Führung durch das Plot-Dickicht und verfängt sich hoffnungslos.

Steinfest ist immer eine Lektüre Wert: Die Sprachbilder sind witzig und erhellend, erinnern fast an die Prosa von Heinrich Heine. Die Figuren sind interessanter, als die im richtigen Leben, die Reflexionen meistens überraschend, mit dem Absurden kokettierend. Alle Jahre gerne wieder.


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