Saturday, November 19, 2011

Poetiken 1: Umberto Eco - Der Friedhof von Prag

Eco-Bücher sind ja immer ein Ereignis.
Jedenfalls, was die öffentliche Aufmerksamkeit betrifft.
Umberto Eco ist der Vertreter eines intellektuellen (?), historischen Romans. So auch der Friedhof von Prag.

Wie unterscheidet sich der intellektuelle (?), historische Roman von einem Bernard Cornwell-Roman? Eco verzichtet auf Elemente, die den eigentlichen Reiz von Abenteuerromanen - und das sind historische Romane ihrem Wesen nach - ausmachen: Spannung, Schildwälle, Heroen, Prinzessinnen und Drachen.

Bei Cornwell & Co gibt es Cinemascope. Bei Eco gibt es Schwarten. Bei Cornwell riecht es nach Eisen, Braten und Blut. Bei Eco nach Staub und Papier. Bei Cornwell gibt es klare Projekte mit Anfang und blutigem Ende. Bei Eco gibt es Ausschweifungen ohne Ende. Bei Cornwell ist die Verschwörung ein Treibmittel unter mehreren. Bei Eco ist alles Verschwörung.

Und bei Eco gibt es etwas, was es bei Cornwell nie gibt: Wüsten der Langeweile und Plotelemente, die nach durchgelaufenen Reisestiefeln des späten 18. Jahrhunderts müffeln.

Ich habe erst ein Eco-Buch mit Vergnügen gelesen und das war sein Gassenhauer Der Name der Rose. Einige habe ich angefangen, aber verworfen. Baudolino habe ich durchgezogen, war dabei aber sehr gequält. Der Friedhof von Prag war da etwas besser. Aber richtig gut war er auch nicht. Warum?

  • wegen Ecos Zitierwut, statt Fabulierlust
  • wegen seiner buchstaubinduzierten Handlungspneumonie
  • wegen der lästigen Modeerscheinung, den Geschichten Kochrezepte - gleichsam als Mehrwert - beizumengen.

Ich würde mal sagen, dass das vorerst der letzte Umberto Eco für mich war. Und komme damit - etwas spät - auf die Linie von Wolfgang Tischer und Jurek Becker. Die Lebenszeit ist zu kurz.

1 comment:

Der Yeti said...

Der Friedhof von Prag ist wirklich langweilig.
Der Name der Rose war in meinen Augen auch langweilig.
Baudolino war OK, aber hob zum Ende hin etwas sehr ab.
Die geheimnisvolle Flamme ist anscheinend nur für Italien-Affine
Die Insel des vorigen Tages liegt irgendwo zwischen dem Friedhof und Baudolino.

Nur das Foucaultsche Pendel ragt heraus. Das Buch ist wirklich lesenswert - sofern man das erste Kapitel überlebt hat.