Friday, October 09, 2009

Buddenbrooks - Film von Broloer

Am Ende bekräftigt Sesemi Weichbrod die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit all den verstorbenen Buddenbrooks durch ein kräftiges "Es est so".

So oder so ähnlich der Schluss.

Nur - kein Mensch kennt die Frau (im Film ist es sogar die Ida), sie ist gar nicht eingeführt. Und ohne die Person ist der Satz nichts wert.

Genauso so geht es die ganze Zeit. Dauernd kommen Sachen vor, die völlig unvorbereitet plötzlich eine Rolle spielen. Der Zahnarzt, das neue Haus, das Klavierspiel. Alles wird vor den Zuschauer hingestellt und gleich wieder weggeschoben. Nichts bleibt haften, diese Welt scheucht einen hin und her und lädt nie zum verweilen ein.

Die Schauspieler sind alle ohne Ausnahme völlig verloren in Kostüm und Kulisse. Die Auswahl der Szenen mag sich zwar an den Schlüsselszenen des Romans orientieren, aber sie werden so lieblos runtergespielt, dass man eigentlich nur noch mit dem Kopf schüttelt.

Nach der Mann-Verfilmung, die wirklich großartig ist - ist der Film eine riesige Enttäuschung.

In der Zeit fragt sich der Rezensent, was Scorcese daraus gemacht hätte. Ich glaube, er hätte den Buddenbrooks in einem rauschhaften Bilderbogen ein filmisches Fest bereitet. Denn Scorcese kann Charaktere in Szene setzen. Davon ist hier gar nichts zu spüren. Und das bei einer Geschichte, die von ihren Figuren lebt.

Man nehme nur Everybody's Darling Toni. Im Buch ist sie noch keine 20, als sie in die Grünlich-Morten-Affäre verstrickt wird. Im Film ist sie eine Frau Anfang 30. Ihr ganze emotionale Misere bleibt völlig unverständlich. Mitgefühl kann hier nicht entstehen.

Alles ist plump, misstönend, unter Niveau. Als habe eine halbseidene Rumtata-Kapelle Fracks und Instrumente der Wiener Philharmoniker gemopst und führe damit einen völlig verhunzten Beethoven auf.

Wenn jemand die Buddenbrook nicht kennt - nach dem Film wird er niemals zum Buch greifen wollen.

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