Tuesday, July 24, 2018

Ariel Magnus - Die Schachspieler von Buenos Aires

Eines von den Büchern, die man sehr mag und die einem unheimlich sympatisch sind, dabei aber gar nicht sehr fesseln und einen sogar manchmal ziemlich langweilen. Sehr schön hier das postmoderne Spiel mit den Formen. Aber auch sichtbar das Dilemma, Schach zu erzählen, damit es Laien verstehen. Für den Kenner klingt das immer nach Verschieben schwerer Möbel in einem zu kleinen Zimmer.

Jeremias Gotthelf - Die schwarze Spinne

Genauso unheimlich, wie in der Erinnerung. Die schwarze Spinne ist tatsächlich purer Horror. Die Moral darin gar nicht so fragwürdig, schließlich ist der Auslöser der ganzen Katastrophen, die auf den hundert Seiten hereinbrechen das Überheben einiger weniger auf Kosten anderer. Der Nährboden für Teufelswerk ist die Unterdrückung anderer zwecks eigener Bereicherung.

Sunday, July 22, 2018

Robert Seethaler - Das Feld

Spitzenreiter der Spiegel-Bestenliste. Eigentlich kein richtiger Roman, wie so viele Bücher heutzutage trägt es dieses Etikett um des Absatzes Willen. Aber egal. Im Prinzip ist auch jeder Roman eine Art Container für alle möglichen Formen. Warum nicht auch für eine Sammlung von Geschichten. Den Rahmen der Geschichte bildet der Friedhof, das „Feld“, hier liegen die Toten und berichten einem namenlosen Erzähler, der nur am Anfang des Romans kurz in Erscheinung tritt und sich fragt, ob diese Stimmen seiner Fantasie entstanden, oder tatsächlich die jenigen der Toten sind, die ihm noch unbedingt etwas erzählen müssen. Ich weiß nicht welche Vorstellung da von spannender ist, beide haben ihre Reize.

Tuesday, July 17, 2018

Eric Vuillard - Die Tagesordnung

Sehr gute Erzählung über zwei Ausschnitt der Nazi-Geschichte. Einmal die Versammlung der Wirtschaftbonzen, wie sie leichterhand den NS-Staat sponsoren. Das andere Mal ein sehr erhellender Blick hinter die Kulissen des Anschlusses Österreichs. Vuillards Kommentare sehr nah an unserer Zeit - Sieg von Frechheit, Dreistigkeit, Überrumpelung, Lügen über alle Vernunft.

John Updike - Werben um die eigene Frau

Frühe Updike-Storys, noch in den 50er Jahren spielend. Stoff sind Ehe, Familie, Beziehungen. Form ist häufig eine Art Versuchsanordnung, bei der entfernte Motive miteinander verbunden werden. Das ein Feld pflügende Nachbarskind plus Ausgrabungen und Archäologie plus Verlust einer Geliebten zum Beispiel. In dem so entstehenden Spannungsfeld blitzt dann Updikes meisterhafte, manchmal ausgestellte Sprache. Manchmal ermüdend und keinesfalls einfach so weglesbar.

Sunday, July 15, 2018

Tad Williams - Der Engelsturm

Abschluss des Epos. Natürlich wird es hin und wieder langatmig, aber das gehört zu diesen großen Vorhaben. Schön, wie hier alles wieder zusammengeführt wird. Nur der Höhepunkt, die Wiederkehr des Sturmkönigs, ist seltsam kurz. Über vier Bände hat sich da etwas zusammengebraut, das dann in wenigen Seiten, ja fast Zeilen, verpufft. Aber das ist in Ordnung. Man hält die knapp 4000 Seiten durch, weil darin Figuren handeln, bei denen man gerne verweilt. Großartig gelesen Andreas Fröhlich.

Saturday, July 14, 2018

Christoph Ransmayr - Die Verbeugung des Riesen


Erzählungen, Texte, Aufsätze über das Erzählen und Schreiben. Besonders bemerkenswert: die Erfindung der Welt. Fragen. Antworten. Dabei handelt es sich um eine Hommage an Kafka. Ransmayr spürt hier dem Prozess Des Erzählens nach. Wie sich aus einer Beobachtung Fragen ergeben, eine Masse von Fragen, Cluster von Fragen, und wie jede Antwort auf Bestimmteres zusteuert - und das ist dann die Erzählung.

Jürgen Grambow - Uwe Johnson

Ich wollte mal wieder eine dieser Bildreihen rororo-Monographien lesen. Über Uwe Johnson wollte ich mich schon lange etwas informieren. Ich weiß nicht, warum ich mich gerade für Johnson so interessiere, habe ich doch schon einige seiner Romane angefangen, aber dann nicht zu Ende gebracht. Und die Jahrestage finde ich faszinierend.

Wie schade, dass die rororo-Monographie so furchtbar geschrieben ist und gar keine Lust auf mehr macht.

Wednesday, July 11, 2018

Richard Ford - Zwischen ihnen


Viel gelobtes Porträt seiner Eltern. sofort fällt die eigentümliche Distanz zwischen ihnen und dem Erzähler auf. Das liegt nicht alleine daran, dass der Vater Handlungsreisender ist und nur an den Wochenenden nach Hause kommt. Es liegt an dem seltsamen Charakter dieses Vaters, der ein Fremder in der Welt, in der Zeit ist. Fast mutet er einen wie ein Zombie oder Alien an. Freundlich und nicht unsympathisch, aber auch monströs.

Tuesday, July 10, 2018

Vladimir Nabokov - Nikolaj Gogol



Nabokov hat eine sehr launige "Biografie" über Nikolaj Gogol verfasst. Ich habe den Band vor über zehn Jahren gekauft und unerklärlicher Weise noch nicht gelesen. Jetzt ist es so weit. Es hat nur etwas über zehn Seiten gedauert, dann war ich wieder drinnen, im Nabokov-Rausch.

Saturday, July 07, 2018

Mo Yan - Wie das Blatt sich wendet


Memoiren können auch kurz sein. Mo Yan braucht in „Wie das Blatt sich wendet“ gerade mal hundert Seiten. Was er erzählt ist beachtlich: Ein armer, etwas renitenter Bauernsohn schafft den Aufstieg zu einem Weltschriftsteller und Nobelpreisträger.

Friday, July 06, 2018

Helene Hanff - 84, Charing Cross Road

Schönes Büchernarrenbuch. Briefe von Menschen, die so zart und gut sind, dass sie wohl nur aus England kommen können. Alles aus einer Zeit, in der Bücher noch kostbar waren.

Josef Winkler - Die Realität so sagen, als ob sie trotzdem nicht wär oder Die Wutausbrüche der Engel

Solche Bücher wie Josef Winklers Die Realität so sagen... sind also der wirkliche Stoff. Die immer spürbare existentielle Not dahinter.

Tuesday, July 03, 2018

David Mitchell - Die tausend Herbste des Jakob de Zoet

Sehr schönes Buch über Japan in der Kolonialzeit. Spannend die Gebräuche und was für seltsame Kulturen in der absoluten Abgeschiedenheit gedeihen, unheimlich.