Sunday, November 30, 2014

Fritz Rudolf Fries - Der Weg nach Oobliadooh

Völlig überraschend beim Abarbeiten der SWR-Bestenliste vom November 2012 auf diese wahre Perle gestoßen. Wirklich eines der besten Bücher seit langem. Erinnert sogar an Nabokov, namentlich an Die Gabe. Zwei junge Männer der DDR in den Fünfzigern, der eine Schriftsteller, der andere Musiker, bzw. wollen sie das sein, ehe sie sich in eine bürgerliche Existenz zu fügen (scheinen). Tragen beide den ironisch-melancholischen Blick auf die Welt, wie Nabokovs junge Künstler. Dabei sehr lustig. Sprachlich ganz modern, an Joyce geschult, aber alles irgendwie leicht und tänzelnd. Kaum zu glauben, dass dieses Buch vor 50 Jahre in der DDR geschrieben worden ist. Große Entdeckung.

Monday, November 24, 2014

Jean-Philippe Toussaint - Die Dringlichkeit und die Geduld


Sehr schöner kleiner Essay-Band über das Schreiben, Schriftsteller-Werden, Einflüsse etc. Die Initiationen ähneln sich häufig. Dostojewski nennt fast jeder, so auch hier. Verbrechen und Strafe hat ihn mehr oder weniger zum Schreiben gebracht. Viele nette Zitate auch, etwa der Gedanke von Baudelaire, ein Buch sei ein Traum von Stein. Und die Zusammenballung des Schreibmovens in die beiden Begriffe Dringlichkeit (Rimbaud, Faulkner, Dostojewski) und Geduld (Flaubert). Etwas kurz ist es, in knapp zwei Stunden hat man das schmale Bändchen durch.

Sunday, November 23, 2014

Ulrich Bien - Fokus Pokus

Immer mal wieder so ein Gehirnbüchlein, dueses hier ist gut, kurz und prägnant,  z. B.: "Machen Sie den Test: Mit einem Buch können Sie herausfinden, ob und wie lange Sie sich konzentrieren können.  Greifen Sie sich eine Literarischgattung Ihrer Wahl und fangen Sie einfach an zu lesen - und zwar so lange, wie Sie können.
Oder: "Bevor Sie etwas lernen oder sich etwas merken wollen,  sollten Sie sich die wichtigste Frage überhaupt stellen:Warum ist dies oder das so oder so? Suchen Sie nach dem Sinn hinter den Informationen, forschen Sie nach Gründen,  wie und warum etwas entstanden ist. Nicht weil Sie sich mehr Arbeit beim Lernen und Merken machen sollen,  sondern weil das Gehirn unschlagbar beim Lernen von Zusammenhängen ist."

Saturday, November 22, 2014

Peter Henisch - Vom Wunsch, Indianer zu werden


Witzig: Kafka meets Karl May auf fiktiver Amerikafahrt. Nicht zu lang. Auf den mir bis dato ganz unbekannten Autoren beim Googeln nach Joseph Roth gestoßen. Irgendein Video, in dem er Roth als sein Vorbild erklärt.

Thursday, November 20, 2014

E.T.A. Hoffmann - Lebensansichten des Kater Murr

Hatte das seltsamer Weise noch gar nicht gelesen und war mit Hoffmann schon so gut wie durch. Murr ist aber eine Perle, in keinem anderen Werk scheint Hoffmann freier, lustiger, ideenreicher. Schon die ganze Anlage ist "genialisch", also die Doppelseiten aus Kater-Memoiren und Künstlerbiographie. Berührt von der romantischen Behandlung des Außenseitermotivs. Das hat man damals so als Student blanko als Vorlage des Lebensentwurfs genommen.

Tuesday, November 11, 2014

Robert Seethaler - Ein ganzes Leben


Lebensgeschichte eines Alpenbewohners: Schläge in der Kindheit, Arbeit auf dem Feld, am Berg, Eheglück, pulverisiert durch eine Lawine, Krieg, Gefangenschaft, Arbeit, Einsamkeit, Natur, Erinnerungen, Tod auf hundert Seiten. Eine Art längeres Unverhofftes Wiedersehen, sehr dicht und trotz der Fülle fast durchgehend szenisch. Hinterließ starken Eindruck.

Monday, November 10, 2014

Lutz Seiler - Kruso

Schöner Roman über die Freundschaft zweier Spüler in einer Wirtschaft auf der Flüchtlingsinsel Hiddensee kurz vor der Wende. Sprache und Atmosphäre stark, doch hat der letzte Zug etwas gefehlt. Gerade im letzten Drittel erwartet man von jedem Kapitel, dass es das letzte ist, daher franst die Geschichte etwas aus, was schade ist. Ähnlich wie bei manchen ersten und letzten Beethovensinfonien, die solange auf den Schluss hinarbeiten, dass er, wenn er denn wirklich kommt, enttäuscht.

Saturday, November 01, 2014

Joseph Roth - Die Flucht ohne Ende

Ein weiterer Joseph Roth, einer der besten. Geschichte eines Weltkriegsverschollenem, der verschiedene Anläufe unternimmt, ins Leben zurückzukehren. Roths Stil manchmal an die Luzidität Heines erinnernd.