Saturday, October 29, 2011

Melinda Nadj Abonji - Tauben fliegen auf

Die Vojvodina [ˈvɔjvɔdina] (kyrillisch Војводина; deutsch auch Wojwodina oder Woiwodina; ungarisch: Vajdaság) ist eine autonome Provinz in der Republik Serbien. Sie macht den Landesteil nördlich der Save und Donau aus, dessen administrative Grenze vom Westen her überwiegend an der Save entlang (am Bezirk Belgrad mit einem Bogen Richtung Norden) und weiter in Richtung Osten zur rumänischen Grenze überwiegend an der Donau entlang verläuft. Die Provinzhauptstadt ist Novi Sad.
Aus der Vojvodina stammen die Schriftsteller:
Alexander Tisma
Otto Tolnai

Und die 1968 geborene Schweizerin Melinda Nadj Abonji. In "Tauben fliegen auf" geht es um das Leben zwischen zwei Welten.

Darum geht es: Es ist ein schokoladenbrauner Chevrolet mit Schweizer Kennzeichen, mit dem sie zur allgemeinen Überraschung ins Dorf einfahren, und die Dorfstraße ist wirklich nicht gemacht für einen solchen Wagen. Sie, das ist die Familie Kocsis, und das Dorf liegt in der Vojvodina im Norden Serbiens, dort, wo die ungarische Minderheit lebt, zu der auch diese Familie gehört.
Oder, richtiger, gehörte. Denn sie sind vor etlichen Jahren schon ausgewandert in die Schweiz, erst der Vater und dann, sobald es erlaubt war, auch die Mutter mit den beiden Töchtern, Nomi und Ildiko, und Ildiko ist es, die das hier alles erzählt. So auch den Besuch im Dorf, der dann nicht der einzige bleibt, Hochzeiten und Tod rufen sie jedesmal wieder zurück ins Dorf, wo Mamika und all die anderen Verwandten leben, solange sie leben.
Zuhause ist die Familie Kocsis also in der Schweiz, aber es ist ein schwieriges Zuhause, von Heimat gar nicht zu reden, obwohl sie doch die Cafeteria betreiben und obwohl die Kinder dort aufgewachsen sind. Die Eltern haben es immerhin geschafft, aber die Schweiz schafft manchmal die Töchter, Ildiko vor allem, sie sind zwar dort angekommen, aber nicht immer angenommen. Es genügt schon, den Streitigkeiten ihrer Angestellten aus den verschiedenen ehemals jugoslawischen Republiken zuzuhören, um sich nicht mehr zu wundern über ein seltsames Europa, das einander nicht wahrnehmen will. Bleiben da wirklich nur die Liebe und der Rückzug ins angeblich private Leben?

So ungefähr.

Ein gutes Buch, ein bewegendes Buch. Die Sprache ist melodisch, rhythmisch, wie man sagt, mit langen Perioden und Wortwiederholungen. Die Motive kreisen Familie, Liebe, Krieg und das Leben in der Fremde.

Das Buch macht fühlbar, was das ist, Heimat. Wohlstand und Status haben damit nichts zu tun. Es sind die Menschen, die Tiere, die täglichen Wege, die Bäume, die Straßen, die Landschaft. Heimat ist das, was weh tut, wenn man daran denkt.

Monday, October 24, 2011

Margret de Moor - Der Maler und das Mädchen

Sehr schöner historischer Roman. Die Vitalität, das Gemäldehafte, die Landschaften, die Melancholie, das Staunen über die Schönheit des Lebens und dessen Ende. Die Bitterkeit.

Wednesday, October 19, 2011

Stark - The Dark Half - Stephen King

Neulektüre nach gut 20 Jahren. Diesmal im Original. Besser noch, als ich mich daran erinnere. Trotz der Länge eines von Kings kompakten Kammerspielen.

Schriftsteller gebiert geisterhaften Pseudonymzwilling und lässt diesen erfolgreiche Krimis schreiben. Als er den Doppelgänger symbolisch begraben will, kehrt der wieder, mordet und droht, die Herrschaft über das Doppel-Ich zu übernehmen. Einige Millionen Sperlinge bringen die Rettung.

Alles natürlich sehr poetologisch und autobiografisch natürlich. Einige Schwächen (die Beweislage gegen Thad Beaumont, die Telefoniererei, die Sperlingskiste, das Wühlen im Gedärm). Aber: immer noch frisches Leseerlebnis.

Der Film ist auch ganz in Ordnung.

Die Kunst des Erzählens - James Woods

Gutes, erhellendes Buch über das Geschichtenmachen und -lesen.

Wednesday, October 05, 2011

Christine - Stephen King

Gehe sie alle wieder durch, die King-Leseerlebnisse. Diesmal als Audible-Hörbuch.

Erinnere mich noch an die zwei, drei Tage, an denen ich das Buch vor 25 Jahren gefressen habe. Kein anderes Buch hat meinem Alter, dem Sound meines Alters so entsprochen, wie Christine.

Und es hat kaum etwas von seiner Frische eingebüßt. Sicherlich eines der besten Bücher Kings. Nirgends ist er besser, als im Erzählen von Freundschaften der Jugend.

Die Geschichte ist eine klassischer Teufelspaktplott: Junge verkauft seine Seele für eine Auto, das ihm Schönheit, Ansehen, Freiheit, Liebe bringt. Doch wie immer wendet sich der Pakt gegen den Nutznieser.

Als nächstes Stark.