Ein Blog über das Stöbern im Grenzland zwischen U und E. Ausflüge ins Landesinnere inklusive.
Saturday, December 31, 2011
Ortheil - Die geheimen Stunden der Nacht
Sunday, December 25, 2011
Flashback - Dan Simmons
Wednesday, December 14, 2011
Charles Dickens - David Copperfield
Übrigens erinnert der Stil stark an Thomas Mann. Leitmotivik, Ironie, Bürgertum.
Die souveräne Leserin - Alan Bennett
Tuesday, November 29, 2011
Tschick - Wolfgang Herrndorf
Thursday, November 24, 2011
G. K. Chesterton - Über Charles Dickens
Erstaunt, wieviel Chesterton über Dickens zu schreiben weiß. Angeregt von der dialektischen, an der klassischen Rhetorik geschulten Denkart.
Saturday, November 19, 2011
Heinrich Steinfest - Gewitter über Pluto
- Spiellust. Stell dir zwei, drei Abstrusitäten vor und lass sie im Roman dann aufeinander los.
- Gedankenranken. Es lohnt sich tatsächlich, über so gut wie alles nachzudenken. Und sich davon überraschen zu lassen.
- Weil man sieht, was aus Musil hätte werden können.
- Weil man Lust auf so was wie Musil bekommt.
- Weil man dieser Lust nicht nachgeben muss. Besser liest man einen anderen Heinrich Steinfest.
- Weil er aus der Alltagswelt einen Abenteuerspielplatz zu machen versteht.
- Wegen des Interieurs. Immer gibt es Herrenabende bei Gespräch und Getränk.
- Der Metaphernwut. Der Manie, an alles noch ein Bildchen zu hängen.
- Des Trotzes gegen politische Korrektheit. Dabei weiter weg von Chauvinismus, als der Pluto vom Stuttgarter Hauptbahnhof.
- Wegen des unaufgeregt Phantastischen.
Poetiken 1: Umberto Eco - Der Friedhof von Prag
- wegen Ecos Zitierwut, statt Fabulierlust
- wegen seiner buchstaubinduzierten Handlungspneumonie
- wegen der lästigen Modeerscheinung, den Geschichten Kochrezepte - gleichsam als Mehrwert - beizumengen.
Monday, November 07, 2011
Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär - Walter Moers
Saturday, October 29, 2011
Melinda Nadj Abonji - Tauben fliegen auf
Oder, richtiger, gehörte. Denn sie sind vor etlichen Jahren schon ausgewandert in die Schweiz, erst der Vater und dann, sobald es erlaubt war, auch die Mutter mit den beiden Töchtern, Nomi und Ildiko, und Ildiko ist es, die das hier alles erzählt. So auch den Besuch im Dorf, der dann nicht der einzige bleibt, Hochzeiten und Tod rufen sie jedesmal wieder zurück ins Dorf, wo Mamika und all die anderen Verwandten leben, solange sie leben.
Zuhause ist die Familie Kocsis also in der Schweiz, aber es ist ein schwieriges Zuhause, von Heimat gar nicht zu reden, obwohl sie doch die Cafeteria betreiben und obwohl die Kinder dort aufgewachsen sind. Die Eltern haben es immerhin geschafft, aber die Schweiz schafft manchmal die Töchter, Ildiko vor allem, sie sind zwar dort angekommen, aber nicht immer angenommen. Es genügt schon, den Streitigkeiten ihrer Angestellten aus den verschiedenen ehemals jugoslawischen Republiken zuzuhören, um sich nicht mehr zu wundern über ein seltsames Europa, das einander nicht wahrnehmen will. Bleiben da wirklich nur die Liebe und der Rückzug ins angeblich private Leben?
Ein gutes Buch, ein bewegendes Buch. Die Sprache ist melodisch, rhythmisch, wie man sagt, mit langen Perioden und Wortwiederholungen. Die Motive kreisen Familie, Liebe, Krieg und das Leben in der Fremde.
Das Buch macht fühlbar, was das ist, Heimat. Wohlstand und Status haben damit nichts zu tun. Es sind die Menschen, die Tiere, die täglichen Wege, die Bäume, die Straßen, die Landschaft. Heimat ist das, was weh tut, wenn man daran denkt.
Monday, October 24, 2011
Margret de Moor - Der Maler und das Mädchen
Wednesday, October 19, 2011
Stark - The Dark Half - Stephen King
Schriftsteller gebiert geisterhaften Pseudonymzwilling und lässt diesen erfolgreiche Krimis schreiben. Als er den Doppelgänger symbolisch begraben will, kehrt der wieder, mordet und droht, die Herrschaft über das Doppel-Ich zu übernehmen. Einige Millionen Sperlinge bringen die Rettung.
Alles natürlich sehr poetologisch und autobiografisch natürlich. Einige Schwächen (die Beweislage gegen Thad Beaumont, die Telefoniererei, die Sperlingskiste, das Wühlen im Gedärm). Aber: immer noch frisches Leseerlebnis.
Der Film ist auch ganz in Ordnung.
Die Kunst des Erzählens - James Woods
Wednesday, October 05, 2011
Christine - Stephen King
Gehe sie alle wieder durch, die King-Leseerlebnisse. Diesmal als Audible-Hörbuch.
Erinnere mich noch an die zwei, drei Tage, an denen ich das Buch vor 25 Jahren gefressen habe. Kein anderes Buch hat meinem Alter, dem Sound meines Alters so entsprochen, wie Christine.
Und es hat kaum etwas von seiner Frische eingebüßt. Sicherlich eines der besten Bücher Kings. Nirgends ist er besser, als im Erzählen von Freundschaften der Jugend.
Die Geschichte ist eine klassischer Teufelspaktplott: Junge verkauft seine Seele für eine Auto, das ihm Schönheit, Ansehen, Freiheit, Liebe bringt. Doch wie immer wendet sich der Pakt gegen den Nutznieser.
Als nächstes Stark.
Wednesday, September 21, 2011
In Thin Air - John Krakauer
Dachte an David Shields. Ganz in seiner Poetik.
Gedanke: Wie wäre es, diese Authentizität in einen fiktiven Werk zu imitieren? Und das vielleicht mit einen phantastischem Stoff. Hm.
Saturday, September 10, 2011
Open City - Teju Cole
Ich lud mir einen Auszug auf mein Kindle - übrigens noch in der selben Stunde, in der ich Jon Krakauers Into thin Air beendet hatte, das aufregenste und aufwühlenste Buch, das ich bis dato in diesem Jahr gelesen hatte.
Und gleich das erste Kapitel nahm mich gefangen. Die Beschäftigungen des einsamen Flaneurs waren mir vertraut: lange, ziellose Spaziergänge, lautes Lesen im Zimmer, Klassikradio, die Stimmen der Sprecher in der Nacht, Mahler, Gedichte auswendig lernen und vieles mehr.
Dann der Sebald-Ton, der Verzicht auf Plot, die lyrischen Essays, das Authentisch-Tagebuchhafte, der in die Prosa übergehende Rhythmus des Gehens durch Stadt und Geschichte - all das genau mein Blues.
Friday, September 09, 2011
Murakami 1Q84
Monday, August 22, 2011
Richard Price - Cash
Bernard Cornwell - Das letzt Königreich
Gespannt auf den nächsten.
Monday, June 27, 2011
Der See - Gerhard Roth
Alles ganz im Kahlschlag-Existenzialismus-Stil. Atmosphäre kaum erträglich. Alles spröde und gedankenleer. Will wohl ein Krimi sein. Plot dafür sehr dürr. Charaktere auch langweilig. Was soll das eigentlich? Mag diese Art reduzierter Literatur gar nicht mehr lesen.
Thursday, June 02, 2011
Reality Hunger - David Shields
1
Shields Gedanke: Wir wollen heute nur noch wirklichkeitsbasierte Literatur lesen. Damit meint er eine Mischform aus fiktionalen und nicht-fiktionalen Texten. Der Plot ist Nebensache, ja, er stört eigentlich das, wonach wir wirklich hungern: authentisches Material. Es geht also weniger um die Beschwörung einer Illusion (Flughafen-Bücher), sondern um Erkenntnis und kitzliges Wiedererkennen des Eigenen im Fremden.
So ist auch das Buch selbst gestrickt: Über 500 kurze Absätze mit Reflexionen, Listen, Sprüchen, erzählerischen Einschüben.
Und eigentlich unterscheidet sich der Haupttext kaum vom Quellen-Anhang, der sich liest, wie ein Abschnitt-Original-Shield:
Roland Barthes, Walter Benjamin, Friedrich Nietzsche, Goethe, J.M. Coetzee, Alain Robbe-Grillet, Herman Melville, Picasso, Jonathan Lethem, Cicero, Hemingway, Bob Dylan, Dave Eggers, Vladimir Nabokov, T.S. Eliot, W.G. Sebald, Ralph Waldo Emerson, Nicolson Baker, Charlie Parker, Theodor W. Adorno, Sören Kierkegaard, John Keats, Michel Montaigne, Michel Leiris, Sonny Rollins, Jorge Luis Borges…
2
Warum habe ich so schnell zugeschlagen und mir das Buch gleich am Abend gekauft? Weil ich da wohl eine Bestätigung gesehen habe. Ja, es stimmt, wenn ein Roman so richtig overtürenhaft anhebt, kann es sein, dass sich mit Sterbensmüdigkeit reagiere.
3
Angetan von der "Lesbarkeit" des Formats. Kurze durchnummerierte Abschnitte. Nur die verhältnismäßige Kürze scheint überhaupt noch lesbar. Ein Grauen vor den Textblöcken, in denen man ersäuft. Aber auch Resepekt. Sie spiegeln einem Unendliches vor. Und im Unendlichen erwarten wir Tiefe. Und in der Tiefe "wahre" Erkenntnis.
4
Ich betrachte jede Kunst als im Wesentlichen dokumentarisch. Alles ist immer schon erfunden; wir artikulieren, arrangieren lediglich. (201)
So auch der Doktor Faustus. Obwohl deutlich die fiktionale Formung allgegenwärtig. Maskenhaft? Am Rande des Funktionierens jedenfalls.
5
Vom Nutzer generierter Inhalt ist die neue Volkskunst.
6
Plots sind was für Tote. Technologien wie IBMs Watson machen deutlich, dass man so etwas in vielleicht nicht all zu ferner Zukunft auch maschinell herstellen kann. Prinzipiell tut man das ja schon. Story-Engineering lautet der Titel eines entsprechenden "Manuals" zur Herstellung von Geschichten.
7
Konnte das Buch nicht weglegen. Nach der Lektüre habe ich von vorne angefangen. Warum? Weil ich das Gefühl habe, dass da noch mehr Substanz ist, die ich noch nicht ausgeschöpft habe. Und für die es sich lohnt noch mal zurückzukommen.
8
Ist es richtig, der Gebrauchsanweisung des Buches zu folgen und den Anhang mit den Literaturangaben abzuschneiden? Warum eigentlich? Warum soll man nicht wissen, von wem es kommt? Die Literatur im Netz verweist doch auch mit Hyperlinks auf die Quellen der Gedanken. Es geht dabei weniger um Urheberrechte etc. pp. Sondern um die Möglichkeit, das gedankliche Netzwerk weiterknüpfen zu können. Mir hat es jedenfalls Spaß gemacht, das zu lesen.
Ein geschickter Schachzug wäre es gewesen, die komplette Liste unkommentiert, als Fließtext als letztes Kapitel in den Gesamtkorpus aufzunehmen.
9
Ein recht sympathisches Porträt, wie ich finde. Täusche ich mich oder gibt es eine winzige Ähnlichkeit zu Handke im Sprachduktus? Oder liegt das an den Überbleibseln des kindlichen Stotterns?
10
Hörte von dem Buch zum ersten Mal in einer Diwan-Besprechung. Das war auf einer kleinen, sommerlichen Radtour zum Geburtstag meines Schwagers. Ich dachte noch unterwegs: Das will ich lesen. Hier wird vielleicht ein Weg aufgezeigt, auf den auch ich gerne weiter wandern würde. Die Sterbenslangeweile, die mich manchmal beim Lesen der ersten Sätze neuer Romane ergreift, die Bemühtheit, die Durchschaubarkeit, das Verschwinden von Spaß, Spiel und Reizen aus manchen Büchern - für all diese Erfahrungen schien hier eine Erklärung. Als ich wieder zuhause war, habe ich sofort meinen Rechner angeworfen und geschaut, ob es als eBook verfügbar war. Und das war der Fall. Also geladen und schon konnte es losgehen. Ein Hoch auf das E-Reading.
Wilhelm Meister - J.W.Goethe
Im vierten oder fünften Anlauf endlich. Als eBook. Nietzsche sagt etwas in der Richtung, dass sich hier Bestes mit Lächerlichem grandios vermischt. Tatsächlich wirkt Meister unglaublich naiv und ungeschickt, manchmal geradezu plump gezeichnet.
Es gibt einige sehr schöne Ezählpassagen, etwa wenn Meister anfangs vor der Wohnung seiner Mariane herumschmachtet, während sich drinnen Liebhaber Nummer 1 zu schaffen macht. Da wechselt mit Gesprächen, in dem es viel Gescheites aber auch sehr viel Langweiliges zu hören gibt. Einiges ist auch genuin skuril: Mignon und Harfner wirkten manchmal geradezu kafkaesk.
W.M. als Erzähl-"Werk": Flotte Handlungsmotive wechseln mit Essays (in Gesprächen), wobei letztere etwa die Hälfte oder etwas mehr ausmachen. Es gibt eingesprengte Episoden anderer, insgesamt alles hybridisch-modern.
Und dann wieder altbacken und pseudoromantisch. Das ganze Sterben, Versöhnen und Zusammenkommen am Schluss ist Krampf.
Ein Sommer, der bleibt - Peter Kurzeck
Literatur als mündliche Überlieferung. Dieses Buch ist eine echte Sensation. Da ist tatsächlich einer, der ganz ursprünglich erzählen kann. Er sitzt da und erzählt seine Kindheit und alles ist in so reichen Farben, so voller berückender Details - die Holzpferde, nachts auf dem Fenstersims, die Spuren auf dem Teufelsstein, die voll Wasser laufen, das Brausepulver, das in die Linien der Handfläche rinnt -, dass man im wahrsten Sinne des Wortes verzaubert ist.
Er spricht den Text mit ganz minimalen Abweichungen wie gedruckt. Dennoch ist der Unterschied zu einer echten Lesung beträchtlich: viel unangestrengter für beide, Leser wie Sprecher.
Wednesday, May 18, 2011
Uwe Timm - Der Freitisch
Schöne Novelle über zwei in die Jahre gekommene Männer, die sich nach Jahren zufällig wiedertreffen. Die verschiedenen Lebensläufe. Was aus den Vorstellungen der Jugend geblieben ist (gar nicht so wenig), wie sich das verwandelt und teilweise erhalten hat. Gar nicht pessimistisch, eher nüchtern, aufgeräumt, abgeklärt. Stark erzählt.
Immer skeptisch, wenn sich zwei Männer in einer Erzählung "nur unterhalten." Schlechtes Beispiel: Am Hang. Timm aber ein Meister. Jeder Satz ein Treffer.
Hermann Löhns - Der Wehrwolf: Eine Bauernchronik
Monday, May 09, 2011
Meister der Dämmerung
Aber zu langes Tiefenpsychologisieren am Anfang. Zu wenig auch übers Werk.
Plötzlich aus.
Die Stunde zwischen Hund und Wolf - Silke Scheuermann
Friday, April 22, 2011
Die Villa am Rande der Zeit - Goran Petrovic
Student erhält ungewöhnliches Angebot: Er soll ein älteres Buch lektorieren. Bei der Lektüre findet er sich unversehens selbst mitten in dem Roman wieder und begegnet anderen Lesern. Prallelweltenliebeleien und Mordfälle.
Etwas im Stile von Der Schatten des Windes, nur fantastischer. Aber wie das so mit diesen Büchern ist: Hat man das Prinzip ein Mal erfasst, kommt schnell Langeweile auf.
Wednesday, April 06, 2011
Godfather - Drehbuch
Wölfe - Hilary Mantel
Friday, March 25, 2011
Wer hat Angst vor Stephen King - Uwe Anton
Ziemlich mauer Stephen King-Werksführer. Wollte damit meine Lücke zu Kings mittleren Jahren füllen. Festgestellt: scheinbar nicht viel verpasst.
Aber für wen ist das Buch eigentlich? Fans hat es nichts Neues zu berichten. Die anderen werden sich über die ganzen Spoiler ärgern.
Thommyknockers - Stephen King
Friday, March 04, 2011
Die Arena - Stephen King
Die Arena - The Dome - ist das beste Stephen King-Buch, das ich seit Langem gelesen habe. Duma Key und Sunset waren ernüchternd. Lisey' Story war in Ordnung. Aber The Dome knüpft definitiv an die großen Epen It und The Stand an. Plastische Charaktäre und eine Geschichte, so dicht und zwingend wie eine griechische Tragödie. Das ist aller bester King.
In einigen Rezensionen wurde das politisch Lehrstückhafte des Romans moniert. Ich finde da gar nichts zu monieren. Hier ist einer der seltenen Fälle, wo das Politische und das Epische fast völlig deckungsgleich sind. Ich kenne keinen Roman, der den Zustand der Welt und die Ängste, die sie einem einjagt, so umfassend und schnörkellos in eine Geschichte gegossen hat. Klimaerwärmung, Umweltverschmutzung, Bürgerengagement, Spielarten der Macht, alles kommt vor. Allein, wie das Thema Nachhaltigkeit durchgespielt wird, ohne, dass der Begriff ein einziges Mal fällt, ist bewunderungswürdig. Und das ohne Vorsatz. Einfach, weil es eine verdammt gute Geschichte ist.
Bei Audible.de gibt es die Hörbuchlesung von David Nathan. Die Fassung ist unbedingt empfehlenswert, einer der besten Leser derzeit überhaupt. Er schafft es, jeder der zahllosen Figuren eine eigene Stimme zu geben, ohne dass sich das Sprecherego unangenehm der eigenen Vorstellung aufdrängt. Und er liest mit sehr viel Gefühl für Stimmung und Tempo.
Die Arena zeigt: Stephen King läuft wieder zur Hochform auf. Man darf gespannt sein, auf seinen angekündigten Kennedy-Roman.
Friday, January 28, 2011
Der Master von Ballantrae
Roman von R.L. Stevenson in der sehr schönen Mare-Ausgabe.