Monday, November 30, 2009

Stephen King - Sunset

Dass ich ein großer Fan war und bin, habe ich schon mehrmals gesagt. Aber.
Es scheint da so einen Knick in seinem Werk zu geben. Ab diesem Knick erinnern mich die Bücher an die Metallica-Scheiben nach Hatfields Entziehungskur.
Es fehlt das Fließende. Da ist vieles so gewollt, bemüht, unwahrscheinlich.
Es klingt böse, aber früher waren King-Bücher richtig gute Cocktails. Heute sind sie wie alkoholfreies Bier oder koffeinfreier Kaffee.
Das soll nicht heißen, dass ich glaube, es liegt daran, dass King keine Drogen oder Alkohol mehr zu sich nimmt, bewahre! Ich glaube, der Knick kam schon früher. Ich glaube, etwa um die Stark-Zeit. Fest steht, es fehlt der Schwung.
Viele Autoren entwickeln in ihrem späteren Werk so etwas gelassen, altweises, humorvoll, langweiliges. Oft sind das ihre besten Bücher.
Bei King sieht es fast so aus, als stünde ihm dieses Register noch nicht zur Verfügung. Vielleicht, weil das Horror-Genre etwas Jugendlich-Pubertäres an sich hat.
Sunset also.
Die erste Geschichte von dem Pfefferkuchen-Mädchen zählt zu den schlechtesten Geschichten, die ich je gelesen habe, sorry. Die Heldin, Joggerin, die sich nach dem Tod ihres Kindes auf eine einsame Insel verkriecht und dort in die Fänge eines Psychos gerät, ist so dermaßen dämlich, dass man während der gesamten Lektüre nur den Kopf schüttelt. (Nachdem es ihr gelungen ist, den Schurken notdürftig einzusperren, macht sie sich seelenruhig auf Hausbesichtigung, bis der andere wieder frei ist und mehr so Zeug.)
Habe den Rest dann so hingenommen. Ich weiß wirklich nicht, ob ich die Arena noch mitnehmen werde.
Wahrscheinlich.

Saturday, November 28, 2009

Arthurs letzter Schwur - Bernard Cornwell

Plötzlich lag es in der Buchhandlung. Heiß erwartet, aber erst für Dezember. Gleich gekauft und nahtlos angeknüpft. In weniger als vier Tagen war ich durch. Die letzten 200 Seiten wie immer fast in einem einzigen Zug. Konnte gar nicht satt werden von dieser Geschichte, die jetzt zu Ende ist.

Zwei Stränge: Nimue will die alten Götter zurückholen. Das entsprechende Ritual ist barbarisch und entzweit sie mit den "Guten" rund um Arthur. Sie verhindern es in letzter Minute.
Die Sachen kommen, es gibt eine große Entscheidungsschlacht.
Die Post-Sachsen-Kriegsordnung ist fragil. Verschiedene Anwärter konkurrieren um den Thron.
Nimue verfolgt weiter ihren dunklen Plan. Sie wird immer barbarischer und rücksichtsloser.

Schluss - wie Herr der Ringe
Am Ende geht es einem, wie mit jeder großen Geschichte. man will diese Welt nicht verlassen. Man will bei diesen Figuren bleiben. Aber Artur segelt in den Neben von Avalon, nur Derfel, der treuherzige, aufrichtige Erzähler bleibt zurück. Der Schluss gleicht dem der Herr der Ringe-Saga. Da ist es auch der wackere Sams, der in im Alltag zurück bleibt, während der Rest der Crew ihre Reise in den Mythos antritt.


Monday, November 23, 2009

Halbschatten? Uwe Timm

Da steckt etwas vom englischen Patienten drinnen: Fliegen, Liebe. Schöne Leich.

Aber so recht romanhaft will sich die Liebesgeschichte zwischen der Pilot-Pionierin und dem Dandy-Waffenschieber-Spion nicht entwickeln. Ausgetauscht wird nur keusch ein Zigarettenetui. Das ist ein prima Novellen-Motiv.

Vielleicht hätte es das auch getan.

Schrei nicht so laut - John Harvey


Der Kriminalroman als zeitgenössische Form des Sozialdramas

Sozialdrama. Das klingt nach etwas Langweiligem. Nach Schule, Psychologie, Sozialpädagogik at it's worst.

Habe das Buch nach 20 Seiten weggelegt.

Dann, nach zwei Tagen weitergelesen.

Sozialdrama. Das ist ist die Form, in der wir uns am besten wiedererkennen. Hier werden uns Spiegelbilder, Rollenmuster, Bioografien und Konflikte geboten, die wir nachvollziehen können, die wir empathisch miterleben dürfen, in denen wir uns auch zu einem Teil ausleben können.

Schrei nicht so laut ist so ein Sozialdrama. Völlig unaufgeregt werden hier Lebensläufe aneinandergereiht, die mitten aus dem Leben gegriffen scheinen.

Ok, manchmal wirkt es etwas überzogen. Der Büchnersche Determinismus, der in den Tätern
am Wirken ist, scheint manchmal etwas konstruiert.

Konstruiert in dem Sinne, dass man hier Eigenschaften und Merkmale einer sozialen Umwelt häuft, von denen der Autor annimmt, dass sie das Verhalten der Killer - zu einem gewissen Grad jedenfalls - erklären können.

Aber dann sollte man sich vor Augen halten: Es ist eben doch ein Roman. Und ein Roman als eine Form der Unterhaltungskunst will wirken. Daher die Häufungen.

Killer entromantisiert
Und es ist ja gar nicht unbedingt der Killer, mit dem wir uns hier identifizieren wollen. Ganz und gar nicht. Im Gegenteil, hier ist der Serienkiller entromantisiert. Das tut gut angesichts des Kultes der ja oft um ihn getrieben wird.

Nein, es sind die normalen Menschen, das Drama des Alltags, das seine nachhallende Wirkung hinterlässt.

Die Ehe des Ermittlers zum Beispiel, von der man eigentlich gar nicht sagen kann, woran sie kaputt gegangen ist.

Die Versuche der Menschen in mittleren Jahren, in ihrer eingerichteten Welt zurecht zu kommen. Die Leere, von der sie umgeben sind. Die Strategien, die sie dagegen aufwarten.

die Leere
Der Ermittler zum Beispiel liest Bücher. Das hat man als Leser gerne, denn es ist ja die eigene Strategie. Aber er liest sie ohne Ambition. Sein einziges Motiv: Er will damit die Leere überbrücken, die lange Zeit füllen.

Aber das ist nicht alles, was er tut. Er sorgt auch für Gerechtigkeit. Er schafft das, indem er nicht locker lässt. Indem er unbequeme Wege zu Ende geht. Das ist das andere. Das eigentliche Gegenstück, gegen die Leere.

Warum das Buch gut ist?
  • Weil es das Drama des normalen Menschen wiedergibt, ganz unaufgeregt, nüchtern.
  • Weil es sich am Ende auflöst, es die Erholung der Seele vom Dauerkonflik des Daseins erlaubt.
  • Weil jeder Figur Raum gelassen wird, ihre Art und Weise zu rechtfertigen, mit dem Drama fertig zu werden.
  • Weil es eine solide Moral liefert, ohne sie zu predigen.
  • Weil all diese Ambitionen ohne Prunk serviert werden.
  • Weil es den x-te Typus des einsamen, gescheiterten Detektives auffährt. Es funktioniert wieder, es untermauert den modernen Mythos.
  • Die Hauptfigur liest Dickens und antwortet auf die Frage, warum er die (gerade) langweilige Lektüre nicht abbreche, er könne einfach die Dinge nicht auf sich beruhen lassen.

Ich weiß nicht, ob ich noch viele Romane von JohnHarvey lesen werde. Schließlich gibt es noch so viele andere, aufregendere Versuche, dem Drama Existenz beizukommen.

Aber: Nach der Lektüre habe ich mich tatsächlich etwas beim nachdenklich sein ertappt. Das geschieht nicht oft. Schließlich ist man ein erfahrener Leser. Geneigt dazu, die Sachen schnell abzutun.

Das hier kam noch mal zurück. Durch die Hintertür. Sozialdrama.

Friday, November 06, 2009

Auferstehung der Toten - Wolf Haas


Immer diese Enttäuschung am Ende von Kriminalromanen. Es gibt einen Satz an Figuren. Einer von denen war es.

Aber das ist Nebensache. Hauptsache hier: der Sound, das Besondere der Sprache, die in dieser Sprache entstehende Figur des Brenner. Das ist besser, als vieles, vieles der genrefreien Literatur.

Zugegeben: Beim ersten Versuch habe ich nichts mit diesem Idiom anfangen können. Aber jetzt hat es gewirkt. Vor allem als angenehme Entschleunigung.

Wednesday, November 04, 2009

Reisen im Licht der Sterne - Alex Capus

Eine Vermutung über Robert Louis Stevenson mit der Idee, Stevenson habe den Schatz der Schatzinsel vielleicht tatsächlich gehoben.

Ein sehr schönes Buch über einen unermüdlichen Glücksritter. Ein Abenteuerbuch voller unglaublicher kleiner Geschichten und Anekdoten über Menschen, die nicht locker lassen.

Anspornend.

Wallner beginnt zu fliegen - Thomas von Steinäcker

Gutes Buch, sehr schön, wie die drei Leben sich von Anfang bis Ende abspulen. Man erwartet das anfangs gar nicht, alles ist recht szenisch, man meint, einen Plottspinner am Werk zu sehen, dabei rinnt uneinholbar die Zeit davon, fast wie im Zeitraffer. Und dann hat man drei ganze Leben durchmessen.