Dank eines Selbstmörders machen wir heute Bekanntschaft mit Eichenau. Eichenau Nord. Der Ortsname klingt nach einer alten KZ-Stätte.
Hier gibt es nichts. Nur Parkplätze für Pendler wie wir.
Derzeit ist der Schienenverkehr zwischen Fürstenfeldbruck und Passing gesperrt. Es herrscht Schienenersatzverkehr.Der Schienenersatzverkehr besteht aus drei Bussen, die im Abstand von halben Stunden anzuckeln. Drinnen kleben die Pendler, die sie an den Stationen vor Eichenau eingepackt haben, wie Insekten an den Scheiben. Jeder Bus wird von hundertstimmigen Gelächter empfangen. Keine Chance, der Schienenersatzverkehr ist eine Niete.
Es ist kalt. Nach zwei Stunden noch kälter.
Die Gelegenheit wäre günstig, aber wir wollen nichts wissen über Eichenau. Oder Olching, wohin sich einige Verzweifelte fahren lassen, nur um irgendwie weiter zu kommen.
Mobiltelefone klingeln, Bahnentschuldigungen werden repetiert.
Jaja, ist schon gut.
Auf der Glasabdeckung der Haltestelle entdeckt jemand einen Fußball, aber niemand klettert hinauf, um ihn zu holen. So fällt auch die erste Fußballpendlermeisterschaft aus.
Eichenau bringt es einfach nicht.
Irgendwann steht dann doch auf der Anzeigetafel, dass die nächste S-Bahn in sieben Minuten kommt. Als ob nichts passiert wäre.
Irgendwo weiter vorne tragen sie jetzt wahrscheinlich eine Zinkwanne weg. Ein Lokführer wird beim psychosozialen Dienst angemeldet. Für heute hat er frei.
Wir nicht. Der Zug kommt tatsächlich. Wir zwängen uns hinein.
Wir sind die Herde.