Ein Blog über das Stöbern im Grenzland zwischen U und E. Ausflüge ins Landesinnere inklusive.
Thursday, December 24, 2009
Poeten der Nacht von Barry McGrea
Samuel und die Poesie des Alltags oder so ähnlich
Saturday, December 19, 2009
Der verlorene Abend - Wolfram Fleischhauer
William Boyd - Eines Menschen Herz
Tuesday, December 08, 2009
Sharpes Feuerprobe
Das Schweigen - Jan Costin Wagner
Monday, November 30, 2009
Stephen King - Sunset
Saturday, November 28, 2009
Arthurs letzter Schwur - Bernard Cornwell
Monday, November 23, 2009
Halbschatten? Uwe Timm
Aber so recht romanhaft will sich die Liebesgeschichte zwischen der Pilot-Pionierin und dem Dandy-Waffenschieber-Spion nicht entwickeln. Ausgetauscht wird nur keusch ein Zigarettenetui. Das ist ein prima Novellen-Motiv.
Vielleicht hätte es das auch getan.
Schrei nicht so laut - John Harvey
- Weil es das Drama des normalen Menschen wiedergibt, ganz unaufgeregt, nüchtern.
- Weil es sich am Ende auflöst, es die Erholung der Seele vom Dauerkonflik des Daseins erlaubt.
- Weil jeder Figur Raum gelassen wird, ihre Art und Weise zu rechtfertigen, mit dem Drama fertig zu werden.
- Weil es eine solide Moral liefert, ohne sie zu predigen.
- Weil all diese Ambitionen ohne Prunk serviert werden.
- Weil es den x-te Typus des einsamen, gescheiterten Detektives auffährt. Es funktioniert wieder, es untermauert den modernen Mythos.
- Die Hauptfigur liest Dickens und antwortet auf die Frage, warum er die (gerade) langweilige Lektüre nicht abbreche, er könne einfach die Dinge nicht auf sich beruhen lassen.
Friday, November 06, 2009
Auferstehung der Toten - Wolf Haas
Immer diese Enttäuschung am Ende von Kriminalromanen. Es gibt einen Satz an Figuren. Einer von denen war es.
Wednesday, November 04, 2009
Reisen im Licht der Sterne - Alex Capus
Wallner beginnt zu fliegen - Thomas von Steinäcker
Friday, October 30, 2009
Dan Simmons - Terror und Kinder der Nacht
Vorweg: Terror ist ein Epenteppich von monumentaler Wucht - lang, breit, wohlig und wärmend. Es geht um die gescheiterte Suche Sir John Franklins nach der sagenhaften Nordwestpassage im arktischen Ozean. Diese bleibt buchstäblich im Packeis stecken. Die beiden Expeditionsschiffe Terror und die Erebus frieren auf unabsehbare Zeit fest.
- tolle Details, gründlich und ausführlich recherchiert, wie es zugegangen sein muss - angefangen bei der Kartographie über die Proviantversorgung bis hin zur Schiffsplankenstärke und ihre unterschiedlichen Materialien. Man bekommt also ein prima Sachbuch als Gratiszugabe
- perspektivisches Erzählen, psychologisch stimmig, abwechslungsreich
- epische Breite, die man gerne durchwandert
- Spannung, Action, ohne zu unnötig zu splattern
- ein doppelter Boden mit mythischen Koordinatensystem
Friday, October 09, 2009
Buddenbrooks - Film von Broloer
Wednesday, October 07, 2009
Simple Storys - Ingo Schulze
Die Witwen von Eastwick - John Updike
Werkstattgespräche mit Schriftstellern - Horst Bienek
Unendlicher Spaß
Tuesday, September 22, 2009
Der Kaiser von China
Updike - Glücklicher war ich nie
- Der glückselige Mann von Boston, der Fingerhut meiner Großmutter und Fanning Island - poetische Beschwörungen am Rande zur Lyrik. Keine Handlung und Beschreibung von Stimmungsbildern. Teilweise pathetisch
- Das luzide Auge in der Silberstadt - Porträt des Vaters (des Zentauren), ebenso wie Heim u.a.
- Flügge- wiederkehrendes Motiv der im letzten Augenblick doch noch erlebten kleinen Liebe
Sunday, September 13, 2009
Einige Erzählungen von Tolstoi und Updike
Die Romantik - Rüdiger Safranski
Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisiere ich es.
Tuesday, August 18, 2009
Der lange Schlaf - Jonathan Lethem
Titus Müller - Titel vergessen
Der Turm - Uwe Tellkamp
Drei - Stephen King
Saturday, August 08, 2009
Ed Wood Company spielt Gangsterballade
Am Donnerstag endlich die Uraufführung der Gangsterballade. Die Bude war voll, dem Publikum scheint es gefallen zu haben. Vielleicht ist das Stück doch nicht so übel?
Monday, August 03, 2009
Gangsterballade auf den Weichter Kulturtagen
Am Donnerstag ist es so weit.
Weltpremiere!
Eintritt Ausstellung: 3,– Euro
Workshop Beitrag: 4,- Euro
Theaterstück: 6,– Euro incl. Ausstellung
* Ermässigter Eintritt möglich
GANGSTERBALLADE
Ein Gaunerstück in klassischer Manier
Die Ed Wood Company freut sich darauf, zu den Kulturtagen erstmals ihr neues Stück auf die Bühne bringen zu dürfen. Gangsterballade ist ein klaustrophobisches Fünfpersonen-Stück aus den Folterkellern des organisierten Verbrechens: Der kleine Ganove Speedy Mick ist dem örtlichen Mafia-Paten Reibach in die Schusslinie geraten und versucht sich dessen Killern zu entwinden. Gleichzeitig entbrennt ein Bandenkrieg zwischen rivalisierenden Gangs, der die Machtverhältnisse der Unterwelt neu verteilt. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit...Gangsterballade ist ein sehr schwarzes Stück rund um Rache, Liebe und das harte Handwerk des Mordens. Es spielt die Ed Wood Company in der Besetzung Daniela Nehring, Gerhard Kugelmann, Harald Pleier, Christoph Vogg und Jörg Lenuweit.
Saturday, August 01, 2009
Zugzwang
Monday, July 27, 2009
Haffners Liebe zum Unentschieden - Glavinic
Dunkle Schuld - Sallis
Turner, die Hauptfigur ist selbst ein gebrochener Typ: Ex-Literaturstudent, Ex-Vietnamkämpfer, Ex-Cop, Ex-Knakie und Ex-Pychotherapeut ist er an allem gescheitert und hat sich jetzt zurückgezogen, irgendwo aufs Land, in ein Nirgendwo-Tennessee. Doch dann geschieht in der nahen Kleinstadt ein Mord und man zieht ihn als Berater hinzu. Und er nimmt Witterung auf...
Man sieht den Film schon direkt vor sich. In der Hauptrolle Clint Eastwood, als Sheriff Gene Hackman.
Sallis fährt das beste auf, was ein Autor von heute zu bieten hat: prägnante, nicht zu glatte Sprache, pointierte Dialoge, Atmosphäre, überraschende Beobachtungen, Figuren mit Profil und Background.
Ich freue mich schon auf weitere Sallis-Veröffentlichungen hierzulande.
Tuesday, July 21, 2009
Qual (Blaze) - Stephen-Richard Bachmann-King
Die Gosse und das Grab - Ed McBain
The collected works of T.S.Spivet - Reif Larson
Der Graf von Monte Christo - Alexandre Dumas (Vater)
Tuesday, June 30, 2009
Adiós, Hemingway
Ein Buch über das Verhältnis zwischen Kuba und Hemingway. Es gibt einige sehr euinfühlsame Abschnitte aus der Perspektive Hemingways.
Friday, June 26, 2009
Kaltenburg - Marcel Beyer
Szene: Der Vater und der Held suchen Blumen am Bahndamnn, während ein Zug gen KZ vorbeifährt, ohne von den beiden beachtet zu werden.
Marcel Beyer - weiter beobachten.
Die Stadt am Ende der Zeit - Greb Bear
Habe es nach der Hälfte weggelegt. Interessant ist das ganze Thema schon (Parallelwelten, die sich kanibalisieren). Zu viele Leute, 400 Seiten Dauerzusammenbruch, die Bilder zu abstrakt.
Radetzkymarsch - Joseph Roth
Radetzkymarsch also. Drei Generationen Kaisertreue - bis zum bitteren Ende. Melancholisch. manchmal ironisch. Tendenz: Die alte Welt war schön und in vor allem schön in Ordnung. Zusammenghalten hat sie der alte Kaiser. Diese Welt geht unter, der Kaiser stirbt. das ist schade, lässt sich aber nicht verhindern. Jetzt gibt es nichts mehr, an das man sich halten kann.
Das besondere an dem Buch ist der Stil. Besser, das heißt: klarer, lebendiger, bildreicher kann man nicht schreiben. Das hat einen ganz besonderen Sound und Rhythmus, den man unter tausenden wiedererkennen würde.
Joseph Roth - immer wieder.
Friday, June 19, 2009
Arthur - Bernard Cornwell
Warum diese Bücher so toll sind:
- wegen der sehr sympathischen Erzählerfigur
- weil alle Gestalten ordentlich gegen den Strich gebürstet sind
- weil alles schon ausgewogen ist zwischen Action und Idylle
- weil man dieses England irgendwie kennt und liebt
- weil das ganze unglaublich detailreich präsentiert wird, ohne dass der Autor damit prunken will
Kann das Erscheinen des nächsten Bandes nicht erwarten.
Wednesday, May 20, 2009
Winterkönig - Bernard Cornwell
Las die knapp 700 Seiten fast in einem Rutsch. Besonders sympathisch ist der Erzähler, Derfel, er wirkt etwas naiv und schlicht, treuherzig ist wahrscheinlich das treffende Wort, dem Genre entsprechend, aber durch ihn und seine praktische, unverklärte Sicht auf die Geschehnisse sind alle Figuren und die gesamte Handlung plastisch, glaubhaft, realistisch Und Realismus ist das höchste Gütekriterium für historische Romane. Hier ist Arthur eine durchaus schillernde Figur, Lanzelot ein Arschloch, Merlin ein Zyniker. Bei den Schlachtenschilderungen geht es nicht um Ruhmestaten, sondern um das Handwerk des Tötens, also wie man Schildwälle bildet, warum Pferde nichts gegen sie ausrichten können, Angst und Euphorie der Schlacht usw.
Ein Abenteuerbuch. Ein echtes, ein gutes.
Wednesday, May 13, 2009
Die Lage des Landes/die Abschaffung der Arten
von dem Buch habe ich gehört und mal bei einem Preisausschreiben mitgemacht, um es zu gewinnen, was leider nicht passiert ist. Habe aber das davor gelesen, "Dirac." Hat mir ganz gut gefallen, naja, 75 Prozent jedenfalls (die 25 Prozent, in denen es um so den alten Mathematiker ging weniger). Also, von dem, was ich über das Buch gehört habe, wäre es jetzt nicht erste Wahl - zu lang, zu abgedreht, zu parabelhaft, da hab ich immer das Gefühl, dass ich nach 10 Seiten weiß, wie es gemacht ist und müsste nicht weiter lesen - wie bei der "Arbeit der Nacht". Man nennt das Manierismus, glaub ich. Aber wahrscheinlich tu ich dem Buch unrecht, ich hab es ja gar nicht gelesen. Und ich werde es ganz bestimmt kaufen, wenn es bei Amazon bei der 5-Euro-Schwelle angelangt ist, allein schon wegen dem Cover (das grün ist, oder?). Viel, viel später werde ich es dann vielleicht auch lesen.
Also mein Tipp: "Die Lage des Landes" von Richard Ford. Vier Tage im Leben eines in die Jahre kommenden Immobilienmaklers in New Jersey. Rund 700 Seiten. Klingt das nicht wahnsinnig aufregend? Ich würde das Genre als "funkelnden Banalismus" bezeichnen. Es ist eines dieser Bücher, dass uns den Alltag durch einen Sprachglitter neu erfahren lässt. Mal erhellend, mal langweilig, im ganzen bereichernd. Ist übrigens ein Sequel, davor gab es den "Sportreporter" und "Unabhängigkeitstag". Um "Die Lage des Landes" zu lesen muss man die aber nicht kennen.
Ja, meine Frau ist gut angekommen. Die Busfahrt muss überraschend komfortabel gewesen sein, das doppelstöckig.
Bin gespannt auf deinen nächsten Tipp.
Grüße nach Berlin!
JL
-----Original Message-----
From: A.
Sent: Mittwoch, 13. Mai 2009 18:05
To: JL
Subject: Buchtipp des Monats
Hallo JL,
um meinem Plan, regelmäßig mit dir Buchtipps auszutauschen doch noch nachzukommen: Mir ist doch noch ein gutes Buch eingefallen, dass ich in letzter Zeit gelesen habe und weiterempfehlen kann:
Dietmar Dath: Die Abschaffung der Arten
"Das Zeitalter, das wir kennen, ist längst eingeschlafen. Wo einmal Europa war, gibt es nur noch drei labyrinthische Städte, die eher gewachsen sind, als daß sie erbaut wurden. Die Welt gehört den Tieren. Fische streiten über Sodomie, Theologinnen mit Habichtsköpfen suchen in Archiven nach Zeugnissen der Menschheit, und Cyrus Golden, der Löwe, lenkt den Staat der drei Städte. Als ein übermächtiger Gegner die neue Gesellschaft bedroht, schickt er den Wolf Dimitri als Diplomaten aus, im einstigen Nordamerika einen Verbündeten zu suchen. Die Nachtfahrt über den Ozean und in die tiefen Stollen der Naturgeschichte lehrt den Wolf Riskantes über Krieg, Kunst und Politik und führt ihn bis an den Rand seiner Welt, wo er erkennt, »warum den Menschen passiert ist, was ihnen passiert ist«. Der Roman Die Abschaffung der Arten steht in der Tradition großer spekulativer Literatur über Niedergang und Wiedergeburt der Zivilisation von Thomas Morus, Voltaire und Mary Shelley über H. G. Wells und Jules Verne bis hin zu Stephen King und William Gibson. Wenn Charles Darwin Krieg der Welten geschrieben hätte, vielleicht wäre ein Buch wie dieses dabei herausgekommen: ein abenteuerliches Liebeslied, eine epische Meditation über die Evolutionstheorie und der waghalsige Versuch, Fossilien von Geschöpfen freizulegen, die noch gar nicht gelebt haben." (siehe: http://www.amazon.de/Die-Abschaffung-Arten-Dietmar-Dath/dp/3518420216)
Das Buch erstreckt sich über mehrere 100 Jahre, hat Höhen und Tiefen, ist aber im ganzen sehr spannend und anders.
So, nun bin ich auf deinen Tipp des Monats gespannt :-)
Ich hoffe, deine Frau ist problemfrei mit dem Schulbus nach Berlin gekommen?
Grüße,
A
Tuesday, April 21, 2009
Ein liebender Mann - Martin Walser
Aber es ist dann doch immer typischer Walser. Gedankenprosa, die ganz aus der Figurensprache entsteht, die immer unverwechselbar Walser ist. Man bewundert es teils, man würde es gerne lieben, aber etwas lässt einen doch immer kalt. Weil es halt auch immer Manier ist.
Sehr schön dann aber das Luftholen des über 70-Jährigen (Walser), als er die Marienbader Elegie dann vorträgt.
Monday, April 06, 2009
Coriolan
Nun, von diesem wird nicht viel hängen bleiben. Charisma ohne Intelligenz. Militärs unbrauchbar für demokratische Herrschaft. Kampfmaschine ohne Seeleninstrumentarium für das Soziale.
Der Historiker
Von der Schönheit - Zadie Smith
Thursday, March 26, 2009
Ein Wintermärchen
Das Wintermärchen also. Also, ok, es scheint ein besonderer Kniff von Shakespeare zu sein, plötzliche Obsessionen von Hauptdarstellern nicht mehr rational zu motivieren. So der Fall hier bei Leontes, dessen Eifersucht völlig überzogen scheint, ebenso, wie es keinen vernünftigen Grund gibt, warum Jago dem Othello so übel mitspielt. Mir fehlt da manchmal was. Wenn in einem Krimi stehen würde: Und plötzlich beschlich ihn rasende Eifersucht und er brachte alle um, ohne dass da vorher der Ton wenigstens versteckt angespielt wurde, dann kauft das der Leser in der Regel nicht. Andereseits ist zu viel Erklärung auch immer flach. Schließlich haben die Affekte oft irrationalen Ursprung.
Nun, wie auch immer. Das kenn ich jetzt auch.
Wednesday, March 18, 2009
Leyla - von Feridu Zaimoglu
- Die naive Erzählweise ist frisch, klar und immer angenehm. Die Detailfreude mag mancher "orientalisch" nennen, ist aber schlicht die Substanz des Buches.
- Der Prolog und der letzte Satz bringen eine ganz andere, metaphorische Ebene, ohne direkten Bezug zu der Geschichte. Das mag manchen verwirren. Ich mag solche blinden Flecken.
- Der Vater ist ein schrecklicher Tyran. Aber nicht nur das. Und wegen solcher Wendungen ist das Buch gut.
Omertá - Mario Puzo
Friday, March 13, 2009
Ghost - von Robert Harris
Bei Tony Blair dürfen sich die Briten nicht so sicher sein. Bush's Dog nannte man ihn auch hämisch wegen seiner übertriebenen Bündnistreue gegenüber den Amerikanern. Viel hat er dabei nicht heraus holen können für sich und die Briten. Er selbst musste vorzeitig sein Amt an den Nagel hängen, U-Bahnen wurden in die Luft gesprengt, die Schlangen an den Sicherheitsschranken in den Flughäfen wurden immer länger. Nicht einmal Öl-Aufträge gab es für englischen Firmen.
Warum das ganze also dann? Hatte der Mann vielleicht ganz andere Prioritäten?
Die Frage stellt sich Robert Harris in seinem mit dem International Thriller Award ausgezeichneten Roman Ghost. Ghost, das ist ein Ghostwriter, der sein Geld bislang hauptsächlich mit den Autobiografien von Stars aus Show Biz und Sport verdient hat. Jetzt trägt ihm sein Agent eine ganz heiße Sache an: Die Memoiren Adam Langs, des ehemaligen britischen Premier-Ministers. Die Sache soll ihm nicht nur ziemlich viel Geld bringen, sie hat auch jede Menge Haken: Deadline ist in einem Monat und das verfügbare Material seines Vorgängers ist grottenschlecht; außerdem hat jener unter nicht ganz wasserdichten Umständen vor kurzem das Zeitliche gesegnet. Zudem fällt die Arbeitszeit just in die Phase, als die Juristen Adam Lang vor das Kriegsverbrecher -Tribunal in Den Haag bringen wollen, weil er angeblich die unrechtmäßige Verhaftung von Terrorverdächtigen durch die CIA angeordnet haben soll.
Schlecht für ihn, aber gut für die Publicity, daher halbiert der Verlag kurzerhand die eh schon halsbrecherische Abgabefrist. Doch diese Sorge gerät für den Ghost langsam in den Hintergrund. Denn er beginnt mit seinen eigenen Recherchen und entdeckt peu á peu allerhand, was den früheren Premier in immer düstereres Zwielicht taucht. Was hat den munteren Cambridgianer, der bis dato nichts mit Politik am Hut hatte, anno dazumal in die Partei getrieben? Wie konnte er so rasant an allen anderen vorbeiziehen, ohne eine eigene Lobby in der Partei zu haben? Warum verzapft er Märchen, was seine frühere Motivation angeht? Und wie ist sein treuer Mitarbeiter, der eigentlich mit der Abfassung der Memoiren betraut war, wirklich gestorben? Was ist dran, an den Vorwürfen der Verstrickungen mit CIA-Machenschaften?Auf einmal stinkt alles nur noch so nach Intrige, Verschwörung und dunklen Geheimdienstmachenschaften.
Dass das Buch macht ziemlich viel Spaß, liegt zum einen daran, dass es natürlich sehr spannend ist. Aber auch daran, dass es so nah an der jüngsten Geschichte angesiedelt ist. Man hat alles noch frisch vor Augen – die gemeinsamen Pressekonferenzen, leidenschaftliche Beteuerungen windschiefer Überzeugungen, die schwindelerregende Erosion der Glaubwürdigkeit.
Und dann kommt bei Harris noch etwas hinzu, das man in amerikanischen Thrillern dieses Kalibers eher selten findet: Humor. Ich will jetzt nicht reflexartig das Attribut „britisch“ davor setzen. Jedenfalls habe ich bei der Lektüre mehrmals laut gelacht. Was will man mehr?
("Was will man mehr?" - die Frage ist auch so sein Rezensionenreflex)
Wednesday, March 04, 2009
Monster von Jonathan Kellermann
Erstand das Taschenbuch vor einiger Zeit auf dem Flohmarkt für 50 Cent. Seitdem hat es im Regal eine Weile laang Staub angesammelt. Letzten Freitag war es dann so weit und es wurde einer unergründlichen Laune folgend ausgewählt. So ist das mit dem Büchernarren. Er rafft zusammen, was geht. Man verspottet ihn oder hat bestenfalls Mitleid. "Das kannst du niemals alles lesen", sagen die Leute. Aber sie kommen alle dran, die Bücher, früher oder später. Nach einem unergründlichen Schema geraten sie unter die Augen des Lesers, werden geprüft, für gut befunden und verschlungen, oder endgültig beiseite geräumt.
Monster wurde verschlungen. Ein Mord an einer Psychologin, die in der Anstalt aller Anstalten ihren Dienst verrichetet. Die Spur führt zurück zu einem ungaublich grausigen Mehfachmord, für den das Monster verantwortlich gemacht wurde, das zuletzt Lieblingspatient der Psychologin war. Doch der konnte es nicht gewesen sein. Nach und nach entwirren Alex Delaware und Milo Irgendwas die Hintergründe...
Sehr gut sind natürlich die ganzen Gruselgestalten, die den Roman durchwandeln. Sehr schön auch das Porträt der Psychologin, deren Leben so völlig leer geräumt ist von buchstäblich allem, was man gemeinhin Seele nennt. Vor allem die überaus nüchterne Darstellungsart nimmt sehr für das Buch ein. Das ganze kommt einem vor, wie ein Aktenbericht. Man merkt auf jeder Seite, dass Kellermann vom Fach ist und r was die psychologischen Details betrifft keinen Mumpitz vom Stapel lässt.
Fazit: Psychologischer Roman in Reinkultur. Fein.
Tuesday, March 03, 2009
Frau am Bahnsteig
Ihre Haltung: Sie steht nicht in, sondern auf ihren Schuhen. Die Strümpfe sind fleckig und haben Löcher. Die Beine sind dünn wie Stelzen, die Fersen berühren einander, so dass ihre Beine wie ein Bein wirken.
Wie ein Kranich steht sie unbeweglich zwischen den sich bewegenden und von Gedanken bewegten Menschen und liest Zeitung.
Thursday, February 26, 2009
Hunter von John Dunning
Wieder ein Kriminalroman über verlorene Bücher, Bücherjäger, geheime, aus den Seiten der Historie gelöschte Geschichten. Manchmal ein wenig zu harmlos, zu korrekt.
Schön, dass der Unsympath der ersten Seiten nicht der Bösewicht ist. Schön auch die eingerückte Episode vom Vortag des Amerikanischen Bürgerkriegs, auch wenn sie wirklich etwas abstrus motiviert ist. Nettes Kulissenkino überhaupt.
Daher ein Nachsehen mit:
- der erdrückenden Überzahl starker, guter, hübscher und alternder Frauen
- einem unnützen Ausfall gegen Raucher
Tuesday, February 24, 2009
Variation auf ein Thema von Baudelaire
Monday, February 23, 2009
Herbstlicht von Hermann Lenz
Im Prinzip ist es eine Auflistung von Personen, die mal alle auf ihn herab geschaut haben, als er noch ein literarisches Nichts war, und denen er es jetzt doch gezeigt hat, weil er den Büchnerpreis bekommen hat.
Es hat was. Allerdings ist dieses Etwas auch sehr bieder. Aber warum nicht.
Friday, February 20, 2009
Abgefahren: Driver von James Sallis
Thursday, February 19, 2009
Rabbit , eine Rückkehr
Man sollte eigentlich immer ein Updike-Buch lesen. Nichts schärft den Blick auf den Alltag so sehr, wie diese Prosa.
Rabbits Rückkehr also. Nun ja, aus dem Grab steht er nicht auf. Aber seine Tochter steht plötzlich vor der Tür seiner Witwe und bringt einiges durcheinander. Eigentliche Hauptperson ist aber Nelson, mittlerweile über 40. Der kann leider seinem Vater als literarische Figur nicht ganz das Wasser reichen, daher ist der Roman wohl auch relativ dünn. Eine Art Reprise.
Was sehr interessant und gut ist:
- wie immer die Details bei Updike und der Stil. Die Kunst, feine Seelenregungen aufzuspüren und ins Bild zu bringen
- der Zeitbezug - das Ganze spielt am Vorabend der Milleniumsfeier, man entdeckt vieles wieder, wie etwa die Angst vor Y2K oder die Suche nach einem geeigneten Ort für die Feier
- dass nichts geschieht und doch unglaublich viel
- dass alles nach Rabbit schäbiger, deprimierender geworden ist
weniger überzeugend:
- manche Ausbrüche der Figuren. Stiefvater Ronnie beleidigt die Rabbit-Tochter so hundsgemein, dass danach eigentlich alle menschlichen Brücken zw. ihr und den Hanssons völlig hinüber sein müssten. Sind sie aber nicht.
- zu viel Straßen-Topografie
Aber: Updike bleibt Updike. Schade, schade, dass es jetzt definitiv nicht mehr weitergehen kann mit den Rabbits.
Tuesday, February 17, 2009
Der Fledermausmann
Warum aus der Masse gerade dieses Buch von einem Jo Nesbø? Es hätte jedes andere sein können. Eigentlich hatte es sogar schlechtere Chancen, weil wir nicht sonderlich an Australien interessiert sind.
Kein Rabe so schwarz
- wie ein Colt funktioniert und wie die Idee wirtschaftlich eingeschlagen hat
- wie die New Yorker Polizei, über die wir schon so viele Filme gesehen haben, in den 1840er Jahre organisiert war (nämlich kaum)
- wie es in den Tombs - dem Schwerverbrecherknast - ausgesehen hat
- welche Verleger zu Lebzeiten Poes den Ton angegeben haben
- wie das damals mit dem Copyright war (es gab keines, angeblich, damit sich auch die breite Masse Bücher leisten kann
- über den Journalismus damals (Skandale! Auflage! Schrecklicher Schwulst!)
- was man an einem gemütlichen Feierabend aß
- wie die Gangs of New York organisiert waren (besser als die Polizei)
- und vieles mehr
Thursday, February 12, 2009
Classico Banalo
"Wissen Sie, wo eigentlich der Unterschied zwischen Faust I und Faust II ist?"
"Tut mir Leid, mit Faust habe ich mich nie beschäftigt. Der eine ist länger, würd ich sagen."
"Wirklich, tolle Dialoge, sollten Sie mal lesen. Aber sagen Sie mal: Wer hat denn jetzt eigentlich den Erlkönig geschrieben?"
"Puh, da muss ich Ihnen leider sagen, das ist nicht so mein Schwerpunktgebiet."
"Ich würde nur gerne wissen, ob es den auch als Reclam-Heftchen gibt. Eventuell auch als Prosa, wenn es sein muss."
"Da bin ich jetzt überfragt."
Leise und errötend flüchtet sich der zufällige Passant aus der Buchhandlung.
Sunday, February 08, 2009
Das Glück der anderen
Die Mensch und Tier sterben buchstäblich wie die Fliegen. Das, was mal bürgerliche Ordnung hieß, löst sich an allen Ecken auf, die Vernichtung ist total.
Und mitten in der Hölle, verzweifelte Gesten wie diese:
Die Straße ist voller Wagenspuren und in der Asche liegt ein plattgedrückter Vogelkäfig, in dem sich ein Kanarienvogel noch immer seitlich an seine Stange klammert. Du hebst das verbogene Ding auf und der Vogel flattert und schlägt mit den Flügeln. Mit dem Messer drückst du die Gitterstäbe auseinander, lässt den Vogel frei und wirfst den Käfig weg.
Während dessen verwesen rings um die Leichen seiner Mitbewohner, seiner Freunde, seiner Frau, seiner Tochter. Er arbeitet gegen das Chaos an, nahezu beharrlich, bis zum Schluss.
Der Kniff mit dem Du-Erzähler gibt dem Ganzen eine ganz eigene Dichte, einen Sound, der dem Leser lange nicht mehr aus dem Kopf geht.
Der Schluss ist von einer solchen Trostlosigkeit, dass man sich unter einem großen, schützenden Flügel verkriechen will.
Bislang das Beste in der Reihe hervorragender Stewart O'Nan-Bücher, die du in rascher Folge gelesen hast, als fändest du hier eine Art Neues Testament.
Evil Jack Ketchum
Thursday, February 05, 2009
Herde bei Eichenau
Hier gibt es nichts. Nur Parkplätze für Pendler wie wir.
Derzeit ist der Schienenverkehr zwischen Fürstenfeldbruck und Passing gesperrt. Es herrscht Schienenersatzverkehr.
Der Schienenersatzverkehr besteht aus drei Bussen, die im Abstand von halben Stunden anzuckeln. Drinnen kleben die Pendler, die sie an den Stationen vor Eichenau eingepackt haben, wie Insekten an den Scheiben. Jeder Bus wird von hundertstimmigen Gelächter empfangen. Keine Chance, der Schienenersatzverkehr ist eine Niete.
Es ist kalt. Nach zwei Stunden noch kälter.
Die Gelegenheit wäre günstig, aber wir wollen nichts wissen über Eichenau. Oder Olching, wohin sich einige Verzweifelte fahren lassen, nur um irgendwie weiter zu kommen.
Mobiltelefone klingeln, Bahnentschuldigungen werden repetiert. Jaja, ist schon gut.
Auf der Glasabdeckung der Haltestelle entdeckt jemand einen Fußball, aber niemand klettert hinauf, um ihn zu holen. So fällt auch die erste Fußballpendlermeisterschaft aus.
Eichenau bringt es einfach nicht.
Irgendwann steht dann doch auf der Anzeigetafel, dass die nächste S-Bahn in sieben Minuten kommt. Als ob nichts passiert wäre.
Irgendwo weiter vorne tragen sie jetzt wahrscheinlich eine Zinkwanne weg. Ein Lokführer wird beim psychosozialen Dienst angemeldet. Für heute hat er frei.
Wir nicht. Der Zug kommt tatsächlich. Wir zwängen uns hinein.
Wir sind die Herde.
Wednesday, February 04, 2009
Gott nervt in der Zigarettenpause
Diese noch, denkt er sich, als er die Zigarette anzündet. Da steht er dann mit den anderen Verbannten. (Wenigstens weiß er jetzt, wo er hin gehört.)
Eine Frau schleicht sich an ihn heran und hält ihn ein Heftchen unter die Nase. Darauf zu sehen: Ein gemalter Turm im Hintergrund, vorne ein ein blondes Jüngelchen, den Arm um die Mähne eines Löwen geschlungen. Blonde Bestie, denkt er.
"Ich würde gerne mit Ihnen über Gott reden."
"Danke, nein."
Er wirft die Kippe weg und hat es auf einmal eilig, muss zum Zug, zum Abendessen, zu Frau und Kind, zu den E-Mails, die inzwischen angekommen sind. Von Gott wird keines dabei sein, da ist er sicher.
Eines weniger, das er abarbeiten muss.
Halloween
Sie alle treffen sich wieder, die Lebenden und die Toten, an ihrem Jahrestag. Und bringen die Geschichte zu Ende.
Das ist so ein Roman, bei dessen Lektüre einem der Gedanke kommt, dass man genau so eine Geschichte schon immer mal lesen wollte. Vielleicht weil sie viel mit der melodramatischen Vorstellung zu tun hat, bei seinem eigenen Begräbnis Beobachter zu spielen oder als Geist durch die Straßen und Orte seines verlorenen Lebens zu ziehen und den Menschen nahe zu sein, die übrig geblieben sind (und die einen rufen).
Stewart O'Nan, dessen Bücher zu lieben wir beschlossen haben, schreibt so was. Unverwechselbar, echt, an die Nieren gehend.
Tuesday, February 03, 2009
Bettler, Kassiererin und schwarzer Rover – erste Variation
Er bezieht jeden Tag seinen Posten auf einer hochkant gestellten Obstkiste, sein batteriebetriebener Radio spielt irgendeinen Kultursender, sein Hund liegt auf einer haarigen Baumwolldecke mit Blümchenmuster. Meist liest der Mann in einem stockfleckigen Taschenbuch. Wenn eine Münze in den Blechnapf fällt, lächelt er höflich und bedankt sich würdevoll.
Im Supermarkt direkt hinter ihm seufzt eine junge Kassiererin jedesmal auf, wenn ein Kunde aus dem Billig-DVD-Ständer Shakespeare in Love auswählt.
Im Halteverbot vor dem Eingang parkt ein schwarzer Landrover. Eine Golfzeitschrift liegt auf dem Beifahrersitz; darunter klingelt ein Handy.
Der Himmel fährt eine Flotte Wolken auf. Ein Kassenzettel flattert auf, kommt kurz vor den neugierigen Augen des Hundes zur Ruhe, wird erneut in die Luft gewirbelt und verschwindet.
In der Ferne rollen Donner.
Der Mann auf der Obstkiste schlägt den Mantelkragen hoch. Die Kassiererin ruft nach der Stornokarte. Der schwarze Rover ist verschwunden.
Monday, February 02, 2009
Nachtrag: Philip Pullman
Die Lektüre von Philip Pullmans Goldenem Kompass habe ich unterschlagen. Las die ersten beiden Bände mit großem Vergnügen und wollte gleich an den Dritten, was ich aber dann aus irgendeinem Grund nicht getan habe und schon war das Momentum beim Teufel. Ging mir also ganz genau wie bei dieser Kai Maier-Sache mit der Fließenden Königin.
Jedenfalls war der Eindruck stark. Die Engländer haben die Sache mit den Mythen einfach drauf.
Updike
Ich kann mich noch ganz deutlich daran erinnern, dass ich letztes Jahr einmal den Gedanken hatte: Du wirst wahrscheinlich erleben, dass John Updike stirbt. Und: Er wird von allen der größte Verlust sein.
Und schon ist es passiert.
Mein erstes Updike-Buch war Henry Bech, immer noch ein wunderbarer Einstieg. Dann kamen die Rabbit-Romane und seit dem jedes Jahr mindestens ein Updike-Buch: Der liebe Gott und die Wilmots, Ehepaare, Das Gottesprogramm, Getrude und Claudius, Terrorist, Sucht mein Angesicht, Kurzgeschichten in Mengen, mehr Bech-Geschichten, Selbstbewusstsein, Brasilien, Erinnerungen an die Zeit unter Ford, Rabbit in Ruhe.
Jetzt gilt es, wirtschaftlich mit den Büchern umzugehen, die noch im Regal stehen:
Landleben
Auf der Farm
Am Ende der Zeit
Etwa 120 Essays
Viele Kurzgeschichten
S.
Der Sonntagsmonat
Golfträume
Der Weg zu zweit
Aber man kann seine Sachen ja auch immer wieder lesen. Den vierten Rabbit-Roman habe ich zum Beispiel zwei mal gelesen, eine Wucht von einem Buch, eine literarische Bilderflut.
Die Welt ohne Updike also. Sie ist nun ärmer um eine der genausten und schönsten Sichten auf sich selbst .
Friday, January 30, 2009
Stewart o'Nan - Eine Entdeckung 1
So wünscht man sich Bücher: Realistisch, echte Personen, deren Bewusstsein mit spitzer Feder transkribiert, ein wenig Spannung und Action, jedoch nicht zu viel. Und jede Menge davon, was man dilletantisch "poertische Stimmung" nennen mag und die irgendwie mit Abend, leeren Häusern, ersten LIeben, Trennungen, Wäldern & Seen und Engelskonterfeis im Schnee zu tun haben.
Abendland fertig
Schön auch, dass sich da einer getraut hat, an der "hehren" Tradition weiterzuspinnen, also noch mal den ganzen alten Künstler-MUsiker-Abendland-Nietzsche-Verhängnis-Vernunft-&-Untergangs-Monoliten den Berg hoch geschoben hat.