Updikes Vater-Sohn-Geschichte. Das Porträt des Vaters ist wirklich sehr anrührend und auch die Idee einer mythologischen Parallelwelt ist immer wieder sehr reizvoll: Wir sind nicht nur wir und hier, sondern hier ist auch anderswo und da sind wir ein alter Zentauer oder Prometheus und die Sportlehrerin ist Aphrodite und ihr Mann der Mechaniker ihr betrogener Hepheist und der Schuldirektor ist natürlich Zeus.
Das ganze spielt an wenigen Tagen im Winter, Vater und Sohn kommen einfach nicht nach Hause, einmal, weil das Auto nicht will, dann verhindert der Wettergott persönlich, dass sie in das abgelegene Farmhaus zurückkehren können, wo die Mutter wartet und an ihren Männern verzweifelt. Der Vater ist der Zentauer, der sich für den Sohn opfert, weil sein Leben eh von einer unheilbaren Verwundung zerstört ist. Die Verwundung äußert sich in der eigentümlichen, weil vom Vater nur immer aber dafür fortwährend und fast manisch behaupteten eigenen Unfähigkeit im Beruf, als Vater, als Ehemann oder als allgemein gemeinnütziges Wesen. Dem Sohn ist das sehr peinlich, zumal er den Vater liebt. Das führt dazu, dass der Beschützerinstinkt bei beiden eigentümlich verkehrt ist.
Viele Updike-Themen: Kunst, Hautausschlag, Kleinstadt, ein Farmhaus ab vom Schuss, wo die Mutter regiert, Tierliebe, Fremdgehen als kontinuierliche Alltagschance.
Obwohl ich Updike vergöttere und für den größten zeitgenössischen Schriftsteller halte ...ich habe mich doch über manche minutiös-lyrische Beschreibung ein wenig gelangweilt. Manchmal tut er einfach zu viel und übertreibt es, aber das gehört auch zu ihm, macht ihn eher noch größer, es ist eine Art Religion, eine Feier des Alls, ein Begrüßen der Welt, in welcher Erscheinungsform sie sich auch darbietet...
Gut ist es, immer noch ein paar Updikes zuhause zu haben.
Ist wie mit der Flasche Wein, der sprichwörtlichen.
Ein Blog über das Stöbern im Grenzland zwischen U und E. Ausflüge ins Landesinnere inklusive.
Monday, July 17, 2006
Wednesday, July 05, 2006
Eisvogel
Die Anziehung des Titels, des Covers und der Vorschusslorbeeren war gewaltig und so habe ich kurzerhand zugegriffen und auch gleich angefangen, dies, obwohl sich gerade sehr viele andere Bücher um mich herumstapeln, denen ich förmlich entgegenfiebere. Ich las das erste Kapitel (Kapitel? Abschnitt? Beschreibungswelle?) im Spätzug aus München in einem überhitzten und überfüllten Abteil voller Business Men und Women, die nervös auf Laptoptastaturen eindroschen, argwöhnisch Kurzmitteilungseingänge beäugten oder mit den gelben Seiten der FTD raschelten. Aber das spielte keine Rolle. Ich wusste, dies war ein Buch, das es langsam zu lesen galt. Hier geht es um Beschreibungen, Sichtbarmachen einer Welt.
Dachte ich. Doch dann wurde mir gleich zu Beginn die Fetzen eines Krimiplotts um die Nase gehauen. Ein Schuss, ein Mord, dann 300 Seiten Aufdröselung wie es dazu kam.
Wie kam es dazu? Ich weiß es nicht und es interessiert mich auch nicht sehr. Denn der Krimi in Eisvogel, ebenso wie das ganze klischeesatte pseudopolitische Setup sind enttäuschend, ja geradezu lästig.
Man könnte eine ganze Liste an Dingen aufstellen, die in dem Buch zum Weinen sind:
- Der Held. Ein Möchtegern Non-Konformist, letztendlich spießbürgerlich zum Erbrechen. Pseudointellektuell, man möchte sich in allen Punkten den Urteilen seiner Schwester und seines Vaters anschließen. Sein Selbstmitleid ist unerträglich, der Leser wünscht sich ihn zum Teufel.
- Der Pseudo-Byron Kaltwasser. Eine Figur vom Reißbrett.
- Dieser ganze pseudorechte Schmuh, langweilig, veraltet. Wie gerne würde man mal eine Reportage aus dem wirklichen Milieu lesen.
- Die meisten "Außenkommentare" fremder Stimmen. Überflüssig.
Was kann bleiben:
- Manuela
- Der Philosophieprofessor als Messie
- Einige Beschreibungen
- Einige Jugendszenen aus Südfrankreich
Fazit: Da wurde einiges zusammengemanscht, um dem ganzen Länge zu geben. Das beste wäre, den ganzen Torso in einige Einzelerzählungen zerschlagen (wie es vielleicht ursprünglich gedacht war). Die Thriller-Konstruktion trägt das alles nie und nimmer. Sie erscheint wie ein Vorwand.
Der Eisvogel, das sollte eigentlich ein schmaler Band mit fünf bis sieben Erzählungen sein, die einen sensiblen Beobachter zum Mittelpunkt haben, der ein wenig impressionistisch, aber nicht weinerlich an der Welt leidet. Leider ist er ein pseudoaktueller, pseudophilosophischer Pseudothriller, der einen mehr Lesezeit kostet, als er am Ende Wert ist.
Dachte ich. Doch dann wurde mir gleich zu Beginn die Fetzen eines Krimiplotts um die Nase gehauen. Ein Schuss, ein Mord, dann 300 Seiten Aufdröselung wie es dazu kam.
Wie kam es dazu? Ich weiß es nicht und es interessiert mich auch nicht sehr. Denn der Krimi in Eisvogel, ebenso wie das ganze klischeesatte pseudopolitische Setup sind enttäuschend, ja geradezu lästig.
Man könnte eine ganze Liste an Dingen aufstellen, die in dem Buch zum Weinen sind:
- Der Held. Ein Möchtegern Non-Konformist, letztendlich spießbürgerlich zum Erbrechen. Pseudointellektuell, man möchte sich in allen Punkten den Urteilen seiner Schwester und seines Vaters anschließen. Sein Selbstmitleid ist unerträglich, der Leser wünscht sich ihn zum Teufel.
- Der Pseudo-Byron Kaltwasser. Eine Figur vom Reißbrett.
- Dieser ganze pseudorechte Schmuh, langweilig, veraltet. Wie gerne würde man mal eine Reportage aus dem wirklichen Milieu lesen.
- Die meisten "Außenkommentare" fremder Stimmen. Überflüssig.
Was kann bleiben:
- Manuela
- Der Philosophieprofessor als Messie
- Einige Beschreibungen
- Einige Jugendszenen aus Südfrankreich
Fazit: Da wurde einiges zusammengemanscht, um dem ganzen Länge zu geben. Das beste wäre, den ganzen Torso in einige Einzelerzählungen zerschlagen (wie es vielleicht ursprünglich gedacht war). Die Thriller-Konstruktion trägt das alles nie und nimmer. Sie erscheint wie ein Vorwand.
Der Eisvogel, das sollte eigentlich ein schmaler Band mit fünf bis sieben Erzählungen sein, die einen sensiblen Beobachter zum Mittelpunkt haben, der ein wenig impressionistisch, aber nicht weinerlich an der Welt leidet. Leider ist er ein pseudoaktueller, pseudophilosophischer Pseudothriller, der einen mehr Lesezeit kostet, als er am Ende Wert ist.
Tuesday, July 04, 2006
Lichtjahre
So wünscht man sich ein Buch über Literatur, genau so. Witzig, informativ, reich an Anekdoten, subjektiv und voller selbst Erlebten. Authentische LIteraturgeschichte, die Lust auf all die Autoren und Bücher macht, die das Glück haben, aufgenommen worden zu sein. Las es und schlug es vorne wieder auf, um es noch mal zu lesen. Und bestellte massenweise Bücher und lese sie auch. Großartig.
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