Wednesday, December 06, 2006

Alles was du brauchst


Seit Weihnachten vor zwei (oder drei) Jahren im Regal. Jetzt herausgeholt und angefangen. Schwerblütige Vater-Tochter-Geschichte. Über 500 Seiten. Arbeit.

Thursday, November 30, 2006

Kameramörder


Dass mich das Ende dann doch tatsächlich überrascht hat. Klar, man sucht nach dem Mörder, die Hinweise, dass er uns sehr nah sein muss, sind nicht zu übersehen, aber so nah? Vielleicht bin auch einfach nur auf dem Schlauch gestanden.

Das ganze auch als Stilexperiment interessant. Passt in die aktuelle "Authentizitätsdebatte". Wenn es denn gerade eine solche gibt. Aber die Frage ist für die Literatur kein TRendthema, sondern essentiell.

Galvinic versucht das mit der Simulation einer echten Protokollsprache eines Nichtschreibers mit allen schiefen Metaphern und falschen Vergleichen und Abstraktionen. Das hält man normalerweise nicht lange aus - und Gott sei Dank hat das Buch nur 150 Seiten - aber es gelingt. Ist alles sehr anschaulich.

Dennoch vermisst man das: Die Musik, das Poetische. Klingt veraltet, ist aber so.

Friday, November 10, 2006

Will in der Welt

Und ich las in diesem Herbst viel über die Shakespeare'sche Zeit. Erfuhr manches über katholische Köpfe auf Brückenpfeilern, Bärenhatz, Marlows Studien und die Energie seiner Helden.

Will, damals.

Herbst -


Dreckiges Laub in den Straßen.
Mehr Mitleid für Obdachlose, abgewendete Blicke
Tiefe der Himmel und der Abwasserkanäle.
Ritter,, Tod & Teufel
und solche Bilder auf Yahoo

Lesen schärft Sehen - Tobias Wolff, Alte Meister



Alte Meister von Tobias Wolff im Zug gelesen. In Stimmung versetzt. Mood.

Man sieht besser bei solcher Lektüre: Die großen runden Augen der Frau in der S-Bahn gegen über, bedenklich (wenn nicht kummervoll) den Blick auf einen dreckigen Winkel unter der Sitzbank gerichtet, auf der ich mit dem Buch saß; der Bärtige mit dem Heavy Metal-T-Shirt (nicht Slayer), der auf der Rolltreppe nicht aufhören konnte in seinem englischen Taschenbuch zu lesen; die Bäume im Nebel in der Senke des Ammersees, vereinzelt oder in konspirativen Gruppen; die große Höckernase, das starke Kinn und der straffweiße Scheitel der jungen Frau, die ihre Tasche festhält, als sei es ihr Herz, voller Bücher steckend wahrscheinlich und Notizen und Krümel des Pausebrotes, das sie noch als Schülerin aß.

Lesen ist herrlich, wenn man schlendernd in einem Buch spazieren gehen kann.

Thursday, November 09, 2006

Tod in Venedig

In einer neuen Lesung mit Wamling. Gut, weil es mich langsam und besinnlich - "sinnend" - machte. Es ist eine meisterhafte Geschichte, wie man so sagt, da sitzt jede Silbe, jedes Satzzeichen und man bekomt lesend den Eindruck extremer Handwerklichkeit. Das ist kein Nachteil, sondern genau das, was einen die Geschichte heute nich bewundern lässt. Der Aufbau, die Beobachtungen, die gewollte Künstlichkeit des Stils, alles gleichermaßen maßvoll und kalkuliert. Manche sagen ja, das sei Edelkitsch. Vorwerfend. Warum eigentlich. Woher der Verwerfungszwang. Jemand, der das despektiertlich als Edelkitsch bezeichnet hat es nicht begriffen. (Aber die Begründung zählt nicht.)

Lento

Zur Zeit:
Will in der Welt
Alte Meister
Zeit
Hunde von Pompeii

Versuche wieder, lento zu lesen und die Dinge zu behalten. Jedenfalls die Struktur und den Aufbau. Alles andere ist ja sinnlos.

Hammsfahr

Das Setting sehr vielversprechend. Dann aber die Auflösung ermüdend.

Monday, October 16, 2006

Stephen King Biografie/Sara/Schwarz

Las eine Stephen KIng-Biografie, habe aber vergessen, von wem. Ziemliche Eloge. Aber gut zu lesen.

Sara: Ein sehr anrührendes Buch, wenngleich an manchen Stellen etwas zu viel Überflüssiges. Interessant immer wenn es um das Schreiben geht. Wäre das der letzte King-Roman, könnte man annehmen, er lässt das Schreiben oder jedenfalls das Genre. Was aber auch immer das einig Minderwertige ist bei ihm. Immer ist es ein toller Aufbau und ein enttäuschendes Splatterfinale mit irgendeiner Form von Monster. Ich will nicht sagen, dass es die Sache entwerten würde. Hinterlässt aber immer einen etwas schalen Nachgeschmack.

Schwarz: Garn, das völlig frei gesponnen wird. Dass hier alles möglich erscheint ist einerseits das Gute daran, aber auch immer eine Schwäche. Wenn die Helden in der Miene von irgendwelchen Schwammkopfmonstern angefallen werden, dann ist da wenig Überraschungspotenzial. Das nur beliebige ist schwach, denn es folgt keiner sichtbaren inneren Notwendigkeit.
In Schwarz werden viele Türen aufgemacht. Einige scheinen interessant. In anderen lauert der alte staubige Hut namens Splatter.
Die Frage: Der Turm hat sieben Bände. Will ich diese lange Lesereise auf mich nehmen? Es ist schließlich kostbare Lesezeit.
Dagegen sprechen: Beliebigkeit, Genreverhaftetheit, Banalitäten, Splatteröde.
Dafür: Wie entspinnt sich das heilioge Garn. Was für Gesichte, was für Geschichten sind in diesen Teppich eingewoben? Und: Was hat der Meister über die Zone, die Region, das unentdeckte Land zu sagen?

MAn will immer beides: Anspruch und Geschichten.

Monday, October 02, 2006

Neues vom Meister

Mein jährlicher King-Rückfall. Kaufte:
Sara
Atlantis
Das große King-Buch
Eine Bio

und kramte einiges aus dem Speicher meiner Eltern hervor (Salem, Gesang der Toten, Todesmarsch - dass dieses BUch einer seiner ersten Romane war, ich kann mich an so vieles erinnern).

Schwer zu sagen, warum ich immer wieder darauf zurück komme. Vielleicht hat das was mit Prägung zu tun. Jedenfalls ist mir heute kaum ein Schriftsteller näher, als Stephen King.

Dass es Horror ist, nehme ich als Nebensache mit. Ich mag das Genre ja, denn es ist ein Romantisches und es geht dabei um die Romantisierung der Welt und die immer interessanten Abgründe. ETA Hoffmann, Poe, ja auch Novalis zählen zu den Ahnen.

Las Schwarz. Man spürt, dass es ein Frühwerk ist. Manchmal sehr beliebig, manchmal geradezu schlecht und nach Parodie schreiend. MAnchmal aber visionär und durch die enorme Bildhaftigkeit beglückend.

Sara. Eines von den guten, man merkt es gleich, obwohl der Meister diesmal sehr lange braucht, um in den Rhythmus zu finden. Aber: Ich liebe es und ahne vieles.

Angstblüte

Walser hat wie immer ein interessantes Thema und schreibt einen geistvollen Stil. Werde aber nicht warem damit. Und schaffe die letzten 20 Seiten nicht. Brauche jetzt unbedingt etwas warmes, lebendiges, großes Kino. Brauche den Meister...

Henry James Lady

Angesteckt von Vollmann. Es war zwat langweilig, war aber auch schön. Wie wenn man halt mit einer Lady zusammen ist, die zwar sehr hübsch und anmutig ist, bei der man aber doch die ein oder andere Gesprächspause durchwarten muss.

Thursday, August 24, 2006

Irrungen, Wirrungen

Fontane mal wieder. Eine seiner typischen, sehr einfachen Geschichten von Standesunterschieden und abgebrochenen Liebesverhältnissen und alle finden sich drein. Das Schlusswort ist herrlich. Ein sehr schönes, kleines Buch.

Jesus von Texas

Brillant.
Mehr fällt einen kaum ein. So ein Buch wurde hierzulande noch nicht geschrieben. Dagegen wirken die frühen Krausser-Sachen unprofessionell.

Pater Amaro

Ein echter 19 Jht-Roman, den ich gefressen habe, wie einen Stephen King-Krimi. Sehr schön alles: Die Leute, die Landschaft, der Plott, die Anlage. Eine echte Entdeckung und mein erstes Portugalbuch.

Ignaz

Das Buch, das Simon mir geschenkt hat. Verteufelt gut und die optimale Lektüre für meinen Bekannten Hase, der sich an solchen sprüchen sicher aufgeilt. Sie sind auch sehr gut. Und tatsächlich wurde ihm das Buch bei Amazon empfohlen. Ein im Gedächtnis bleibender Einzelfall.

Algerien-Krimi

Hart und so lala - nich meine Welt.

Was vom Tage übrig blieb

Benchmark zum Thema Service-Orientierung. Ein sehr schönes Buch, auch wenn so eine Art Rollenprosa immer etwas unfaires der Figur gegenüber hat. Wir - der Leser und der Autor - wissen mehr als der Erzähler, der gleichzeitig die Hauptfigur ist. Aber sehr sauber und stark sind die Brüche in der Figur, seine halbbewussten Lügen, seine Lebenslüge, die eigentlich gar keine ist. Er hat sich eben diese äußere Form gegeben und sie verinnerlicht. Es gibt bestimmt unglücklichere Typen. Ein interessantes und vilefach anregendes Werk in blitzsauberen Stil.

Monday, July 17, 2006

Der Zentauer

Updikes Vater-Sohn-Geschichte. Das Porträt des Vaters ist wirklich sehr anrührend und auch die Idee einer mythologischen Parallelwelt ist immer wieder sehr reizvoll: Wir sind nicht nur wir und hier, sondern hier ist auch anderswo und da sind wir ein alter Zentauer oder Prometheus und die Sportlehrerin ist Aphrodite und ihr Mann der Mechaniker ihr betrogener Hepheist und der Schuldirektor ist natürlich Zeus.
Das ganze spielt an wenigen Tagen im Winter, Vater und Sohn kommen einfach nicht nach Hause, einmal, weil das Auto nicht will, dann verhindert der Wettergott persönlich, dass sie in das abgelegene Farmhaus zurückkehren können, wo die Mutter wartet und an ihren Männern verzweifelt. Der Vater ist der Zentauer, der sich für den Sohn opfert, weil sein Leben eh von einer unheilbaren Verwundung zerstört ist. Die Verwundung äußert sich in der eigentümlichen, weil vom Vater nur immer aber dafür fortwährend und fast manisch behaupteten eigenen Unfähigkeit im Beruf, als Vater, als Ehemann oder als allgemein gemeinnütziges Wesen. Dem Sohn ist das sehr peinlich, zumal er den Vater liebt. Das führt dazu, dass der Beschützerinstinkt bei beiden eigentümlich verkehrt ist.

Viele Updike-Themen: Kunst, Hautausschlag, Kleinstadt, ein Farmhaus ab vom Schuss, wo die Mutter regiert, Tierliebe, Fremdgehen als kontinuierliche Alltagschance.

Obwohl ich Updike vergöttere und für den größten zeitgenössischen Schriftsteller halte ...ich habe mich doch über manche minutiös-lyrische Beschreibung ein wenig gelangweilt. Manchmal tut er einfach zu viel und übertreibt es, aber das gehört auch zu ihm, macht ihn eher noch größer, es ist eine Art Religion, eine Feier des Alls, ein Begrüßen der Welt, in welcher Erscheinungsform sie sich auch darbietet...

Gut ist es, immer noch ein paar Updikes zuhause zu haben.

Ist wie mit der Flasche Wein, der sprichwörtlichen.

Wednesday, July 05, 2006

Eisvogel

Die Anziehung des Titels, des Covers und der Vorschusslorbeeren war gewaltig und so habe ich kurzerhand zugegriffen und auch gleich angefangen, dies, obwohl sich gerade sehr viele andere Bücher um mich herumstapeln, denen ich förmlich entgegenfiebere. Ich las das erste Kapitel (Kapitel? Abschnitt? Beschreibungswelle?) im Spätzug aus München in einem überhitzten und überfüllten Abteil voller Business Men und Women, die nervös auf Laptoptastaturen eindroschen, argwöhnisch Kurzmitteilungseingänge beäugten oder mit den gelben Seiten der FTD raschelten. Aber das spielte keine Rolle. Ich wusste, dies war ein Buch, das es langsam zu lesen galt. Hier geht es um Beschreibungen, Sichtbarmachen einer Welt.
Dachte ich. Doch dann wurde mir gleich zu Beginn die Fetzen eines Krimiplotts um die Nase gehauen. Ein Schuss, ein Mord, dann 300 Seiten Aufdröselung wie es dazu kam.
Wie kam es dazu? Ich weiß es nicht und es interessiert mich auch nicht sehr. Denn der Krimi in Eisvogel, ebenso wie das ganze klischeesatte pseudopolitische Setup sind enttäuschend, ja geradezu lästig.
Man könnte eine ganze Liste an Dingen aufstellen, die in dem Buch zum Weinen sind:
- Der Held. Ein Möchtegern Non-Konformist, letztendlich spießbürgerlich zum Erbrechen. Pseudointellektuell, man möchte sich in allen Punkten den Urteilen seiner Schwester und seines Vaters anschließen. Sein Selbstmitleid ist unerträglich, der Leser wünscht sich ihn zum Teufel.
- Der Pseudo-Byron Kaltwasser. Eine Figur vom Reißbrett.
- Dieser ganze pseudorechte Schmuh, langweilig, veraltet. Wie gerne würde man mal eine Reportage aus dem wirklichen Milieu lesen.
- Die meisten "Außenkommentare" fremder Stimmen. Überflüssig.

Was kann bleiben:
- Manuela
- Der Philosophieprofessor als Messie
- Einige Beschreibungen
- Einige Jugendszenen aus Südfrankreich

Fazit: Da wurde einiges zusammengemanscht, um dem ganzen Länge zu geben. Das beste wäre, den ganzen Torso in einige Einzelerzählungen zerschlagen (wie es vielleicht ursprünglich gedacht war). Die Thriller-Konstruktion trägt das alles nie und nimmer. Sie erscheint wie ein Vorwand.
Der Eisvogel, das sollte eigentlich ein schmaler Band mit fünf bis sieben Erzählungen sein, die einen sensiblen Beobachter zum Mittelpunkt haben, der ein wenig impressionistisch, aber nicht weinerlich an der Welt leidet. Leider ist er ein pseudoaktueller, pseudophilosophischer Pseudothriller, der einen mehr Lesezeit kostet, als er am Ende Wert ist.

Tuesday, July 04, 2006

Lichtjahre

So wünscht man sich ein Buch über Literatur, genau so. Witzig, informativ, reich an Anekdoten, subjektiv und voller selbst Erlebten. Authentische LIteraturgeschichte, die Lust auf all die Autoren und Bücher macht, die das Glück haben, aufgenommen worden zu sein. Las es und schlug es vorne wieder auf, um es noch mal zu lesen. Und bestellte massenweise Bücher und lese sie auch. Großartig.

Tuesday, June 20, 2006

Die Stadt hinter dem Strom

Sehr düster, sehr getragen, sehr schleppend. Aber, habe es erst mal wieder zurück ins Regal gestellt. Glaube, dass es gut ist. Ist nur nicht die Zeit dazu.

Anregend übrigens das Motiv der Stadt der Toten, das Zwischenreich, die totale Fremde.

Phänomen: Als ich einer Kollegin den "Plot" erzählte, war sie ganz angetan davon und will das Buch unbedingt lesen.

Literaturzeitschriften

Die Horen, Volltext, Am Erker, Schreibheft

http://www.die-horen.de/
http://www.schreibheft.de/
www.volltext.at
www.am-erker.de

Immer wieder Fundgruben für Anregungen. Blättern, lesen, unterscheiden, schauen, vergleichen, nachdenken, schreiben.

Tuesday, June 06, 2006

Bücher, die man noch mal lesen sollte (1)

100 Jahre Einsamkeit
Die Dämonen
Die Brüder Karamasow
Der arme Chatterton
Der Zauberberg

Leben und davon erzählen...

...legte ich nach knapp 100 Seiten wieder beiseite. Ist nicht die Zeit, in die Tiefen der kolumbianischen Geschichte abzutauchen. Besser wäre es, vorher noch mehr Geschichten und Romane von Marquez zu lesen. Oder das eine Buch noch einmal, 100 Jahre Einsamkeit, toller Titel. Sollte man vielleicht sowieso viel häufiger tun: Die guten Bücher noch einmal lesen. Wer weiß, ob man noch mal dazu kommt. Und auch als Kind hat man doch die Geschichten immer und immer wieder hören wollen.

Todeshauch

Bescheuerter Titel, gutes Buch. Gewalt in der Ehe, Gewalt überhaupt.

purpurne Flüsse

...ist ein harter Thriller aus Frankreich und hat mir bei aller Spannung und Unterhaltung die Grenzen den Genres aufgezeigt: Es mündet immer in der Auflösung des Rätsels, den Verdächtigen kann man sich aufgrund der Geschlossenheit des Romankosmos meist an den Fingern einer Hand ablesen. Einem Kriminalroman kann es nie an Verdächtigen fehlen.

In diesem Fall war sehr schnell kar, dass es zu dem verschwundenen Mädchen im Roman nur ein Pendant geben kann. Auch die Zwillingsüberraschung ist keine wirkliche.

Es bleibt einem nichts, als das Ende eines Krimis so hinzunehmen.

Friday, June 02, 2006

Marai - Die Fremde

Der Schwermütig-Alteuropäische daran. Der starke, souveräne Prosatakt.

Woher all diese Marai-Bücher kommen? Als hätte jemand irgendwo einen Wunderkoffer geöffnet. Die Welt ist groß, Rettung gibt es überall.

Monday, May 29, 2006

Der fernste Ort

Kehlmann. Der Titel ist noch das beste an dem Buch. Es gibt gute Stellen, aber so richtig warm wird man nicht damit. Spannender wäre es gewesen, wenn der Typ wirklich ausgestiegen und nicht "nur" gestorben wäre.

Faustus

zum xten Mal. Kaum noch reizbar dagegen. soll ich es lassen? Ist schon fast eine Art Zwang. (Dabei kann ich es wirklich nicht mehr hören)

Nachtzug

...nach Lissabon. Ein sehr schönes Buch zum Lob der Worte und der poetisch-gelehrsamen Beschäftigung mit ihnen. Dazu die Biografie eines Mannes, die sich der Protagonist detektivisch erarbeitet und dabei gleichzeitig eine segensreiche Wirkung auf die Befragten entfaltet. Leider geht einem der Kerl, um den es geht, ein wenig auf die Nerven.

Gregorius, da haben wir einen von diesen Langweilern, die nichts tun wollen, außer lesen und in ihren Büchern herumkritzeln, aber durch diese Beschäftigung eine gewisse Beruhigung auf ihre Umgebung ausstrahlen. So ein Zuhörer eben. Viel sympathischer, als der etwas altmodisch verstiegene Portugiesische Intellektuelle, dem er sich an die Fersen heftet.

Wednesday, May 17, 2006

Fandorin

Das ist sehr schön. So klar, so liebenswürdig, so ganz und gar un-schwer. Musste im Zug bei der Lektüre aufpassen, dass ich nicht plötzlich laut herausprustete. Zum Beispiel bei Fandorins Besuch in der Spielhölle und seinem todesmutigen Duellversuch.

Werde mehr davon lesen. Ein neues Feld eröffnet sich da: Populäre russische Gegenwartsliteratur. Erfrischend anders. Und man spürt dabei trozu aller Leichtigkeit den schweren Atem Dostojewskis und Tolstois im Nacken.

Wir das der Auftakt einer weiträumigen Umschiffung der Angelsachsen und Amerikaner?

Thursday, May 11, 2006

Die grauen Seelen

Noch ein Titel mit Seelen. Und bestätigt gleich, was zuvor gesagt wurde. Es werden nur Personen vor einen hingestellt. Das ist alles. Das Handlungsmäßige, Ankedotische bringen sie mit. Und hier sind ganz nahe, aber unsichtbar, aber immer hörbar, aber immer unfassbar hereinstrahlend namenlose Greuel. Innen und Außen. In einer Kritik las ich im Vorrübergehen, dass man dem Autoren "Klischee" vorzuhalten meinte. Dieseer Vorwurf trifft immer, ob Grass, King, Shakespeare. Die Kunstmittel sind bekannt, na und. Man möge sich darüber beruhigen.

Ian Rankin

Die Seelen der Toten. Auch bei Kriminalromanen gilt: Die Figuren machen's. Hier der etwas abgerissene, trinkende, gezeichnete Rebus und der unglaublich gefährliche Carrie. Menschen wie Welten. Die eine düster und traurig, die andere wie ein darwinistischer Dschungel. Dazu jede Menge Nebenfiguren, die nicht nur Randsteher sind: Janice, die Jugendgeliebte, die unzufrieden mit ihrem Vorstadtleben ist, ihr sympathischer Mann, dem es nur einmal gelang, seine Mittelmäßigkeit zu überwinden, ihr trauriges, einförmiges Leben, die Rebus-Geliebte Patience, diverse Jungkriminelle und Pädophile und und und. Der Plot? Schick solche Menschen nur ins Rennen, oder besser noch in eine Kulisse mit Ressonanz, wie sie Edinburg hergibt, und er ergibt sich von alleine. So ist es jedenfalls hier. Die Personen sind es. Und jede ist eine Welt. So muss man sich das denken.
Großartig (gebrauche ich das Wort in letzter Zeit zu oft?)

Monday, May 08, 2006

Rankin. Die Seelen der Toten

Sind Kriminalromane die modernen Ritter- und Aventürromane? Bestimmt. Immer ein einzelner Ritter auf der Suche (Quest), immer eine unschuldige Frau, die zum Opfer bestimmt ist, immer ein Gegner der dunklen Seite der Macht. Aber auch modern, denn natürlich immer im Kampf gegen die Windmühlen der Bürokratie, des "Apparates".

Ian Rankin also. Ein tolles Buch, in das man sich ganz verlieren kann. Der Kriminalroman als strenge Form, der Raum lässt für Figuren. Rebus ist einem sehr nahe, viel näher als die Helden so mancher belltristischer Literatur, die allgemein auf höherer Stufe angesiedelt wird. Ein Buch, das es seinem Helden erlaubt, einfach mal durch die Kneipen zu tingeln und sich mies zu fühlen, auch wenn das die Handlung scheinbar nicht vorantreibt. Großartig. Mehr inder Art. Die Wälder am Fluss war auch so ein "Kriminalroman". Ich lese mehr und mehr solcher Bücher.

Wednesday, May 03, 2006

Träumende Bücher

Moers also. Auf Empfehlung von Helmut Krausser sozusagen, da ich in seinem TB davon las.

Großartig. Unbezähmbarer Einfallsreichtum. Eine Prosa des lustvollen Ausmalens.

Thursday, April 20, 2006

Lila

Martin Suter zum ersten Mal. Gut unterhalten, obwohl dem ganzen am Ende etwas die Luft auszugehen scheint. Vielleicht wäre es kürzer auch gegangen. Längen verzeiht man nur Autoren, die in diesen Abschweifungen etwas interessantes zu sagen haben. Manchmal verzeiht man ihnen auch Langweiliges. Hier gibt es aber gar keine Abschweifungen. Nur die Handlung hätte etwas gerafft werden können. Aber vielleicht leigt das auch darin, dass die stillschweigende Forderung herrscht, dass alles szenisch gezeigt werden muss. Manche Informationen lassen sich so nur recht unhandlich einführen. Mehr Mut zur erzählerischen Raffung oder zur Halbszene, sonst kann man sich ja gleich Filme anschauen und der Roman gibt sein Alleinstellungsmerkmal auf. Das heißt, eines seiner Alleinstellungsmerkmale.

Der Poet

Wieder große Lust auf leichte Kost verspürt. Connellys Poet war da genau das richtige. Schade an solchen Thrillern ist nur immer, dass aufgrund der erzählerischen Ökonomie der Kreis der Verdächtigen meistens relativ klein ist. Auf die gute Frau fällt der Verdacht ziemlich früh. So früh, dass man bald auch den anderen in Betracht zieht. So oder so ist das Ende keine Überraschung mehr. Trotzdem war es spannend und intelligent eingefädelt. Muss man alles auch können.

Tuesday, April 11, 2006

HP 6 - Die Lesung

Wie immer Rufus Beck in Hochform. Sympathisch, dass der Erzähler in all diesen Jahren auch mal erkältet sein darf.

Glaube nicht daran, dass Snape zu den Bösen übergelaufen ist. Meinbe Theorie: Dumbledore hat das Medaillon zu einen Horkruks gemacht und ein Stück seiner Seele hineingerettet. Das ganze ist Teil eines intelligenten Plans. Übel wird nur sein, wenn Harry Potter dem ganzen auf die Schliche kommt und er merkt, wie sehr er ausgenutzt worden ist.
Es wird alles gut.

Der Sportreporter

Ford, einer meiner Lieblingsautoren. Leider hat er bisher nicht viel geschrieben. Leider war auch der letzte Erzählungsband eher mau und komisch übersetzt. Nun also endlich den Sportreporter in der schönen TB-Ausgabe des Berlin Verlags. Sah es und kaufte es ohne nachzudenken.

Und hab es nicht bereut. Noch im Zug habe ich mit der Lektüre begonnen und buchstäblich erst nach zwei Wochen wieder aufgehört (immerhin über 500 Seiten). Großartig wie immer bei Ford die Melancholie, die über allem schwebt. Das alles ist so leicht und dabei so unsäglich traurig und man weiß gar nicht recht warum, denn der Held lässt nichts davon an sich heran kommen.

Außer der Melancholie ist das also diese Leichtigkeit. Ja, warum zum Teufel sollte man all diese Dinge an sich heranlassen. Dieses Denken. Das Schlimme in der Welt. Die Verzweiflung jeder einzelnen Existenz. Seltsamer Weise lebt es sich mit der Lektüre dieses traurigen Buches etwas leichter.

Dann: Interessantes über den "Sportreporter", als Berufsstand. So etwas hat man immer gerne. Ich meine, die meisten Menschen verbringen den Großteil ihrer Zeit an der Arbeit, also sollte man auch etwas darüber erfahren. War übrigens auch schon bei Unabhängigkeitstag so.

Weniger interessant sind die vielen Spruchweisheiten. Die steckt man ein, wie Wechselgeld, man zählt sie nicht nach und vergisst sie in der Hosentasche, bis man sie wieder verliert. Vielleicht tragen sie zur Stimmung bei, habe aber den Verdacht, dass nicht viel dran ist an ihnen und dass Ford besser drauf verichten sollte.

Ich freue mich auf einen neuen Roman von ihm (auch wenn ich diesmal etwas weggeknackt bin, namentlich gegen Ende.)

Thursday, March 16, 2006

Malteser Falke

Miese Übersetzung, Redundanzen, überflüssiges Geschwätz, Unglaubwürdigkeiten. Ist das tatsächlich ein Klassiker. Ich glaube, ich schaffe es nicht. Das ist alles so künstlich und 50er Jahre-staubig. Und dann ist dieser Sam auch noch ein ziemlich Unsympath. Ich glaub', ich steck es.

Monday, March 13, 2006

Fest der Steine

Franzobel. Habe mir mehr davon versprochen. Ermüdend. Zu viele Gestalten, kann man sich gar nicht alle merken. Auch diese ganze Nazinudelsuppensache ist schwer erträglich. Vieles geschmacklos. Spekuliert auf die Anerkennung des Grotesken. Eine argentinische Blechtrommel. Wahrscheinlich steckt irgendein ausgeklügeltes Konstruktionsprinzip dahinter. Mag sein.

Sucht mein Angesicht

Als Hörbuch. Updike eben, souverän, fast jeder Satz ein Gedicht. Man sollte nicht zu viel Upduke lesen. Er ist zu stark. Könnte frustrierend sein.

Das ist natürlich Unsinn. Man sollte alles von ihm lesen. Lesen und auf die Knie fallen.

Zur Abwechslung mal als Hörbuch. War angenehm.

Monday, January 16, 2006

Wunderbarer Falschmünzer

Habe Vollmanns Opus Magnum wieder hervorgezogen. Denn für einen Büchermenschen ist nichts schöner, als der Gesamtroman seiner Lieblinge und Vollmann hat ihn geschrieben. Angenehm bei der Zweitlektüre: Es gibt keinen Grund zu hetzen und man nimmt sich eher die Zeit, in dem Buch wie in einem Lieblingsmuseum auf Entdeckungsreise zu gehen und sich die ganzen Kleinigkeiten mit Liebe und Freude zu betrachten. Habe heute gleich alles Mögliche von ihm bei Amazon bestellt.

Die Hauptsachen

Wunderbares Buch von Martin Amis. Versuche es auf eine neue Art zu lesen, nämlich indem ich versuche, möglichst gut zuzuhören und mir möglichst viele Einzelheiten zu merken. Das Ergebnis ist verblüffend: Man trägt das Buch im Kopf mit sich her und kann darin wandern. Außerdem ist man endlich so ziemlich von der Sklavenhast befreit, Seiten zu fressen.

Zum Buch selbst fällt mir folgliuch so viel ein, dass ich erst gar nicht anfange, alles aufzuschreiben - es liefe auf eine Nacherzählung hinaus. Interessant ist vor allem, wie er als Schriftsteller sein leben ähnlich einem Romancier um einige wenige Leitmotive gruppiert - seine Zähne, seine ermordete Cousine, sein Vater - und dann einfach mal schaut, wo überall es ihn hinführt. Das Spannende dabei ist, dass jede Abschweifung nicht nur erlaubt ist, sondern sogar höchst willkommen, je bizarrer, desto besser.

Monday, January 09, 2006

Amerikanische Literaturgeschichte

Erinnert an die guten, so aussichtsreichen Studentenzeiten. Überall Keimzellen für Konflikte, Plotts oder Charaktere. Eine Literaturgeschichte blind aufgeschlagen und als Anregung nutzen. Überraschend inspirierend.

Am Hang

War ja ein großer Publikums- und Kritikererfolg. Langweilige, gestelzte Halbgelehrtenprosa. Und die Überraschung am Ende? Ein findiger Leser merkt ungefähr auf Seite 2, wohin der Hase läuft. Nur dass dieser ganze Plott schlampig und unzureichend eingefädelt ist und die ganze Geschichte den Hang hinunter rutscht.

Hausaufgaben

Arjourni - das beste war Hoffmanns Hunger und die Krimis sind auch nicht schlecht. Das ist wieder eine Enttäuschung, ähnlich wie Idioten. Altbackenes, unsympathisches und am Ende in seiner Überzogenheit kaum glaubhaftes Zeug. Wenn man so viele Klischees aneinander reiht, dann muss das ganze viel, viel satirischer sein. Und wenn man Übles sichtbar machen will, dann freut sich der Leser trotzdem, wenn es irgendwo ein erfreuliches Gegenlicht gibt und sei es nur ein Flämmchen. Aber da gibt es in Hausaufgaben nichts. Warum soll man so was lesen?